BONN/LIMBURG, 29.03.2020
Kirche darf sich nicht zurückziehen
Wir werden gebraucht
Die Kirche darf sich in Krisenzeiten nicht zurückziehen, sondern muss an der Seite der Menschen stehen und mit ihren Angeboten in der Öffentlichkeit präsent sein. Dies hat Bischof Dr. Georg Bätzing im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur (dpa) am Sonntag deutlich gemacht. „Die Kirche übt gerade neue Formen der Kommunikation. Die Erfahrungen werden wir auswerten. Vor allem spüre ich: Geistliche Angebote zur Orientierung für Menschen werden sehr nachgefragt. Wir werden gebraucht. Deshalb werden wir uns auch ganz sicher nicht aus dem öffentlichen Raum zurückziehen. Unsere offene Gesellschaft lebt ganz entscheidend von Menschen und Institutionen wie der der Kirche, die Werte leben und vermitteln“, sagte der Bischof von Limburg, der seit Februar der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz ist.
Sich auch nach der Krise an Helden des Alltags erinnern
Die Corona-Pandemie habe die Kirche und die Gesellschaft in eine unvergleichliche Situation gebracht. Alle öffentlichen Gottesdienste seien abgesagt. Auch die besonderen Liturgien an den Kar- und Ostertagen seien davon betroffen. „Ostern findet statt! Das ist die wichtigste Botschaft. Ja, es ist sehr schmerzlich, dass wir diese besonderen Tage im Jahr nicht in gewohnter Weise feiern können. Wir werden aber auch über die modernen Medien viele Gottesdienste anbieten können. Ich bin ganz zuversichtlich, der Funke der Freude wird auch so überspringen“, sagte Bätzing.
Er plädierte für einen kreativen Umgang mit der Krise. Es sei wunderbar zu sehen, was gerade an neuen Formaten und an Hilfenetzwerken wachse. Er wisse von gestreamten Gebetszeiten, von Podcasts und Videoimpulsen, die dafür sorgten, dass der Kontakt zu den Gläubigen nicht verloren ginge. „Es gibt natürlich gute Gründe dafür, dass wir uns derzeit nicht versammeln: Körperlicher Abstand bedeutet in diesen Zeiten Sicherheit für uns und vor allem für die besonders gefährdeten kranken und alten Menschen, das ist jetzt ein Gebot der Nächstenliebe. Gleichzeitig stelle ich gerade in der gegenwärtigen Krise ein starkes Bedürfnis nach Halt und Orientierung fest“, so der Bischof.
Die derzeitige Situation ist für ihn ein historischer Augenblick, der ganz sicher Zukunft verändern werde. Er hofft darauf, dass die Gesellschaft das Positive an menschlicher Fürsorge bewahre. Und hoffentlich denke man auch noch der Krisenzeit nochmal an die Heldinnen und Helden des Alltags. Größte Sorgen mache er sich jedoch wegen der ökonomischen Auswirkungen der Krise. Viele Menschen müssten um ihre berufliche Existenz bangen. Er hoffe, dass die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen hier schnell greifen.