LIMBURG, 18.05.2020
Priesterweihe in Corona-Zeiten
Festlicher Gesang und Musik, eine große Gottesdienstgemeinde mit Hunderten von Menschen aus dem ganzen Bistum, im Anschluss ein Empfang im Priesterseminar und einige Tage später eine feierliche Primiz. Wenn Diakon Moritz Hemsteg am 30. Mai seine Priesterweihe empfängt, dann wird vieles anders sein als erwartet: „Ich finde es schon etwas traurig, dass es nicht in einem so feierlichen Rahmen stattfinden kann“, sagt Hemsteg. Viele Gemeindemitglieder hätten sich auf die Weihe sehr gefreut und sich zum Teil schon länger auf den Weihegottesdienst und die Primiz vorbereitet. 40 bis 50 Personen habe er jetzt für den Gottesdienst in Limburg eingeladen. Doch er kann manches auch positiv sehen: „Dass der ganze Dom dann auf mich schaut, war ein Gedanke, der mir nicht zugesagt hat. Ich kann jetzt etwas gelassener sein.“ Überhaupt sei er gerührt gewesen, welch großer Aufwand in den Gemeinden für ihn betrieben worden sei.

In Hofheim aufgewachsen
Hemsteg wurde 1993 in Wesel am Rhein geboren. Zur Grundschulzeit zog die Familie nach Hofheim am Taunus. Nach seinem Abitur 2012 studierte er bis 2017 in Sankt Georgen in Frankfurt sowie in Boston in den USA Katholische Theologie. 2019 wurde er zum Diakon geweiht. Seitdem arbeitet er in der Pfarrei St. Martin Idsteiner Land in Idstein.
Dort hat er Paare getraut, Säuglinge getauft und Verstorbene beerdigt. Zu Ostern organisierte er eine kleine Ausstellung mit Bildern, die Menschen mit Behinderung geschaffen hatten. „Die Kunstwerke können für einen guten Zweck noch erworben werden.“, erklärt er lachend. Vor der Corona-Pandemie war Hemsteg auch als Religionslehrer im Dienst. „Ein Hochschulkurs an der Universität ist keine Herausforderung im Vergleich zum Religionsunterricht in der Schule“, sagt der Theologe mit großem Respekt vor den Lehrerinnen und Lehrern, die täglich in Schulen unterrichten. Theologische Themen und Texte für Kinder verständlich aufzubereiten, sei extrem „herausfordernd“. Dabei liegt dem 27-Jährigen eigentlich die pädagogische Arbeit. In der Gemeinde lud er bereits zu einigen Vortragsabenden zu liturgischen und theologischen Themen ein. „Ich habe das sehr gerne gemacht“, sagt Hemsteg. „Ich war vor Corona aber auch regelmäßig in der Ökumenischen Kleiderkammer in Idstein und habe angepackt.“
Als Priester in viele Rollen schlüpfen
„Was ich sehr attraktiv finde an der Berufung zum Priestertum ist, dass es sehr vielseitig ist. Seelsorgegespräche in der Familie, offizielle Anlässe, Freizeiten und Zeltlager“, sagt Hemsteg. Als Priester dürfe man in sehr viele Rollen schlüpfen. In jeder Rolle aber gelte es klar zu machen, dass Christen etwas geschenkt sei, dass nicht von dieser Welt sei, nämlich die Gnade und Liebe Gottes.
Auch sein Weihespruch: „Denn im Himmel ist unsere Heimat.“ aus dem Brief an die Philipper (Phil 3,20) verweist darauf. „Das Bibelwort begleitet mich schon eine sehr lange Zeit aus unterschiedlichen Gründen. Es zeigt, woher Christus kam und worum es uns als Christen geht, nämlich sich im Himmel und in Idealen zu verwurzeln, die höher sind als diese Welt.“ Priester zu sein, darin erkennt Hemsteg seinen Lebenssinn. Er will an entscheidenden Stellen mitarbeiten und mitgestalten, weil Kirche ihm sehr am Herzen liege. „Ich glaube einfach nicht an die Idee Jesus ohne die Kirche. Ich will Priester sein in der Kirche, mit der Kirche und als Kirche.“

Zur Weihe in die rumänische Heimat
Priester sein für die Menschen will auch Leon Pişta. „Eine Kirche ohne Menschen ist keine Kirche“, sagt der 28-jährige Diakon, der gebürtig aus Rumänien kommt. Wie seine Priesterweihe am 24. Juni in seinem Heimatbistum Iaşi gefeiert wird, steht aufgrund der Einschränkungen durch das Corona-Virus noch nicht fest. „In Rumänien wurden wie in Deutschland lange keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert. Die ersten Lockerungen kamen Mitte Mai.“ Vielleicht werde die Priesterweihe wie in Deutschland mit einer kleinen Gemeinde gefeiert. Da neben Pişta noch neun weitere Männer zu Priestern geweiht werden sollen, gebe es derzeit die Überlegung, mehrere Weihegottesdienste zu feiern, um Familien eine Teilnahme zu ermöglichen. „Auf jeden Fall wird es eine außergewöhnliche Priesterweihe“, sagt der 28-Jährige.
