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FRANKFURT, 15.01.2021

Ein bisschen Seelsorge ist auch dabei

Im Weltladen in Frankfurt-Bornheim kann man aufgrund des Lockdowns aktuell nur bestellen und abholen. Doch Geschäftsführer Stefan Diefenbach tut sein Bestes, um trotzdem eine Art Ladenbummel zu ermöglichen.

Mit einem Einkaufskorb in der Hand wetzt Stefan Diefenbach durch den Weltladen. Mal steigt er auf eine kleine Leiter, um an den fairen Kaffee ganz oben im Regal zu gelangen, ein anderes Mal soll es die bunte Türmatte aus Kokosfaser sein oder eine der hübschen afrikanischen Figuren, die auf der Vitrine stehen. Stefan Diefenbach sammelt zusammen, was die Kundschaft sich wünscht, anschließend wird bezahlt und die Ware durch die Öffnung in der Kunststoffscheibe gereicht. Nur so funktioniert ein Einkauf im Weltladen Bornheim momentan – doch das ist immer noch besser als gar nichts, sind sich Geschäfsführer und Kunden einig.

Januar 2021: Deutschland ist im Lockdown, die Geschäfte haben geschlossen. Doch genauso wie viele andere große und kleine Shops auf der Berger Straße und überall in Frankfurt nutzen auch Stefan Diefenbach und Ursula Artmann, Geschäftsführer des Weltladens in Bornheim, die Möglichkeit des sogenannten „Click&Collect“, zu Deutsch „Klicken&Abholen“. Denn solang die Kunden den Laden nicht betreten, ist der Handel erlaubt – vergleichbar mit Restaurants, die Essen zum Abholen anbieten dürfen, aber nicht zum Vor-Ort-Verzehr. Also haben Diefenbach und Artmann direkt hinter dem Eingang einen Tresen mit Scheibe aufgebaut, an den die Kunden herantreten und die Waren in Empfang nehmen können.

Mailen, anrufen oder einfach so vorbei kommen

Am besten funktioniert das mit vorheriger Bestellung, denn dann haben Diefenbach, Artmann und ihr Team Zeit genug, das Gewünschte zusammenzustellen. „Die Kunden können uns rund um die Uhr eine E-Mail schreiben oder uns vormittags zwischen zehn und zwölf telefonisch erreichen, um ihre Waren zu bestellen“, erklärt Stefan Diefenbach. Zum Abholen geöffnet ist der Weltladen dann montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 12 bis 17 Uhr. Wer möchte, kann aber auch spontan kommen.

Der stationäre Handel ist eben mehr als nur Produktübergabe.

Viele der Stammkunden nutzen die Gelegenheit, sich bei den Geschäftsführern danach zu erkundigen, wie diese durch die Krise kommen – und auch, von den eigenen großen und kleinen Problemen zu berichten. „Ein bisschen Seelsorge ist schon auch dabei“, räumt Stefan Diefenbach ein. „Der stationäre Handel ist eben mehr als nur Produktübergabe.“

„Der Preis, den wir zahlen müssen“

Die Kunden sind dankbar, dass sie trotz allem dort einkaufen können. „Ich hole hier immer meinen Kaffee, den gibt’s in den Supermärkten nicht“, erzählt ein Kunde. Und Kundin Andrea Hofmann vermisst es schmerzlich, selbst durch den Laden bummeln zu dürfen. „Normalerweise finde ich hier immer etwas Schönes“, sagt sie bedauernd. „Darf ich nicht doch rein?“ Diefenbach schüttelt den Kopf: „Das ist leider der Preis, den wir dafür zahlen müssen, dass wir weiter verkaufen dürfen.“ Immerhin, der Chef holt ihr das, was sie vom Eingang aus entdecken kann, an den Tresen, so dass sie sich in Ruhe alles anschauen kann. Ein Tresenbummel, sozusagen.

Als kurz vor Weihnachten der Lockdown kam, war die Nachfrage noch groß, mittlerweile ist sie etwas abgeflacht und hat sich bei schätzungsweise zehn Kunden täglich eingependelt. Es hat sich herumgesprochen, dass „Click&Collect“ im Weltladen möglich ist: „Wir haben diese Option über unsere Homepage, Facebook und unseren Newsletter beworben. Und neuerdings sind wir auch auf Instagram, dort heißen wir weltladen.bornheim.frankfurt“, so Diefenbach.

Geschäft muss sich selbst tragen

Für das Team ist der aus dem Tresenverkauf generierte Umsatz unerlässlich, denn hinter dem Geschäft steht eine eigenständige GmbH, die sich selbst tragen muss. Auch wenn viele Kunden es sicher begrüßen würden – ein Lieferdienst ist allerdings nicht geplant. „Dafür haben wir nicht die Kapazitäten, wir sind in Kurzarbeit“, so Stefan Diefenbach.

Doch auch wenn er und seine Geschäftsführerkollegin ihre liebe Not haben, die Umsatzeinbußen zu verschmerzen, tut ihm die Situation vor allem für die Produzenten seiner fairen Waren leid. „Sie sind nicht nur im Welthandel, sondern auch bei der Gesundheitsversorgung benachteiligt und leiden deshalb gerade doppelt“, sagt er. Daher möchte Diefenbach den Blick weiten und über die Situation der Produzenten informieren, zum Beispiel mit einer Veranstaltungsreihe, sobald dies wieder möglich ist. Bis dahin heißt es durchhalten und hoffen. „Aber wir bieten das Bestellen und Abholen solange an, wie es nötig ist“, betont er.

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