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KAMP-BORNHOFEN, 31.08.2020

Unterwegs am Mittelrhein

Fehlende Pilgergruppen, eine Radwegekirche in Planung und Firmgottesdienst unter Corona-Bedingungen: Bischof Georg Bätzing hat die Pfarrei Heilige Elisabeth von Schönau visitiert.

Pilger, Wallfahrer, Wanderer, Radler sowie Touristen auf zwei und vier Rädern prägen das Mittelrheintal. Dies zeigt sich besonders in Kamp-Bornhofen und den anderen Orten am Fluss, denen Bischof Dr. Georg Bätzing bei seiner Visitation in der Pfarrei Heilige Elisabeth von Schönau einen Besuch abstattete. An seinem ersten Tag war er in Nastätten und Strüth unterwegs und führte Gespräche mit dem Pastoralteam und den synodalen Gremien.

Der Bischof blickte aber auch über den pastoralen Kontext hinaus. So traf er sich auch mit Vertretern der Hotels und Gaststätten im Mittelrheintal. Beherrschendes Thema dabei waren die Corona-Beschränkungen und die damit verbundenen Herausforderungen. Lothar Weinand, Vizepräsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Rheinland Pfalz, erklärte, dass nach dem völligen Einbruch im März der bisherige Sommer gut laufe, auch wenn die ausländischen Touristen fehlten. „Sorge bereitet uns der Winter. Zu einem sowieso schwachen Geschäft kommen die Platzeinschränkungen in den Innenbereichen der Gaststätten. Außerdem ist zu erwarten, dass viele Weihnachtsfeiern und Karnevalsveranstaltungen abgesagt werden“, so Weinand. Viele deutsche Mitarbeiter seien in Kurzarbeit, eine große Zahl ausländischer Saisonkräfte sei erst gar nicht gekommen.

Pilger und Gäste fehlen

„Was uns im Moment in Kamp-Bornhofen fehlt, sind die Pilgergruppen“, machte Hotelier Franz-Peter Becker deutlich. Gerade in dem Rheindorf gebe es eine enge Verbundenheit und Kooperation zwischen dem Wallfahrtskloster und der örtlichen Gastronomie. Wallfahrten seien weitestgehend abgesagt, dafür kämen eher Einzelpilger, aber bei weitem nicht so zahlreich. Pilgern sei viel individueller geworden und man sei alleine oder in kleinen Gruppen unterwegs. Deutlich gestiegen sei jedoch die Zahl der Radfahrer. „Moderne Reisende verlieren keine Zeit und planen deshalb vor“, weiß auch Bischof Bätzing aus Erfahrung. So sei es heute wichtig, in den modernen sozialen Medien vorzukommen mit Veranstaltungen, Angeboten und mit Informationen, um die Schätze der Kirche und in den Kirchen bekannt zu machen. 

Bundesgartenschau kommt 2029 ins Mittelrheintal

Mit Blick auf die Bundesgartenschau 2029 im Mittelrheintal fragte der Bischof nach den Erwartungen der Touristiker. „Die Entwicklung im Tal wird sich durch die BUGA beschleunigen und vieles wird attraktiver werden“, hofft Franz-Peter Becker. Das Franziskanerkloster sei ein prägender Ort kirchlicher Präsenz, der viele Menschen anziehe. Es gelte, dies für die BUGA zu nutzen. Bischof Bätzing versprach, das Gespräch gerade mit Blick auf die BUGA fortzusetzen und diese Großveranstaltung als gemeinsames Projekt zur Entwicklung des Mittelrheintals anzugehen. Die Kirche selbst sieht der Bischof in der Pflicht, den vielen Menschen, die im Hotel- und Gaststättengewerbe arbeiten, vor allem den ausländischen Kräften, ein geeignetes seelsorgliches Angebot zu machen. „Wir werden überlegen, welche gottesdienstlichen Angebote und Orte, an denen sich die Menschen fern ihrer eigenen Heimat treffen können, wir zur Verfügung stellen können“, so der Bischof.

Unterwegs auf dem Rheinsteig

Beliebt ist in der Region auch der Rheinsteig. Bischof Georg war mit einer kleinen Gruppe aus der Pfarrei selbst ein Stück des Rheinsteigs unterwegs. Von Kamp-Bornhofen ging es nach Osterspai. Wann immer man von oben auf die Dörfer und Städte des Mittlerheins blicke, fielen immer direkt die Kirchen ins Auge. „Die Gotteshäuser sind Blick- und Anziehungspunkte“, so der Bischof.  