Leon Pişta wurde 1991 in Bacău in Rumänien geboren. Nach seiner Schulzeit studierte er in Iaşi ab 2010 Philosophie und Theologie. Im Herbst 2012 setzte er seine Studien in Deutschland an der Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt und in Österreich in Innsbruck (2015 bis 2016) fort. Am 6. April 2019 wurde er zum Diakon geweiht und war in der Pfarrei St. Lubentius in Dietkirchen sowie seit 1. November 2019 im Pastoralen Raum Flörsheim-Hochheim eingesetzt. Nach seiner Priesterweihe soll er noch sechs weitere Jahre als Kaplan in Deutschland tätig sein.
In Deutschland schon Wurzeln geschlagen
Die Zeit in Deutschland hat ihn verändert: „Als ich damals nach Deutschland gekommen bin, konnte ich noch überhaupt kein Deutsch“, erinnert sich Pişta. Mittlerweile bemerke er einen deutschen Akzent, wenn er Rumänisch spricht. „Manche Worte im Rumänischen – besonders beim Lesen – bekomme ich einfach nicht mehr so hin wie früher.“ Nur für zwei bis drei Wochen im Jahr kommt Pişta in sein Heimatland. In Deutschland fühle er sich mittlerweile sehr verwurzelt, habe auch Freundschaften geknüpft und so manche Eigenheiten übernommen: „In Rumänien planen wir selten Termine über mehrere Monate im Voraus. Ich wurde dafür schon zuhause ausgelacht“, sagt er mit einem Lächeln.
„Als Diakon war ich in zwei sehr unterschiedlichen Gemeinden tätig“, erzählt der 28-Jährige. In Dietkirchen bei Limburg habe er die ländliche Seelsorge kennengelernt. Im Pastoralen Raum Hochheim und Flörsheim eine schon sehr städtische Pfarreiarbeit. Dort ist Pişta gerade besonders gefordert, weil die Pfarreien in einem Fusionsprozess zu einer Pfarrei neuen Typs werden und viele Probleme und Konflikte zutage treten. Bis sich die Orte als Einheit verstünden und nicht nur als separater Teil, werde es noch viel Zeit brauchen. Als Priester will Pişta vermitteln – zwischen den Menschen, aber auch von den Menschen zu Gott. „Ich verstehe mich als eine Brücke zwischen den Menschen und Gott. Ich will Menschen ermöglichen, näher zu Gott zu kommen.“
Mit großer Dankbarkeit Gottesdienst feiern
Als seinen Weihespruch hat sich Pişta Psalm 116,12f herausgesucht: „Wie kann ich dem Herrn vergelten all das Gute, das er mir erwiesen? Den Becher des Heils will ich erheben. Ausrufen will ich den Namen des Herrn.“ Der Psalm passe gut auch zu seinem Leben. „Ich bin dankbar für alles, was mir Gott in meinem Leben geschenkt hat. Das will ich durch die Feier der Liturgie ausdrücken.“
Bischof Georg Bätzing weiht Moritz Hemsteg am 30. Mai um 10 Uhr im Limburger Dom zum Priester. Um möglichst vielen Menschen das Mitfeiern zu ermöglichen, wird der Gottesdienst via Livestream auf YouTube und Facebook übertragen. Eine Teilnahme an der Priesterweihe im Limburger Dom ist aus Platzgründen nur für geladene Gäste möglich. Der Primiz-Gottesdienst von Moritz Hemsteg in Hofheim wird verschoben. In Idstein wird eine Primiz am 7. Juni gefeiert. Leon Pişta feiert voraussichtlich am 23. August in Hochheim eine Nachprimiz in St. Peter und Paul. Eine Nachprimiz in St. Lubentius in Dietkirchen ist geplant, steht aber noch nicht fest.