WIESBADEN, 09.07.2021
Polizeiseelsorge als Schutzraum
Besuch vom Bischof bekommt ein Polizeipräsidium nicht alle Tage. Umso größer war die Freude, dass Bischof Georg Bätzing im Rahmen seiner Visitation in Wiesbaden auch Station im Hessischen Polizeipräsidium für Technik (HPT) machte. Vermittelt hatte das Polizeiseelsorgerin Sabine Christe-Philippi, die für alle Wiesbadener Polizeibehörden zuständig ist, und die zusammen mit ihrem Kollegen Stephan Arnold vor Ort war. Für ihre Arbeit bekamen sie zu diesem Anlass viel Anerkennung und Wertschätzung. „Polizei und Kirche – ist das noch zeitgemäß?“ fragte HPT-Präsident Karl-Heinz Reinstädt und antwortete gleich selbst mit einem entschiedenen Ja. Denn entscheidend sei der „Schutzraum der Kirche“ als externe Einrichtung in der Polizei, als Alternative oder auch in Ergänzung zu den Personalberatungen beziehungsweise den Sozialen Ansprechpartnern.

Ein Angebot für alle
„Unsere Seelsorge ist ein Angebot an alle, die es annehmen wollen“, bekräftigte der Bischof. Gerade Polizeibeamte setzten sich tagtäglich großen Gefahren aus und müssten einen Weg finden, das seelisch zu verarbeiten. Dabei schloss er explizit auch jene ein, „die aus der Spur geraten sind.“ Damit griff er auf, was Reinstädt zuvor angesprochen hatte: die in der Kritik stehende hessische Polizei, insbesondere durch die jüngst in Frankfurt aufgedeckten Chats mit rassistischen Inhalten. Wenn daran Beteiligte „nicht strafbewehrt“ gehandelt hätten und es keine Rechtsgrundlage für eine dauerhafte Entfernung aus dem Dienst gebe, müssen sie wieder in die Organisation integriert werden, sagte Reinstädt, der darin auch „eine große Herausforderung für die Polizeiseelsorge“ sieht.
Nicht in die Hierarchie eingebunden
Dass die Kirche hier unterstützend wirken kann, davon ist auch Sabine Christe-Philippi überzeugt, die bereits in der Begleitung von Betroffenen tätig ist. Voraussetzung dafür sei eine absolute Vertrauensbeziehung, sagt sie und bezeichnet es als Vorteil, nicht in die polizeiliche Hierarchie eingebunden zu sein. „Ich schaue von außen darauf, das hilft sehr oft.“ Darüber hinaus werde die Polizeiseelsorge möglicherweise stärker im Bereich der Wertebildung eingebunden. Schon jetzt gehört der Unterricht für angehende Polizeibeamte in berufsethischen Fragen zu ihren Aufgaben. In ihrer Arbeit stehe immer der einzelne Mensch im Mittelpunkt: „Das ist unser Fokus.“ Ausrüstung brauche es dafür nicht, betont sie: „Wir stehen einfach mit dem, was wir sind, zum vertraulichen Gespräch zur Verfügung.“ Einzig bei der Begleitung von Einsätzen tragen die Seelsorger eine entsprechend gekennzeichnete Jacke, um auf den ersten Blick als dazugehörig erkennbar zu sein.
Voluminöse Schutzausstattung
Was dagegen Polizisten an umfangreicher Technik und Ausrüstung zur Verfügung gestellt wird, darin bekam der Bischof im öffentlichen Teil seines Besuchs einige Einblicke. So wurde ihm unter anderem Funkstreifenfahrzug nebst Ausrüstung vorgestellt, das speziell für die Anforderungen so genannter Notinterventionsteams gerüstet ist, die dazu gehörige voluminöse Schutzausstattung und die Bewaffnung.
Weitere Informationen zur Polizeiseelsorge: www.hessen.polizeiseelsorge.org.
