LIMBURG, 16.06.2021
Total gute Zeit
Die Wanderschuhe sind geschnürt, der Rucksack ist gepackt. Zu Fuß bricht Dr. Beate Gilles von Limburg nach Bonn auf, um am 1. Juli ihre neue Aufgabe als Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz zu übernehmen. Elf Jahre leitete sie das Dezernat Kinder, Jugend und Familie im Bistum Limburg. „Ich brauche das jetzt und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir gut tut, mir die Zeit zu nehmen und nach Bonn zu wandern. So kann ich gut Abschied nehmen von meiner Aufgabe in Limburg und mit freiem Kopf bei der Bischofskonferenz starten“, erklärt die 51-jährige Theologin. Bevor es jedoch losging, verabschiedete sich Beate Gilles am Mittwoch, 16. Juni, noch von ihren Kolleginnen und Kollegen in Limburg. Kurzerhand mietete sie ein Kaffeemobil und ermöglichte Begegnung unter freiem Himmel vor der bischöflichen Verwaltung.
Begegnungen waren ihr als Dezernentin immer besonders wichtig und gerne blickt sie auf diözesane Jugendtage, Dezernatsforen, Bistumsprozesse und Großveranstaltungen mit tausenden Teilnehmenden zurück. Eine wirkliche Erfolgsgeschichte sind beispielsweise die Tage der Ehejubiläen, die seit einigen Jahren vom Dezernat Kinder, Jugend und Familie organisiert werden. „Solche Veranstaltungen sind total wichtig. Wir erreichen hier hunderte Menschen und begegnen ihnen mit Wertschätzung, die sie so nicht erwartet haben“, sagt Gilles. Viel Freude hatte sie auch bei den Kar- und Ostertagen für Familien, die sie gemeinsam mit anderen jedes Jahr veranstaltet hat.
Personalführung als Steckenpferd
Als Dezernentin war sie in unzählige Projekte und Prozesse eingebunden. Kaum eine Sitzung hat sie dabei verpasst und hatte sich selbst immer dem Anspruch gestellt, auf jedes Gespräch und jede Beratung gut vorbereitet zu sein. „Es waren dynamische, volle Jahre in Limburg und ich hatte eine total gute Zeit hier“, resümiert sie und lobt die Offenheit und Entschlossenheit im Bistum. Natürlich habe es auch Herausforderungen gegeben. In der Krise um Bischof Dr. Tebartz-van Elst habe sie sich zum Jahreswechsel 2013 etwa intensiv damit befasst, ob ihr Dienst im Bistum noch fruchtbar sei und sie bleiben könne. Es seien nicht zuletzt ihre Kolleginnen und Kollegen im Dezernat gewesen, die ihr in dieser Zeit zur Seite standen und sie gestärkt haben. „Das Prägendste in den vergangenen elf Jahren im Bistum Limburg sind sicherlich die ganzen Einrichtungen und Referate meines Dezernates und die Lebendigkeit darin“, fasst es Gilles zusammen. Mehr als 200 Kolleginnen und Kollegen unterschiedlichster Profession arbeiten im Dezernat Kinder, Jugend und Familie. Sie ihm Blick zu behalten, sich um sie zu kümmern, ansprechbar sein, Entwicklung zu ermöglichen und zu schauen, wo Mitarbeitende zu stärken sind, war eine der Lieblingsaufgaben von Beate Gilles. „Viel meiner Energie ist in die Personalführung geflossen und das ist auch gut so. Wir haben so gute Leute und die sind unser Schatz und müssen zum Leuchten gebracht werden“, sagt Gilles.
Mit Energie und Herzblut ist sie auch an theologische Fragestellungen und Prozesse herangegangen. Über Jahre begleitete und steuerte sie die Auseinandersetzung mit dem nachsynodalen Schreiben „Amoris Laetitia“ zu wichtigen Fragen der Familienpastoral oder auch den Prozess zur weitreichenden Frage, was zu tun ist, wenn Paare, die nicht kirchlich heiraten können oder wollen, um Segen bitten. Die Arbeit in beiden Prozessen sei theologisch herausfordernd aber hochspannend gewesen. „Von meinem ersten Tag an im Bistum Limburg hat mich auch der Hildegardishof begleitet“, erinnert sich Gilles. Dieses Tagungshaus in Waldernbach ist in den vergangenen Jahren generalsaniert worden und die Arbeiten sind nun abgeschlossen. Nicht nur das Gebäude, sondern vor allem das inhaltliche Konzept erstrahlt nun im ganz neuen Licht und ist Leuchtpunkt in der Diözese. Ein Leuchtturm ist für sie auch die Villa Gründergeist in Frankfurt. Hier habe man den Mut gehabt, dem Haus der Begegnung, das über viele Jahre gute Arbeit geleistet hat, ein neues Konzept und eine gute Zukunft zu geben. Die Konzeption sei zunächst sehr kritisch gesehen worden und es habe nicht wenige Widerstände gegeben. Jetzt sei man weit über die Grenzen des Bistums hinweg froh, dass es eine solche Einrichtung und das Co-Working-Konzept gebe.
„Stolz bin ich auch auf den Strategie und Zielprozess im Dezernat, den wir gemeinsam entwickelt und gut auf den Weg gebracht haben. Wir haben uns mit unserer Arbeit auseinandergesetzt, ein gemeinsames Verständnis und Leitbild entwickelt“, berichtet Gilles. Dieser Weg im Dezernat gehe nun weiter und sie habe Vertrauen, dass er gut weitergehe.
Beate Gilles wurde 1970 in Hückeswagen geboren. Von 1989 bis 1995 studierte sie an der Universität Bonn die Fachrichtungen katholische Religionslehre und Deutsch und legte die erste Staatsprüfung ab. 2000 promovierte sie mit einer liturgiewissenschaftlichen Arbeit zur Dr. theol. bei Prof. Dr. Albert Gerhards. Bis zu diesem Zeitpunkt war Beate Gilles bereits freie Referentin in der theologischen und religiösen Erwachsenenbildung und freie Mitarbeiterin bei der Katholischen Fernseharbeit beim ZDF. Wissenschaftlich betätigte sie sich von 1995 bis 1999 als Mitarbeiterin am Seminar für Liturgiewissenschaft an der Universität Bonn. Von 2000 bis 2010 war Dr. Beate Gilles Leiterin und Geschäftsführerin des Katholischen Bildungswerkes Stuttgart e. V. Seit 2010 wirkte sie als Dezernentin für Kinder, Jugend und Familie im Bistum Limburg. Zum Dezernat gehören die Abteilungen Jugendliche, junge Erwachsene, Jugendverbände, Familie und Generationen, Kindertageseinrichtungen sowie der Eigenbetrieb Tagungshäuser im Bistum Limburg.