WIESBADEN, 27.04.2021
Kita-Kinder werden frisch bekocht

Kartoffelpüree aus der Packung ist in den sieben Kindertagesstätten der Pfarrei St. Bonifatius seit langem tabu und Frühstück und Zwischenmahlzeit kommen schon jetzt aus den eigenen Küchen. Immerhin sind die Kitas bereits seit 2012 mit der FIT KID-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ausgezeichnet. Doch jetzt wird die Ernährung der rund 700 Kinder komplett auf neue Füße gestellt: Ab 1. Juli gibt es in den sieben Kindertagesstätten der Pfarrei St. Bonifatius nur noch Essen, das vor Ort in den Kita-Küchen frisch gekocht wird. Eigenversorgung statt Catering: Eine „große Herausforderung“, weiß Kitakoordinatorin und Trägerbeauftragte Dr. Julia Fauth. Die Ökotrophologin hat deswegen für das „Riesending“ ein ganzes Jahr Vorbereitungszeit angesetzt und einen eigenen Küchenleiter mit ins Boot geholt.
Michael Schneider, nach eigenen Worten ein „Koch aus Leidenschaft“, bringt für die neue Aufgabe die richtigen Erfahrungen mit. Der 54-Jährige, der unter anderem die Hochheimer Riesling Stuben bewirtschaftet hat, ist Betriebswirt für die Gastronomie und war über 30 Jahre lang selbständiger Caterer. Vor allem aber weiß er, was kleine Gäste brauchen. Als Koch hat er zuletzt sechs Jahre die 40 Kinder der Kinderkrippe im Bethanien Kinder- und Jugenddorf in Eltville frisch bekocht. „Guten Geschmack kann man erlernen“, ist der Vater dreier erwachsener Töchter überzeugt. Gut zubereitet und hübsch dekoriert schmeckten den Kleinen auch Couscousbratling, Linsenbolognese oder ein Pastinaken-Kartoffelstampf.
Natürlich werde es aber in den Kitas von St. Bonifatius auch Gerichte von der Kinder-Hitliste geben, versichert Schneider: Allerdings kommen die Pommes als Ofenkartoffeln ohne Fett auf den Tisch, die Tomatensauce zu den Spaghetti ist selbst gemacht und der Milchreis wird mit frischem Obst gesüßt. „Karotten müssen nach Karotten schmecken“, lautet sein Credo für naturbelassene und regionale Produkte, die ohne Zusatzstoffe auskommen und salz- und zuckerarm zubereitet werden. Positiv auf das Ernährungsverhalten der Kinder einzuwirken, ist ihm eine Herzenssache. „Vom Einfachen das Beste“ soll künftig das Motto des gesamten Küchen-Teams lauten. Während intern das Personal dafür geschult wird, müssen Speisepläne und Rezepturen geschrieben und vor allem die passenden Lieferanten gefunden werden.
Obst und Gemüse soll in jedem Fall von regionalen Anbietern bezogen werden, betont Julia Fauth. Schon jetzt werden für das Frühstück Brot und Brötchen von einer Rheingauer Vollkornbäckerei gebacken. „Wir sind da komplett im Bio-Bereich und den Kindern schmeckt es super.“, freut sich Fauth, die im Zuge des neuen Ernährungskonzept einen „absoluten Qualitätsgewinn“ erwartet. Saisonal einkaufen und nachhaltig erzeugte Waren verwenden, liegt nach ihrer Ansicht nicht nur im Trend, sondern ist auch ein Aushängeschild und ein Argument für die Eltern.
