OBERZEUZHEIM, 01.08.2022
Sieben Schmerzen – Sieben Freuden
Es ist ruhig, einzig und allein der Wind weht und die Bäume rascheln. Ab und zu zeigt sich die Sonne durch die dichten Baumkronen. Es riecht nach Wald, Erde und Sommer. Inmitten dieser unberührten Natur liegt ein besonderer Ort: Die Wallfahrtstätte „Sieben Schmerzen – Sieben Freuden“. Dort läuft ein breiter Weg an sechs Bildstöcken vorbei, jeweils drei links und drei rechts. Am Ende des Weges führen zehn Treppenstufen zum Mittelpunkt der Wallfahrtsstätte, der siebten Station: einem Altar, um den Holzbänke zum Sitzen und Verweilen einladen.
Wer im Wald zwischen Elbtal-Hangenmeilingen und Hadamar-Oberzeuzheim unterwegs ist, kommt früher oder später an den „Sieben Schmerzen“, wie die Wallfahrtsstätte abgekürzt von den Menschen vor Ort genannt wird, vorbei. Sieben Schmerzen deshalb, weil die sechs Bildstöcke, die wie kleine Kapellchen aussehen, und der Altar in der Mitte die Sieben Schmerzen Mariens zeigen. Auf der anderen Seite der Bildstöcke, zu sehen auf dem Rückweg, sind die Sieben Freuden Mariens dargestellt.
Eine Quelle mit unbekanntem Ursprung
Bildergalerie
Die Anfänge des Wallfahrtortes liegen im 14. Jahrhunderts und stehen im Zusammenhang mit der Marienverehrung der Zisterzienser-Mönche von Marienstatt. Davon zeugt auch eine Mutter Gottes-Statue aus Messing, bei der die Menschen Kerzen anzünden können. Entscheidend für die Wahl des Ortes war jedoch die Quelle, die sich dort befindet. Wo ihr Ursprung liegt, ist bis heute ungeklärt. Versiegt ist sie noch nie. „Der Quelle werden heilende Kräfte nachgesagt, vor allem für die Augen“, erzählt Helmut Esser, Mitglied der Kolpingfamilie Oberzeuzheim. „Früher kamen die Leute hier mit ihren Autos angefahren und haben literweise Quellwasser abgezwackt. In Ruhe zu beten und den Ort zu genießen, war nicht mehr möglich“, erzählt er. Daher sei ein Gitter vor die Quelle gekommen. So können die Leute zwar noch Wasser abfüllen, aber nicht mehr in Scharen.
Die sieben Bildstöcke wurden 1885 auf Initiative der Angehörigen des Priesters Ferdinand Heep errichtet. Große Förderer waren auch die Franziskaner, die von 1919 bis 1977 Seelsorger in Hadamar-Oberzeuzheim waren. 1969 wurden die Stationen erneuert und aus heimischen Basalt angefertigt. Die Bilder vom Zyklus der Sieben Schmerzen und Sieben Freuden Mariens malte der Diezer Künstler Ernst Thrun.
Seit der Neugestaltung ist die Kolpingfamilie Oberzeuzheim für die Pflege des Ortes zuständig. Blumen gießen, Unkraut jäten, den Weg sauber halten, die Bänke einölen oder alle zwei Jahre den Split erneuern: Helmut Esser erfüllt diese Aufgaben ehrenamtlich. „Alleine ist das gar nicht alles zu stemmen“, erzählt er. „Deshalb begleitet mich oft meine Frau. Manchmal gibt es auch Arbeitseinsätze mit vielen Helferinnen und Helfern“, sagt er. Besonders schlimm ist es für ihn, wenn Randalierer am Werk waren. „Wir haben schon vieles erlebt: Schäden an den Bildstöcken, Beschmierungen, herausgerissene Blumen“, erzählt er. Seit der Corona-Pandemie seien die mutwilligen Zerstörungen seltener und die Menschen wachsamer unterwegs. „Der Erhalt und die Bewahrung des Ortes liegt vielen am Herzen“, sagt Esser. Daher werden dort auch gerne Gottesdienste gefeiert. Zweimal im Jahr, im Mai und im September, finden zudem Wallfahrten zu den Sieben Schmerzen statt.
Die Sieben Schmerzen Mariens
- Die Weissagung des Simeon, dass Maria „ein Schwert durch die Seele dringen werde“
- Die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten
- Der Verlust des zwölfjährigen Jesus im Jerusalemer Tempel
- Die Begegnung von Maria und Jesus auf seinem Kreuzweg
- Das Warten und der Schmerz Mariens unter dem Kreuz
- Die Abnahme Jesu vom Kreuz, den sie anschließend im Schoß hält
- Das Begräbnis Jesu
Die Sieben Freuden Mariens
- Die Verkündigung
- Die Heimsuchung
- Die Geburt Jesu
- Die Anbetung der Weisen
- Das Wiederauffinden des Zwölfjährigen
- Die Auferstehung
- Die Aufnahme Marias in den Himmel