LIMBURG/FRANKFURT, 13.11.2020
"Uns verbindet so vieles"
„Uns verbindet so vieles“: Das war eine Grunderfahrung im gemeinsamen Austausch christlicher und jüdischer Spitzenvertreter im Bistum Limburg. Zum ersten Mal fand das Treffen am Donnerstag, 12. November, im dem es um Themen der Seelsorge, des interreligiösen Dialogs und der gesellschaftlichen Verantwortung ging, digital statt. Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner waren die beiden Rabbiner Avichai Apel und Julian Chaim Soussan sowie die Direktorin Jennifer Marställer und die Kommunikationschefin Michaela Fuhrmann der jüdischen Gemeinden Frankfurt. Vom Landesverband der Jüdischen Gemeinde in Hessen nahmen Direktor Daniel Neumann und Vorsitzender Jakob Gutmark am Austausch teil. Das Bistum Limburg war mit Bischof Dr. Georg Bätzing, Weihbischof Dr. Thomas Löhr und Professor Dr. Joachim Valentin, Vorsitzender des Rats der Religionen und Beauftragter für den Dialog mit dem Judentum im Bistum Limburg, sowie Brigitte Görgen-Grether als Ökumenereferentin vertreten. Der Austausch dauerte rund drei Stunden und war von gegenseitiger Wertschätzung geprägt.
Die Covid 19-Pandemie fordert die jüdischen Gemeinden genauso heraus wie die christlichen Kirchen. Der erste Lockdown im Frühjahr sei hart gewesen, denn sowohl das jüdische Pessachfest als auch Ostern konnten nicht wie gewohnt gefeiert werden. „Bei allen Einschränkungen und Herausforderungen gibt es aber eine große Zahl von Neuaufbrüchen in Diakonie, Familienzusammenhalt, Frömmigkeit und Digitalität“, waren sich die Vertreterinnen und Vertreter einig. Gerade in der Krise sei es wichtig, bei den Menschen und gesellschaftlich präsent zu sein. „Religion bietet den Einsamen Gemeinschaft, den Kranken und Sterbenden Hoffnung und allen Gläubigen Halt in der Orientierung am göttlichen Heil“, so die Spitzenvertreterinnen und Spitzenvertreter.
Zunehmender Polarisierung und Antisemitismus entschieden entgegenstellen
Große Sorgen bereite ihnen die zunehmende Polarisierung und Antisemitismus, der Ängste und Unsicherheiten befeuere, sowie die Zunahme an Verschwörungsglauben. Diese Entwicklungen machten es schwerer auf einer gemeinsamen Basis gesellschaftliche Probleme anzugehen und friedlich zusammenzuleben. Für Juden seien diese Entwicklungen eine existentielle Bedrohung. „Wir können hier nicht schweigen. Diese Entwicklungen sind unerträglich und nicht zu tolerieren“, so die klare Positionierung der Gesprächsrunde. Es gelte jetzt aufmerksam und solidarisch zu sein und den Dialog gerade auch mit Muslimen zu suchen. Das bisweilen höfliche Schweigen gegenüber dem Islam müsse gebrochen und die Grenzen des Tolerierbaren klar benannt werden. Nur so könne es zu einem wirklich fruchtbaren Austausch in freundlicher Atmosphäre kommen.
Die Spitzengespräche zwischen Vertreterinnen und Vertretern des jüdischen Lebens und der christlichen Kirchen in Hessen haben eine gute Tradition und werden regelmäßig organisiert. Mit Blick auf die Fülle der Themen wird es zeitnah ein Folgegespräch geben. Dabei wird es um gemeinsame Aktionen wie #beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst“ (weitere Informationen) und das Jubiläum „1700 Jahre Judentum in Deutschland“ (weitere Informationen) sowie den ÖKT im Mai 2021 (weitere Informationen) in Frankfurt gehen.