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LIMBURG, 09.07.2021

Liebe in der Krise

Herausforderungen und Chancen in der Liebe durch die Corona-Pandemie: Darum ging es bei einem Fachtag mit Dr. Joachim Wenzel am Donnerstag, 8. Juli.

Was macht die Krise mit der Liebe? Wegbrechende Routinen, ein unterschiedlicher Umgang mit Regeln und Ängsten, zu viel räumliche Nähe. Auch für Paarbeziehungen ist die Pandemie mitunter zu einer großen Herausforderung geworden. Seelsorgerinnen und Seelsorger, Mitarbeitende in Familienbildungsstätten und Beratungsstellen haben zu Beginn der Pandemie schnell auf digitale Formate umstellen müssen, um weiterhin gut erreichbar zu sein. Ein Fachtag mit dem Titel „Partnerschaft@Pandemie“, organisiert vom Caritasverband für die Diözese Limburg und dem Bistum Limburg, hat am Donnerstag, 8. Juli, auf die Belastungen für Paare in der Coronazeit und auf neu entstandene Beratungs- und Veranstaltungsformate geschaut. Dabei ging auch es um die Situation der Mitarbeitenden in der Pastoral und der Beratenden, an die sich der Fachtag richtete, sowie um Chancen in der Krise. 
 
„Da Routinen Energie sparen und Sicherheit geben, war schon allein der Umstand, dass diese weggebrochen sind, ein Kraftakt für viele Paare in der Pandemie“, erklärt Dr. Joachim Wenzel vom Institut für Systemische Familientherapie, Supervision und Organisationsentwicklung (ifs) in Essen. Auch das Fehlen der gewohnten Unterstützungssysteme, der ständige Entscheidungsdruck im Umgang mit der Pandemie oder Existenzängste seien zusätzliche Stressfaktoren. Für Paare, die Eltern sind, gab es weniger Freiräume, unter bestimmten Voraussetzungen wurden aggressive Impulse schwerer kontrollierbar. In diesem Zusammenhang sei bereits jetzt eine Zunahme an Patienten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu verzeichnen, so Wenzel. Und das werde sich auch noch verstärken, so die Prognose des Referenten, der auch Therapeut und Systemischer Berater ist. 
 
Besonders wichtig seien in der Krise die so genannten niedrigschwelligen Angebote. „Und niedrigschwellig heißt vielfältig. Es gibt keine Hierarchie von Online, Telefon oder persönlicher Beratung. Denn Menschen sind unterschiedlich. Für die einen ist es am einfachsten, die Face-to-Face-Beratung aufzusuchen, für die anderen der Chat“. Für die Beraterinnen und Berater bedeute die Krise auch angemessene Selbstfürsorge. Sie sei in solchen Zeiten noch wichtiger als sonst, so Wenzel. Chancen sieht er in der Krise insofern, als dass alte Muster durchbrochen werden können, eine neue Dankbarkeit entstehen könne und man sich neu über Werte verständige, welche Werte wichtig seien.

Neue digitale Formate für Paare bleiben bestehen

David Walbelder, Referent für Beziehungspastoral bei der Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung e.V. (AKF) in Bonn, hat über „Angebote für Paare in der Pandemie“ gesprochen. Dabei wurden sowohl die Ehevorbereitungskurse als auch die präventiven Kommunikationstrainings für Paare in Online-Formate umgestellt. Positiver Nebeneffekt sei dabei der Hinzugewinn neuer Zielgruppen. Menschen, die sich vielleicht nicht ins Pfarrzentrum setzen möchten, oder nicht eine Stunde im Auto sitzen möchten, konnten mit den neuen „pandemieangepassten“ digitalen Formaten besser erreicht werden. Diese Formate würden zusätzlich auch nach Corona bestehen bleiben, ist sich Walbeder sicher. „Besonders gut hat die Umstellung auf neue Formate dort geklappt, wo lösungs- und zielgruppenorientiert gedacht wurde, und wo es ein fehlerfreundliches und ermöglichendes Umfeld gab“, erklärt er. 
 
Im Anschluss an die Vorträge hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, ihre Erfahrungen und Einschätzungen zum Thema zu teilen: „Erzählen, zuhören, austauschen - die Vielfalt der Zugänge entdecken, wertschätzen - und damit weiterarbeiten“, fassen Dr. Holger Dörnemann und Elmar Honemann vom Bistum Limburg zusammen. Und dies gelte sowohl für die Partnerschaft selbst als auch für die Akteure in Beratung, Pastoral und Familienbildung,“ ergänzt Eva Hannöver-Meurer, zuständige Fachbereichsleiterin beim Caritasverband. 

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