FRANKFURT
Trauer um Frankfurter Dichterpfarrer Lothar Zenetti
Mit seinen Liedern, Gebeten und Gedichten hat der Frankfurter Dichterpfarrer Lothar Zenetti die geistliche Landschaft der vergangenen 50 Jahre nachhaltig mit geprägt. Sein musikalisches und poetisches Werk hat ihn weit über die Grenzen des Bistums Limburg hinaus bekanntgemacht. Am Sonntag, 24. Februar, ist Lothar Zenetti nach langer Krankheit kurz nach seinem 93. Geburtstag im Frankfurter Stadtteil Bockenheim gestorben.
Zenettis Lieder, seine Texte zur Meditation, zum Bibelverständnis und zum politisch-sozialen Auftrag der Christen haben Generationen von Katholiken beeinflusst. Sie finden sich in Gesang- und Gebetbüchern vieler Konfessionen. Einer seiner wohl berühmtesten Texte „Was keiner wagt, das sollt ihr wagen“ wurde von dem Sänger Konstantin Wecker gesungen. Zenetti hat fast 30 Lyrikbände veröffentlicht. Auch den niederländischen Lyriker und Theologen Huub Oosterhuis hat er übersetzt, etwa die bekannten Zeilen "Ich steh vor dir mit leeren Händen Herr".
Das Weizenkorn muss sterben, sonst bleibt es ja allein.
Der eine lebt vom andern, für sich kann keiner sein.
Geheimnis des Glaubens: Im Tod ist das Leben.
Kriegsgefangener im "Stacheldrahtseminar" von Abbé Franz Stock
Lothar Zenetti wurde am 6. Februar 1926 in Frankfurt geboren. Kurz vor Kriegsende wurde er zur Luftwaffe eingezogen. Bei einem Fronteinsatz in Schlesien wurde er 1945 verwundet und kam in amerikanische, später in französische Kriegsgefangenschaft. Obwohl er zunächst vor allem seine künstlerischen Ambitionen verfolgte, wuchs in ihm der Wunsch Priester zu werden. Angeregt wurde er dazu auch in seiner Zeit als Kriegsgefangener im "Stacheldrahtseminar" bei Chartres, in dem unter Leitung von Abbé Franz Stock 40 Theologen lebten. Dort hat er auch den Kreuzweg in der Kapelle des Seminars gestaltet, von dem heute noch einige Bilder im Original erhalten sind.
1947 nahm Zenetti das Theologiestudium in Sankt Georgen in Frankfurt auf. Die Priesterweihe empfing er 1952 im Limburger Dom. Nach Stationen als Kaplan im Westerwald, Taunus und Wiesbaden kehrte Zenetti 1962 als Jugendpfarrer nach Frankfurt zurück. Früh schon beschäftige ihn die Frage, wie Gemeindegesang und Gotteslob zeitgemäßer gestaltet werden könnten. Gemeinsam mit dem Frankfurter Posaunisten Albert Mangelsdorff reiste er in die USA und brachte von dort die Idee zu lebendigeren Gottesdiensten mit, die mit Elementen des Jazz oder Beatmusik gestaltet werden sollten. 1960 erschien sein erstes Buch »Nägel mit Köpfen«, das aus Gesprächen mit Jugendlichen im Bund der Deutschen Katholischen Jugend entstanden war, um Jugendliche im Glauben sprachfähiger zu machen.
1969 wurde Zenetti Pfarrer in St. Wendel in Sachsenhausen, von 1976 bis 1982 war er Dekan im Dekanat Frankfurt-Süd. Von 1982 bis 1990 war er katholischer Rundfunkbeauftragter beim Hessischen Rundfunk. Nach 25 Jahren als Seelsorger in Sachsenhausen trat er - auch krankheitsbedingt -1995 in den Ruhestand.
Vorkämpfer für zeitgemäße Verkündigung
Das Bistum Limburg würdigte Pfarrer Zenetti in einem Nachruf als "Vorkämpfer" für eine zeitgemäße Verkündigung des Wortes Gottes, das er insbesondere Kindern und Jugendlichen nahebringen wollte, um sie zu einem Leben aus dem Glauben zu ermutigen: "Manche seiner Texte sind herausfordernd, irritieren bewusst. So verwundert es nicht, dass sie immer wieder auch auf Kritik stießen, weil sie für die Zeit ungewohnt und neu waren", heißt es im Nachruf. Doch Lothar Zenetti habe so manches Korn gesät, das bis heute Frucht bringt. Immer sei es sein Anliegen gewesen, das Geheimnis des Glaubens zu verkünden.
Das Requiem für den Verstorbenen wird am Freitag, 8. März, um 10.30 Uhr in der Kirche St. Elisabeth in Frankfurt-Bockenheim, Kurfürstenplatz, gefeiert. Anschließend erfolgt um 12.45 Uhr die Beisetzung auf dem Bockenheimer Friedhof, Ginnheimer Landstraße 97.