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FRANKFURT, 05.08.2022

200 Feldbetten und ein Zelt im Kirchgarten

Die eritreische katholische Gemeinde in Frankfurt-Griesheim erwartet an diesem Wochenende über 200 junge Eritreer aus dem ganzen Bundesgebiet. Der gemeinsame Glaube, Informationen über das Leben in Deutschland und Begegnung stehen im Mittelpunkt.

200 Feldbetten, ein großes Zelt im Kirchgarten, mobile Duschkabinen und Sonderbestellungen beim Bäcker: Die eritreische katholische Gemeinde am Kirchort St. Hedwig in Griesheim ist für ein großes Ereignis gerüstet. An diesem ersten August-Wochenende kommen hier rund 250 junge Eritreer aus dem ganzen  Bundesgebiet zusammen. „Jugendbegegnung und Besinnungstage“ ist das Treffen überschrieben, das seit 2015 jedes Jahr von der eritreischen Gemeinde organisiert wird. Entstanden als Angebot für junge Geflüchtete aus Eritrea gehören neben gemeinsamen Gottesdiensten und der Begegnung weiterhin Information und Beratung zum Programm.

In Deutschland Fuß fassen

„Wir möchten, dass die jungen Leute in Deutschland Fuß fassen“, beschreibt Dr. Aklilu Ghirmai das Ziel der Veranstaltung. Er ist mit einer halben Stelle sozialpastoraler Mitarbeiter der Eritreischen Gemeinde und im Rahmen der Flüchtlingsberatung mit den Problemen und Herausforderungen rund um das Ankommen und die Integration vertraut. Wie das Leben in Deutschland gemeistert werden kann, darum geht es im Vortragsteil des Wochenendes. Eingeladene Referenten informieren über das Schulsystem, Ausbildungsmöglichkeiten, Jobsuche, die Situation auf dem Arbeitsmarkt und weitere soziale Themen. Eine besondere Rolle spielen der Austausch und die Erfahrungsberichte von Eritreern, die hier geboren sind oder schon länger in Deutschland leben, berichtet Ghirmai. Dieser Austausch sei vor allem für Neuankömmlinge eine große Chance, „weil sie sehen, das ein Weiterkommen möglich ist.“

Große Verbundenheit mit der Kirche

Für den großen Bedarf an einem solchen Treffen nennt der Soziologe und Politikwissenschaftler, der mit 50 Prozent Referent für Sozialraumanalyse im pastoralen Raum Frankfurt-Nied-Griesheim-Gallus ist, mehrere Gründe. Einige der jungen Flüchtlinge lebten isoliert im ländlichen Raum. Sich hier begegnen zu können, vertreibe die Einsamkeit und damit einhergehende Probleme. Außerdem seien die jungen Eritreer sehr gläubig und sehr verbunden mit der Kirche in der Heimat. In ganz Deutschland gebe es aber nur in Frankfurt und Stuttgart eigene Gemeinden mit regelmäßigen Gottesdiensten. Hier in Griesheim religiöse Gemeinschaft zu erleben, sei ihnen sehr wichtig. Dabei gebe es durchaus auch Diskussionsstoff, zum  Beispiel über die Unterschiede im religiösen Leben im Herkunfts- und im Gastland. Auch die Frage nach der  Weitergabe des Glaubenslebens an die Kinder gewinnt an Bedeutung. Schließlich haben sich in den vergangenen Jahren bei der Jugendbegegnung in Griesheim schon Paare gefunden und Familien gegründet.

Aufwand lohnt sich

Für die Bewirtung all der jungen Gäste sorgen Gemeindemitglieder, die seit Tagen Fladenbrot backen und Fleischsoßen zubereiten. Einige bieten auch denjenigen Übernachtungsmöglichkeiten, die keinen Platz im Zelt mehr finden. Der Aufwand sei riesig, bestätigt Ghirmai, aber es lohne sich: „Die jungen Leuten sind so dankbar.“ Die Gemeinde ist jedenfalls nach seinen Worten entschlossen, die entstandene Tradition weiterzuführen. 

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