FRANKFURT
Raus aus der „hoffnungslosen Wurschtigkeit“
Eine neue Stadt, ein neues Jerusalem, das international und interkulturell ist, das kein Freund-Feind-Schema kennt, sondern die trennende Wand der Feindschaft einreißt, muss keine Vision bleiben. Auch heute schon können Menschen daran arbeiten, den Frieden in einer Stadt wie Frankfurt mit ihren Bürgern aus 180 Nationen zu erhalten, indem sie „Nationalismus und selbstzufriedenen Gruppenegoismen“ eine klare Absage erteilen.
Darauf hat der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz am Sonntag, 25. August, beim Bartholomäusfest zu Ehren des Frankfurter Stadtpatrons hingewiesen. Im Festgottesdienst im Kaiserdom St. Bartholomäus rief der Stadtdekan die „Bauleute Gottes“ dazu auf, sich in ökumenischer Eintracht für eine friedfertige und lebenswerte Stadt einzusetzen. Menschen, die sich gemeinsam von der christlichen Botschaft inspirieren lassen und so Gemeinschaft bilden, seien „unbedingt wichtig“ für die säkulare Stadt und für das Profil der Kirche. Auch wenn sie unterschiedlicher Meinung seien, könnten sie so einen kritischen Impuls setzen und die Stadt zum Besseren entwickeln. „Nichts ist schlimmer, als sich in hoffnungsloser Wurschtigkeit in bestehenden Verhältnissen einzurichten“, hob der Stadtdekan hervor. (Wir dokumentieren den Predigttext im Wortlaut hier)
Wir brauchen einen kritischen Impuls der Christen gegen selbstzufriedene Gruppenegoismen.
Weiße Kleidung als Zeichen für notwendige Reformen
Im Vorfeld des Stadtkirchenfestes hatte der Stadtsynodalrat dazu aufgerufen, in weißer Kleidung als Zeichen für eine notwendige Veränderung und Erneuerung in der katholischen Kirche zum Fest zu kommen. Zahlreiche Gläubige folgten dieser Idee, so auch das Collegium Vocale aus Liebfrauen, das den Gottesdienst musikalisch begleitete und weiße Accessoires anelegt hatte. Auch Stadtdekan zu Eltz äußerte in seiner Predigt Solidarität mit den Frauen, die sich der Initiative Maria 2.0 anschließen, um sich für Gleichberechtigung in der katholischen Kirche stark zu machen. Für seine Predigt erntete er im überfüllten Dom kräftigen Applaus zum Ende der Predigt.
Beim anschließenden Fest präsentierten sich Frankfurter Eine-Welt-Gruppen und warben mit einem bunten Angebot für ein „gutes Leben für alle“: Fair gehandelt aus der Region stammte der frisch gepresste Apfelsaft, Oikocredit präsentierte ethisch verantwortbare Geldanlagen, die Kamerun AG Oberrad informierte über die prekäre politische Lage in dem westafrikanischen Land und verkaufte Kaffeepulver, die Amazonassynode, die im September in Rom stattfindet, und ihr Programm zur Bewahrung der Schöpfung wurden vorgestellt, die Erlassjahr-Kampagne schaffte spielerisch Bewusstsein für die Schuldenfalle, in die arme Länder geraten. Frauen von Maria 2.0 standen zum Gespräch über die Forderungen nach Gleichberechtigung in der Kirche bereit.
Kollekte für Internatsschule in Eritrea
Die Kollekte des Festgottesdienstes kommt der Internatsschule in Keren (Eritrea) zugute. Die katholische Kirche in Eritrea ist durch die Enteignun ihrer Krankenhäuser in eine noch schwierigere Lage geraten als ohnehin. Aufmerksamkeit und Solidarität europäischer Christen sind ein Hoffnungszeichen und ein Impuls gegen Verzweiflung.
Bartholomäusplakette für Ehrenamtliche
Zum Abschluss des Patronatsfestes erhielten bildet Rebekka Rammé (32) und Sonja Rustemeyer (78).die Bartholomäus-Plakette für ihr ehrenamtliches Engagement in der katholischen Stadtkirche.
Rebekka Rammé hat sich vor allem um die Jugendarbeit auf Stadtkirchenebene verdient gemacht. Von 2006 bis 2013 war sie Vorsitzende des Stadtjugendrates der Katholischen Jugend Frankfurt (KJF), von 2013 bis 2018 Vorsitzende des Frankfurter Jugendrings, der Vertretung unterschiedlicher Jugendorganisationen in Frankfurt. Dort hat sie 2014 und 2016 die Parade der Kulturen mit verantwortet. Zur Zeit ist die Mutter von zwei kleinen Jungen an einem Jugendring-Projekt zum Aufbau von Jugendverbandsarbeit in Moscheegemeinden beteiligt. Als Polizistin ist sie außerdem im Beirat der katholischen Polizeiseelsorge in Hessen aktiv. Außerdem leitet sie Ehevorbereitungskurse für junge Paare, die sich katholisch trauen lassen wollen, und begleitet eine junge syrische Familie im Caritas-Mentoringprogramm Companion.
Sonja Rustemeyer ist vor allem im Malteser Hilfsdienst aktiv. Seit 2003 hat sie den Malteser-Kulturbegleitdienst aufgebaut und geleitet, der in dieser Zeit mit einem 30-köpfigen ehrenamtlichen Team rund 900 ältere und behinderte Frankfurter auf 75 Ausflügen mit Kultur und Geselligkeit in Kontakt gebracht hat. Seit 2006 leitet sie darüber hinaus das Café Malta beim jährlichen Malteser Benefizmarkt und erwirtschaftet damit einen wesentlichen Teil des Erlöses der Gesamtveranstaltung zugunsten des Frankfurter Malteser Besuchs- und Begleitdienstes.

Die Reliquie des Heiligen Bartholomäus, seine Schädeldecke, wird seit mehr als 1000 Jahren im Bartholomäusdom aufbewahrt und verehrt. Nach der Neugestaltung der Wahlkapelle, einer Seitenkapelle im Kaiserdom, soll sie dort einen besonderen Platz bekommen. Frankfurt gehört mit der wertvollen Apostelreliquie in die Reihe bedeutender Städte wie Rom, Santiago de Compostela oder Trier, in deren Mauern Reliquien der Apostel Jesu aufbewahrt werden.
Bildergalerie
Predigt zum Bartholomäusfest 2019
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Predigt Bartholomäusfest 25.08.19