Der Ortsausschuss Filsen empfing Bischof Georg am Nachmittag vor der Kirche. Sie stellten ihm ihre Idee vor, die Kirche, die direkt am Rhein und dem dazugehörenden Fahrradweg liegt, als Radwegekirche zu profilieren. Sie seien noch ganz am Anfang ihrer Überlegungen und erhofften sich eine Resonanz durch den Bischof, so Roswitha Zenker vom Ortsausschuss. Eine Radwegekirche sei eine Kirche, die sich in besonderer Weise für Tages- oder Reiseradler öffne. „Es soll ein Rastplatz für Leib und Seele werden“, so Mitinitiatorin Franziska Runkel. Vieles sei schon an Ideen zusammengetragen worden, man habe sich informiert und kundig gemacht, was es brauche, um sich auch ganz offiziell „Radwegekirche“ zu nennen. Bischof Georg ließ sich in der Kirche die Möglichkeiten zeigen, das Anliegen umzusetzen. Er gab folgenden Tipp: „Setzen Sie sich an den Radweg und fragen die Menschen selbst, was sie brauchen und bewegen könnte, hier Halt zu machen. Und fragen Sie sich dann, ob sie diese Erwartungen erfüllen können.“ Zudem empfahl der Bischof den Initiatoren, selbst zu einer Radwegekirche hinzufahren, dort mit Verantwortlichen zu sprechen und von deren Erfahrungen zu profitieren. Ausdrücklich ermutigte Bischof Bätzing die Beteiligten, die weiteren Schritte anzugehen. „Das ist Kirchenentwicklung: sich zu fragen, wie wir Kirche sein können, die den Menschen dient und die Menschen zu beteiligen.“

Gottesdienste unter Corona-Bedingungen

Zur Visitation gehören die Firmgottesdienste, in denen der Bischof jungen Menschen das Sakrament der Firmung spendet. „Dies ist meine erste Firmung seit dem Lockdown“, so eröffnete Bischof Bätzing das Vorgespräch mit den Firmlingen. „Und es fühlt sich ungewohnt an unter diesen Bedingungen“. Dann schilderten die Jugendlichen auf seine Nachfrage, wie sie diese Zeit der Corona-Pandemie erleben: Es fehlten sportliche Aktivitäten, das früher so selbstverständliche Miteinander, die Nähe und auch vor den Ferien die Schule. Der Sommer sei zum Teil ohne Urlaub ganz anders gewesen. Man habe aber auch positive Aspekte erlebt: Ruhe und weniger Stress, das Wiederentdecken von manchen Hobbies. Und doch, so ein Jugendlicher, sei er froh, wieder zum sportlichen Mannschaftstraining gehen zu können. Der Bischof bat die jungen Menschen, trotz aller verständlichen Bedürfnisse, um Vernunft, Vorsicht und Einhaltung der Corona-Regeln.

Am Firmgottesdienst in St. Goarshausen konnten nur die Firmlinge, die Firmpaten und allerengsten Angehörige teilnehmen. Man saß mit Abstand zueinander, Nähe wurde durch kleine Gesten der Verbundenheit wie beim Friedensgruß und durch Texte praktiziert. Den bischöflichen Segen verband Bischof Georg noch mit dem ermunternden Zuruf „Bleibt behütet“ an die Neugefirmten.

Pfarrei der weiten Wege

Der Bischof stellte fest, dass die Pfarrei Heilige Elisabeth von Schönau eine Pfarrei der weiten Wege ist. Er habe viele Gespräche mit Gruppen, Einzelpersonen und Gremien geführt. Eine Leitfrage sei dabei immer wieder gewesen: „Wie können wir heute Kirche sein, die den Menschen dient?“ In seiner Predigt im Gottesdienst zum Abschluss der Visitation betonte er ausgehend vom Evangelium, dass es ein großes Ziel der Menschen sei, Leid zu vermeiden. Bei allem Erleben von Katastrophen, Kriegen, Rassismus und dessen fürchterlichen Folgen bleibe doch der urmenschliche Impuls, Leid nach Möglichkeit zu vermeiden. „Auch in der Coronakrise beugen wir uns Regeln, weil wir vernünftig sind und weil wir Leid vermeiden wollen.“ Christus selbst habe einen eigenen Weg gewählt. Wo immer er Leid gesehen habe, sei er darauf zugegangen und habe geholfen, auch gegen Widerstände und Kritik. Und manchmal sei es notwendig, mit in leidvolle Situationen hineinzugehen, um es im Miteinander zu ertragen. „So musste Jesus den Weg des Leidens gehen. Es ist bis heute seine Botschaft: Gott ist mit uns, er steigt ein in unser Leiden“, so der Bischof. „Es ist uns nicht versprochen worden, dass es die reinste und pure Freude ist, wenn wir Jesus folgen. So müssen wir wie er Leid ertragen und mittragen, Leid erkennen und helfen.“ Und dabei sei Jesus bei uns, er zeige es uns und mache es uns vor, damit wir ihm folgen könnten.

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