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LIMBURG, 27.01.2020

Widersprechen statt schweigen

Geschichtsunterricht der anderen Art: Der Rapper Ben Salomo hat am Freitag, 24. Januar, mit Schülern der Marienschule Limburg über seine persönlichen Erfahrungen mit Antisemitismus gesprochen.

Er hat die antisemitischen Verschwörungstheorien und Anfeindungen nicht mehr ertragen: Ben Salomo, der Kopf hinter „Rap am Mittwoch“, hat der Rap-Szene vor zwei Jahren den Rücken gekehrt. Jetzt klärt der 42-Jährige über Antisemitismus auf. Er besucht bundesweit Schulen, um junge Menschen zu erreichen, so auch am Freitagmorgen, 24. Januar, die Marienschule Limburg. Am Abend zuvor hatte er bereits unter dem Motto „Guck mal, der Jude“ im Priesterseminar Limburg gesprochen. 

Antisemitismus ist kein Relikt der Vergangenheit. Das zeigen nicht zuletzt der Anschlag von Halle oder der Echo-Skandal. Dass Juden mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus noch immer mit alten Vorurteilen konfrontiert werden, führt Salomo der Jahrgangsstufe 10 anhand seiner eigenen Erlebnisse vor Augen. „In meiner Jugendzeit wurde ich von einem Typ auf einer Party gefragt, ob ich die jüdische Nationalhymne kenne. Daraufhin habe ich ihm gesagt, dass es so etwas nicht gibt. Doch er zückte danach sein Feuerzeug, ließ nur Gas daraus strömen und sagte: Das ist die jüdische Nationalhymne“, erzählte Salomo. In der Aula der Marienschule herrschte daraufhin Stille. 

Polizeischutz vor jüdischen Kindergärten

Ben Salomo, der mit bürgerlichem Namen Jonathan Kalmanovich heißt, wurde in Israel geboren und zog 1981 mit seiner Familie nach Berlin. Als er dort von einem deutschen in einen jüdischen Kindergarten wechselte, bemerkte er, dass Polizisten mit Maschinenpistolen das Gebäude bewachten. „Meine Mama hat mir damals erklärt, dass es Menschen gibt, die uns weh tun wollen, weil wir Juden sind und dass uns die Polizisten beschützen“, erzählte Salomo. „Jetzt geht meine Tochter in einen jüdischen Kindergarten und sieht dasselbe“. Bereits in seiner Kindheit wird Salomo ausgegrenzt: Sein bester Freund wendet sich von ihm ab, als er erfährt, dass Salomo Jude ist, will ihn sogar mit zwei älteren Freunden verprügeln, doch Salomo kann sich wehren. Damals war er elf Jahre alt. 

Kontakt mit Antisemitismus

Um seine Kinder vor solchen Erlebnissen zu schützen, geht der Rapper in Schulen, um junge Menschen zu immunisieren und zu mobilisieren. „Viele glauben ja, dass sie Antisemitismus noch nicht erlebt haben.“ Doch wenn der Rapper die Schüler fragt, wie viele von ihnen einen Juden persönlich kennen, melden sich nur wenige. Wenn er jedoch anschließend fragt, wer Gerüchte über Juden kennt, schießen viele Hände in die Höhe, wie am Freitag in der Marienschule. „Seht ihr, ihr seid in Kontakt mit Antisemitismus“, sagte er zu den Schülern. 

Für Ben Salomo ist klar: „Wie Theodor Adorno es formuliert hat: Antisemitismus ist bereits das Gerücht über Juden. Wir müssen dagegen vorgehen. Wer passiv bleibt, macht sich zum Mittäter." Deshalb hat er mit den Schülern eine Vereinbarung geschlossen: Wenn sie das nächste Mal einen antisemitischen, rassistischen, sexistischen oder anderen menschenverachtenden Spruch hören, sollen sie widersprechen und sich nicht wegducken. „Ich glaube es ist wichtig, dass man die Situation erkennt, wenn etwas Menschenverachtendes gesagt wird. Das sollte man nicht so einfach als Spruch abtun, sondern vielmehr Haltung zeigen und dagegen intervenieren.“

Ben Salomo im Interview

Caroline Beese

Redakteurin der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

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