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FRANKFURT, 19.08.2021

So manche Sorge im Gepäck

Pater Heinz Goldkuhle und sein Team von der Flughafenseelsorge haben derzeit wieder viel zu tun. Die Nöte der Menschen haben sich mit der Pandemie allerdings verändert.

So oft wie während der Pandemie musste Pater Heinz Goldkuhle noch nie gen Mekka zeigen. „Wir dürfen die Kapelle am Flughafen öffnen, weil wir präsent sein können, doch die Moschee und die Synagoge sind weiterhin geschlossen“, berichtet der Leiter der Flughafenseelsorge in einem Interview, das am 15. August morgens bei Hit Radio FFH im Kirchen-Magazin Kreuz & Quer ausgestrahlt wurde. Das sei für viele muslimische und jüdische Reisende ein Dilemma. „Viele kommen dann in unseren Flur, in dem Teppichboden liegt, und fragen, ob sie dort beten können.“ Natürlich sage er ja dazu, schließlich sei die ruhige Umgebung viel besser zum Beten geeignet als das Terminal. Den muslimischen Gästen seiner Kapelle weist er dann auch schon mal die Himmelsrichtung, in der Mekka liegt. „Das nehmen viele gerne an und bedanken sich sehr freundlich dafür“, so der Pater. Schmunzelnd berichtet er, dass auf diese Weise einmal zwei muslimische Gäste direkt unter dem Tabernakel gebetet hätten.

Doch so ist es eben: Am Flughafen, das wird im Interview mit Hörfunk-Redakteurin Donna Henz vom Bistum Limburg klar, findet man Kompromisse und hilft sich gegenseitig, wo es nötig ist. Und nötig ist es oft, denn schließlich passieren in guten Zeiten fast 190.450 Menschen täglich den Fraport, 81.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 88 Nationen sind am Flughafen beschäftigt. Wegen Corona fand der Flugbetrieb 2020 monatelang nur noch extrem eingeschränkt statt, phasenweise kamen nur 25.000 Fluggäste täglich. Nun hat es dank der Lockerungen wieder angezogen, in der aktuellen Ferienzeit reisen täglich etwa 80.000 Menschen ab oder über den Frankfurter Flughafen, wie der Pater im Gespräch auf FFH erzählt.

Angst davor, zu stranden

Goldkuhle und sein kleines Team beobachten sehr genau, wie die Nöte und Sorgen der Reisenden sich in diesen Zeiten von den früheren Problemen unterscheiden. „Die Menschen sind aktuell sehr konzentriert auf Formalitäten, sie müssen Tests und Berechtigungen vorzeigen“, berichtet der Pallottiner-Pater. Das verunsichere, viele Fluggäste hätten Angst, nicht alle Unterlagen vollständig zu haben und in letzter Konsequenz am Flughafen zu stranden. Passiert dies tatsächlich, wüssten die Menschen oft nicht mehr ein noch aus, so Goldkuhle.

Im vergangenen Jahr, als kaum jemand flog, konzentrierte er sich mit seiner Arbeit auf die Angestellten des Flughafens. Seitdem beschäftigen ihn auch immer wieder arbeitsrechtliche Fragen – wie die eines verschuldeten Busfahrers. Ihn konnte der Pater an die Flughafen-Schuldnerberatung vermitteln, die eine Lösung fand, für andere Fragen hat er ein großes Portfolio an Kontakten. „Ich bin immer dankbar, dass ich Ansprechpartner habe, die interessiert daran sind, sich einer Lösung anzunähern“, sagt er.

Manches geht ihm nach

Doch auch wenn er für viele Schwierigkeiten einen Weg findet, geht ihm so manches nach und macht ihn auch persönlich betroffen. Wie der Fall einer Familie, die mit zwei Kindern während der Pandemie nach Thailand flog – und mit nur einem Kind zurückkehrte. Der große Sohn war bei einem Unfall am Strand ums Leben gekommen.

Vieles läuft anders seit Beginn der Pandemie. Aktuell dürfen sich laut der Vorschriften von Hausherr Fraport in der Kapelle nicht mehr als fünf Personen gleichzeitig aufhalten. Das macht es unmöglich, zum Beispiel Pilgergruppen einen gemeinsamen Gottesdienst anzubieten. Und wer kommt sonst während des zweiten Pandemie-Sommers? „Menschen, die um ein Beichtgespräch bitten, die einen Reisesegen möchten oder einen Rat suchen.“ Und durchaus auch welche, die einfach mal reden möchten – über Partnerschaft, Familie, Job oder das Leben eines Priesters als solches. Pater Goldkuhle freut sich, wenn er helfen kann, und sieht sich durch Erfahrung und Beziehungen, Evangelium und kirchliche Soziallehre gut gerüstet für die meisten Fragen. „Kirche und Flughafen gehören für mich zusammen, weil dort Menschen sind. Und wo Menschen sind, kann immer passieren, dass man ein Gespräch braucht, in dem ein Priester mit seinem Rat und seiner philosophischen theologischen Ausbildung einen Rat geben kann“, ist er überzeugt.

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