WIESBADEN, 10.12.2020
Maria, Josef und ein Esel namens Emil
GUTE IDEEN SIND GEFRAGT, UM ADVENT UND WEIHNACHTEN IN CORONA-ZEITEN ZU FEIERN. WIR STELLEN IN DER REIHE „GOTT BEI EUCH!“ EINIGE AUS UNSEREM BISTUM VOR.

„Maria und Josef, kommt mal bitte und bringt den Esel mit“, schallt es laut an diesem kalten Dezembermorgen über die große Wiese. Gemeindereferent Andreas Schuh beordert die beiden Hauptdarsteller zum heutigen Schauplatz. Christina und Julius eilen herbei, schließlich müssen sie sich jetzt auf die Reise machen: von Nazareth nach Bethlehem. Der Esel mit Namen Emil erweist sich dabei als eher störrisch. Dass er an diesem Vormittag auch eine wichtige Rolle spielen soll, schert ihn nicht im Geringsten. Doch dem kleinen Julius gelingt es schließlich, ihn zum Gehen zu bewegen. „Kamera läuft“ signalisiert Gemeindereferent Johannes Marx, der mit professionellem Equipment ausgerüstet ist. Eine Viertelstunde später ist wieder eine wichtige Szene für den geplanten Krippenspielfilm im Kasten.

Was sonst am Heiligabend in den Kirchen der Pfarrei St. Bonifatius live und vor Ort passiert, wird coronabedingt als Film vorproduziert. An die 150 Kinder ab fünf Jahren machen zu normalen Zeiten an den einzelnen Kirchorten mit. Jetzt sind es nur etwa 30 Grundschulkinder, mit denen an verschiedenen Orten, meist draußen, gedreht wird. Außer dem Esel Emil kommen auch Ziegen und sogar Pferde zum Einsatz. Zwei Fassungen sind geplant, bei einer davon ist das Krippenspiel in einen Wortgottesdienst eingebettet. Diese Version wird als DVD den Altenheimen im Pfarreigebiet zur Verfügung gestellt und ist auf Youtube zu sehen. Der Link dazu wird am 24. Dezember um 15 Uhr auf der Homepage der Pfarrei freigeschaltet. Das „pure“ Krippenspiel wird exklusiv in den Krippenfeiern in den Kirchen vorgeführt.

„Das ist gut ausgedacht“, meint ganz einsichtig Julius: „Dann gibt es in den Kirchen kein Gedrängel.“ Und die Familien könnten auch noch Zuhause auf dem Sofa gucken, sagt der Achtjährige, der in ein bodenlanges, grünes Gewand gekleidet ist und seinen Filzhut mit großer Selbstverständlichkeit trägt. Er hat bereits Krippenspielerfahrung, war mehrfach als Hirte dabei. Jetzt wollte er sich mal an eine „größere Rolle wagen“, wie er erzählt. Froh darüber, dass sie die weibliche Hauptrolle ergattert hat, ist Christina. „Ich komme sowieso aus einer Schauspielerfamilie“, sagt die Neunjährige selbstbewusst, wirft geschickt ein großes weißes Tuch über ihre dunklen Haare und versucht, Schritt zu halten mit dem Esel. Der hat es auf einmal ziemlich eilig und muss mühsam von Julius zum Stehen gebracht werden für die Tonaufnahme.

„Ich habe auch schon den Josef gespielt und weiß, wie das ist“, kommentiert sachverständig Nico, der die große Tonangel mit dem grauen Puschel hält. Weil er schon elf Jahre alt ist, durfte er diesmal zwar nicht mitspielen, hat aber die technische Assistenz übertragen bekommen. Unterstützt von seiner Mutter, Katarzyna Klöckner, Sekretärin der Pfarrei St. Bonifatius, nimmt er diese Aufgabe sichtlich stolz wahr. „Jetzt tun wir so, als ob die Kamera nicht da ist“, weist Christina an und wendet sich an ihren Begleiter: „Josef, wie weit ist es noch? Es wird schon bald dunkel.“ Kurz darauf sind an der Krippe schon die Heiligen Drei Könige zu Gast und überbringen ihre Gaben.

Maria bittet für alle Kinder
Die Fürbitten für den Wortgottesdienst werden aus den Rollen heraus gedreht. „Als Josef bitte ich für alle, die auf der Flucht sind“, spricht Julius eindringlich in die Kamera. „Öffne die Herzen der Menschen, dass sie die Not der Flüchtlinge sehen und bereit sind zu helfen.“ Christina bittet als Maria für alle Kinder: „Dass es den Menschen auf der Erde gelingt, Kindern ein gutes Zuhause zu geben“, sagt sie ernst. Die Chor- und Orgelmusik für den Wortgottesdienst ist in der St. Bonifatius-Kirche aufgenommen worden. Angefangen haben die Dreharbeiten rund um die Kirche Maria Hilf. Dort hat Kaiser Augustus mit viel Power zur Volkszählung aufgerufen, dort haben Maria und Josef auf Herbergssuche an viele Türen geklopft. An der Krippe dieser Kirche wird Fernsehmoderator Sven Voss, der zur Pfarrei gehört und beim Film mitwirkt, als Erzähler auf den Plan treten und mit den altbekannten Worten beginnen: „Und es begab sich zu der Zeit…“