FRANKFURT, 12.11.2020
Sankt Martin reitet allein
Nadja Böttingers Gesicht war kaum zu sehen unter dem Helm. Kamera, Mikrofon - und dann stupste auch noch Pferd Pico sie dauernd an, weil es Möhren wollte. Doch die Frankfurterin, die beim Martinsritt durch Nied gestern Abend den Sankt Martin spielte, ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen.
Bernd Arnold, Reporter der Hessenschau, wollte von ihr wissen, warum die katholische Gemeinde Nied sich dafür entschieden habe, wenigstens Reiter und Pferd durch die Straßen zu schicken, auch wenn keine Kinder mit Laternen folgen durften. „Wir wollten auf keinen Fall, dass die Kinder dieses Jahr traurig sind, deshalb haben wir uns dazu entschieden, wenigstens die abgespeckte Variante bieten", antwortete Nadja Böttinger. Ein bisschen schon auch unter dem Motto "Jetzt erst recht!".
Gemeindereferentin Verena Nitzling, die das Ganze organisiert hat, wollte eigentlich noch ein paar Bläser mit auf den Weg schicken, um den Martinsritt musikalisch zu begleiten. Doch das war wegen der Corona-Auflagen nicht möglich. Denn nach vielen Absprachen mit dem Ordnungsamt sei klar gewesen: Das absolut mögliche Maximum sei, dass Sankt Martin vorneweg reitet, anschließend Nitzling läuft und direkt dahinter schon die Polizei das Ende des bescheidenen Zugs markiert. Die Musik kam vom Band und die Zuschauer standen entweder am Fenster oder mit viel Abstand unten vor den Häusern. Martinsstimmung kam trotzdem auf.
Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr besuchten 200 große und kleine Menschen den Zug. Doch auch, wenn es diesmal ein gänzlich anderes Erlebnis war: „Uns war es einfach wichtig, dass Sankt Martin trotzdem“, erklärte Nitzling in der Hessenschau. Und zeigte sich nach dem Ritt glücklich: „Was für ein toller St. Martinsabend in der Eisenbahnersiedlung und Büchersiedlung in Nied. Wir durften viele tolle Laternen bestaunen, die Dunkelheit haben wir gemeinsam mit unseren Lichtern erhellt und viele Kinderaugen zum Leuchten gebracht.“
Und auch das Pferd konnte dem Corona-Martinsfest etwas abgewinnen: „Für Pico ist es dieses Jahr wesentlich entspannter“, so Nadja Böttinger. Darauf gab’s gleich noch eine Möhre.
Der gut zweieinhalbminütige Beitrag ist in der Hessenschau vom 11. November zu sehen und beginnt ab Minute 24. Hier geht’s zum Video auf hessenschau.de.