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LIMBURG, 15.04.2022

Ein kleiner Schritt – ein großer Sprung

Am Gründonnerstag hat Bischof Georg Bätzing im Limburger Dom an das letzte Abendmahl erinnert, das Jesus vor seinem Leiden und Sterben feierte.

„Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit.“ Auf diesen berühmten Ausruf von Neil Armstrong, der im Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat, ist der Bischof von Limburg, Dr. Georg Bätzing, am Gründonnerstag, 14. April, im Limburger Dom eingegangen.

„Aufgepasst, Mensch: Hier ist Umstürzendes im Gang“

„Ein kleiner Schritt – ein großer Sprung: Das trifft immer dann zu, wenn es in der Geschichte der Menschheit zu einem echten Durchbruch kommt“, sagte Bätzing in seiner Predigt während der Messe vom letzten Abendmahl, „wenn die alten Muster bisherigen Erkennens und Denkens, Glaubens oder Handelns durchbrochen werden in neue Sphären hinein, die die Zukunft dann nachhaltig bestimmen.“

Der Bischof verwies auf Jesus, der während des letzten Abendmahls mit seinen Jüngern ebenfalls einen echten Musterbruch vollzogen habe. Indem er den Jüngern die Füße wusch stellte er die bestehenden Verhältnisse auf den Kopf und setzte ein Zeichen. „Aufgepasst, Mensch: Hier ist Umstürzendes im Gang. Gott geht auf die Knie, er entmachtet sich um unseretwillen, weil er uns in seiner Liebe auch da nahe sein will, wo wir unansehnlich geworden sind, verletzt oder in uns selbst gefangen“, so Bätzing.

Ein Schritt genügt

Der Bischof betonte, dass der eine Schritt von Jesus auf seine Jünger zu, die eine Bewegung nach unten, das eindrucksvolle Zeichen der Fußwaschung, ein gewaltiger Sprung für die Menschheit sei. Jesus zeige, wie weit Gott in seiner Güte und Liebe zu gehen bereit sei und lege den Menschen gleichzeitig ans Herz, genauso zu handeln. „Stellen Sie sich vor, es könnte gelingen, in einer anstrengenden und festgefahrenen Beziehung nur einen Schritt zu tun, aus Güte und Liebe, eine Bewegung der Demut, ob sie nicht manches lösen würde?“, fragte Bätzing: „Nur ein solcher Schritt der Kriegstreiber, eine Bewegung aus der Gewaltlogik heraus, ein Zeichen von Güte und Liebe: Es könnte der Anfang des Friedens sein.“ Bereits eine kleine Entscheidung im Kaufverhalten und der persönlichen Lebensführung könne die eigene Einstellung zur Schöpfung verändern, führte der Bischof weiter aus, und zu mehr Verantwortung für Nachhaltigkeit und Klimaschutz führen. Auch das Erscheinungsbild der Kirche könne von innen heraus verändert werden, durch den Entschluss, am Sonntag wieder die Gemeinschaft im Gottesdienst zu suchen und jeden Tag für ein paar Minuten persönlich zu beten. Es genüge bereits ein einziger Schritt, betonte Bischof Bätzing: „Nicht auszudenken, welch neuer Lebensraum offen stünde, wenn jede und jeder nur einen einzigen Schritt aus Güte und Liebe machte!“

Bischof wäscht Frauen und Männern die Füße

Am Gründonnerstag erinnern Christinnen und Christen an das letzte Abendmahl, das Jesus vor seinem Leiden und Sterben feierte. Der Gottesdienst steht am Beginn der Passionsgeschichte Christi, die die Kirche in besonderer Weise während des Ostertriduums von Gründonnerstag bis zur Osternacht feiert. Am Abend seiner Gefangennahme versammelten sich Jesus und seine Jünger zu einem letzten gemeinsamen Mahl. Jesus teilte Brot und Wein und bat seine Jünger darum, dies auch künftig in seinem Andenken zu tun.

Der Gottesdienst wird von besonderen liturgischen Riten geprägt: Nach dem Glorialied schweigen Orgel und Glocken bis zur Feier der Auferstehung in der Osternacht. Außerdem werden in einer Prozession im Anschluss an das Schlussgebet die geweihten Hostien aus dem Tabernakel in eine Nebenkapelle gebracht, der Altarschmuck entfernt und alle Kreuze verhangen. Während des Gottesdienstes wusch Bischof Bätzing auch Frauen und Männern, unter anderem aus der Limburger Dompfarrei, die Füße. Die Fußwaschung geht auf einen orientalischen Brauch zurück. Beim Betreten eines Hauses wuschen Diener den Gästen die Füße. In der Bibel ist es hingegen Jesus, der seinen Jüngern die Füße wäscht.

 

Britta Fischer

Redakteurin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

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