LIMBURG, 30.04.2020
„Stoppt eine Gesundheitspolitik, die spaltet!“
Für wachsende Solidarität mit Beschäftigten im Dienstleistungsbereich: Aufgrund öffentlicher Debatten um möglichen Mangel an intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten, sieht der Diözesanverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Limburg die Gefahr, dass eine Weiterbehandlung älterer und kranker Menschen prinzipiell ausgeschlossen oder vermieden werden könnte. Deshalb mahnt der KAB an, dass Patienten in Krankenhäusern und Kliniken nicht selektiert werden dürfen. „Es darf absolut nicht sein, dass alte und kranke Menschen bei der lebensnotwendigen medizinischen Versorgung auf der Strecke bleiben“, betont Georg Wilke, stellvertretender Diözesanvorsitzender der KAB Limburg. Zum Tag der Arbeit am 1. Mai machen sie sich für höhere Bezahlungen für Pflegekräfte und eine Aufwertung der Pflegeberufe besonders stark.
Stoppt eine Gesundheitspolitik, die spaltet!
Außerdem sollen Beschäftigte im Einzelhandel, im Kurierdienst und in den Kinder- und Jugendeinrichtungen tariflich besser entlohnt werden. „Systemrelevante Arbeit verdient auch im Tarifbereich eine nachhaltige und finanzielle Anerkennung“, heißt es in dem Forderungsschreiben der KAB. Das derzeitige Kurzarbeitergeld müsse auf 100 Prozent aufgestockt werden, damit Arbeitnehmer nicht in eine soziale Schieflage geraten. Der Mensch müsse im Mittelpunkt der Wirtschaft stehen.
Neben den mangelnden Arbeitskapazitäten sieht sich das Gesundheitssystem auch mit ethischen Fragen konfrontiert. Im Fall eines Ungleichgewichts von Behandlungsbedarf und Behandlungsressourcen ist die ärztliche Heilkunst gezwungen, in Analogie zum Notfall-Instrumentarium der „Triage“ (frz.: Sichtung, Auswahl) zu handeln. Gerade bei einem Mangel an Beatmungsgeräten steht die Triage damit vor der alternativlosen Entscheidung über Leben und Tod. „Es darf keinesfalls nach Lebensalter oder Geschlecht, körperlicher oder geistiger Behinderung, gesellschaftlichem Stand, ökonomischer Potenz oder sonstigen Kriterien entschieden werden“, führt Georg Wilke weiter an. „Denn dies verbietet sich angesichts des Grundsatzes, dass jedes Leben gleich wertvoll ist und Menschenleben nicht gegeneinander abgewogen werden dürfen.“ Die medizinischen Kriterien, nach denen Entscheidungen getroffen werden sollen, müssten nach Behandlungsbedürftigkeit (Dringlichkeit) und Prognose (therapeutische Erfolgsaussichten) sein. Nach dem hippokratischen Eid, den jeder Arzt leisten muss, ist um jedes Menschenleben zu kämpfen. „Als Christ wissen wir, dass vor Gott kein menschliches Leben, ob alt oder jung, gegeneinander aufgerechnet werden darf, so nach dem Motto: Die Alten müssen ja sowieso sterben“, fasst Georg Wilke zusammen.