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FRANKFURT, 26.02.2020

Raus aus eingespurtem Verhalten

Angst gegen Vertrauen, Einschüchterung gegen Mut einzutauschen: diese Chance bietet die Fastenzeit. Denn jetzt ist Rettung möglich!

Angst gegen Vertrauen einzutauschen, Einschüchterung gegen Mut, das ist die Chance, die die siebenwöchige Fastenzeit den Menschen bietet. Dabei sei nicht der Blick in den Spiegel entscheidend, sondern der Blick zum Kreuz. Das hob der Bischof von Limburg, Georg Bätzing, am Aschermittwoch im Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus hervor. „Jetzt ist Gnadenzeit, jetzt ist Rettung möglich“, sagte er und fügte hinzu: "Was für gute Wochen kommen da!"

Gerade die Fastenzeit nutzten viele Menschen, um bewusst auf Alkohol, Süßigkeiten, das Smartphone oder Fleisch zu verzichten, sich selbst auszuprobieren und rauszukommen aus eingespurtem Verhalten. Immer stärker komme dabei auch der Klimawandel in den Blick. Jeder sei dazu aufgerufen, Entscheidungen zu treffen und zu sehen, was er ganz persönlich ändern könne. Dabei müsse das Klima in vielerlei Hinsicht beeinflusst werden, nicht nur ökologisch, sondern auch das gesellschaftliche Klima, die Spannung zwischen Arm und Reich. „Die Folgen unseres Tuns stehen uns ja mit Klimawandel, Migration, der klaffenden Schere zwischen Arm und Reich und dem gefährlichen Auseinanderdriften in der Gesellschaft unmittelbar vor Augen,“ sagte er und betonte: "Es geht ums Ganze!" 

Unsere Übungen im Fasten und Verzicht können helfen, klarer zu sehen, deutlicher zu empfinden, beherzter zu glauben.

Entscheidend ist der Blick zum Kreuz

Dabei komme es beim Fasten aus christlicher Sicht nicht darauf an, die Ziele möglichst hochzustecken. „Maßvoll fasten und verzichten. Damit gibst du deiner Bekehrung eine Chance“, sagte Bätzing. Schließlich sei Verhaltensänderung durch Anstrengung und Selbstdisziplin nur bedingt produktiv. Für bessere Chancen sorgten positive Anreize. „Das scheint der kirchlichen Tradition wohl bewusst. Denn als geistliche Übung wird uns in der Fastenzeit nicht der Blick in den Spiegel empfohlen, sondern der Blick zum Kreuz und der Gang auf dem Kreuzweg“, sagte der Bischof. Jesus sei der Anreiz zur Umkehr. Laut Bätzing lohnt es sich, mit dem Gottessohn am Kreuz zu sprechen, ihn anzuschauen und sich von ihm berühren zu lassen. „Unsere Übungen im Fasten und Verzicht können helfen, klarer zu sehen, deutlicher zu empfinden, beherzter zu glauben“, so Bätzing.   

Aschermittwoch der Künstler bezeugt die Sprache der Architektur

Mit dem abendlichen Gottesdienst feierte das Bistum Limburg zugleich den traditionellen Aschermittwoch der Künstler. Am Nachmittag hatte der Berliner Architekt Alexander Schwarz im benachbarten Haus am Dom, dem Kulturzentrum des Bistums in Frankfurt, eine poetisch-philosophische Betrachtung seines Faches abgeliefert. Vor mehr als 150 Künstlern, Architekten und Bauleuten verwies er unter dem Titel "Sprechen Steine?" darauf, dass Steine nicht Sprache seien, sondern Raum, der bisweilen von großer Schönheit gezeichnet sei.

Schwarz hat mit Entwürfen zahlreicher bekannter Projekte, darunter das Neue Museum und die James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel Berlin, das Literaturmuseum der Moderne in Marbach sowie das Folkwang Museum in Essen, Aufmerksamkeit erregt. Der 52-Jährige ist Partner und Design Director des international profilierten Büros David Chipperfield Architects in Berlin. Nach einer Ausbildung zum Violinenbauer hatte Schwarz Architektur an der ETH Zürich und der Akademie der Bildenden Künste sowie der Universität Stuttgart studiert. Seit 1996 ist er für David Chipperfield Architects tätig, zunächst in London und seit 1998 in Berlin. Schwarz hatte verschiedene akademische Lehraufträge und Gastprofessuren u.a. in Münster und Weimar inne und ist derzeit als Professor am Institut für öffentliche Bauten und Entwerfen der Universität Stuttgart tätig.

Mit dem Aschermittwoch beginnt in den christlichen Kirchen die siebenwöchige Fastenzeit bis Ostern. Sie erinnert an die 40 Tage, die Jesus vor seinem Tod fastend und betend in der Wüste verbrachte. In der katholischen Kirche werden an diesem Tag seit altersher die Palmzweige des Vorjahres verbrannt. Aus der so gewonnenen und gesegneten Asche zeichnen Priester den Gläubigen ein Aschenkreuz auf die Stirn. Es soll die Menschen an ihre Vergänglichkeit erinnern und sie zur Umkehr aufrufen. Dazu spricht der Priester die Worte „Gedenke Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“.

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