LIMBURG, 31.12.2022
Demütiger Mitarbeiter der Wahrheit
Das Bistum Limburg trauert um Papst em. Benedikt XVI. Er starb am 31. Dezember 2022 im Alter von 95 Jahren in Rom.
Bischof Dr. Georg Bätzing würdigte den Verstorbenen in Limburg als einen brillanten Theologen und erfahrenen, guten Hirten. „Wie kaum jemand sonst, versuchte er, den Menschen die Tiefe des Glaubens zu erklären und die Tür zum Christentum aufzuschließen. Er war Konzilstheologe und hat Generationen von Theologiestudierenden geprägt“, so Bätzing. Die Schriften des emeritierten Papstes seien von einer beeindruckenden geistlichen Tiefe geprägt.
Bätzing selbst kann sich an drei persönliche Begegnungen mit dem Verstorbenen erinnern. Als Regens in Trier sei er mit einer Gruppe Seminaristen in Rom gewesen und ihm damals begegnet. Zu seinem Erstaunen kannte Ratzinger Bätzings Buch zur Eucharistie, das der damalige Präfekt der Glaubenskongregation mit Gewinn gelesen habe. Die zweite Begegnung fand beim Jubiläum des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier 2003 statt. Zum dritten Mal begegneten die beiden sich, als Bätzing gemeinsam mit Bischof Ackermann beim Papst war, um ihn über die Vorbereitungen zur großen Heilig-Rock-Wallfahrt 2010 zu informieren und ihn dazu einzuladen.
Benedikt war bescheidener und zurückhaltend auftretender Mann
„Papst Benedikt war ein bescheidener und zurückhaltend auftretender Mann. So bleibt er mir und vielen in guter Erinnerung“, sagte der Bischof. Benedikt XVI. sei nicht für die Öffentlichkeit und die große Bühne geboren worden, sondern mehr für die Innerlichkeit, für das Bedenken des Glaubens zwischen Vernunft und Glauben, und auch für die Leitung der Kirche in kluger Sorgfalt. Dreimal sei Benedikt als Papst in Deutschland gewesen. Das erste Mal war sein Besuch beim Weltjugendtag in Köln im Jahr 2005. Wenig später besuchte er seine bayerische Heimat und 2011 war er erneut Deutschland und hielt unter anderem seine vielbeachtete Rede im Deutschen Bundestag.
Die Begeisterung für den Papst aus Deutschland sei zunächst sehr groß gewesen, habe sich dann aber im Laufe seiner Amtszeit immer mehr relativiert. „Nicht immer haben wir, seine Landsleute, uns mit ihm leichtgetan. Und auch er hat es sich mit unserer konfessionell-vermischten Gesellschaft nicht leicht gemacht. Immer wieder hat er auf die Punkte hingewiesen, wo man ehrlich sein muss, wo wir noch tiefer arbeiten und ergründen müssen, um miteinander unterwegs zu sein“, erinnerte Bätzing. Dies alles habe er als demütiger Mitarbeiter der Wahrheit getan.
Betend und nachdenkend der Kirche einen Dienst erwiesen
Aus eigenem Entschluss habe er nach acht Jahren sein Amt als Papst zurückgegeben und dadurch deutlich gemacht, dass Person und Amt nicht eins sind. Nicht wenige hielten diesen Rücktritt Benedikts für die große Tat seines Lebens. In den vergangenen zehn Jahren habe Benedikt, so Bischof Bätzing, zurückgezogen im Vatikan gelebt. „Betend, aber nicht nur das. Er hat sich immer wieder auch eingeschleust in die Diskussionen, die zu führen waren. Er hat manche Stellungnahmen abgegeben und er hat sich als Autor weiter in die Öffentlichkeit begeben. So wollte er der Kirche betend und nachdenkend einen Dienst erweisen“, sagte Bätzing.
Schrecken des Missbrauchs an den Tag geholt
Der Bischof von Limburg und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz machte auch deutlich, dass Papst Benedikt XVI. den Schrecken des Missbrauchs in seiner ganzen Tiefe eigentlich erst wirklich an den Tag geholt habe. Den Missbrauch, der die katholische Kirche und ihre Wirklichkeit bis heute nachhaltig präge, weil Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren gegangen seien. „Wie kein Papst vor ihm, hat Benedikt deutlich gemacht, dass jeder Missbrauch ein Verbrechen ist“, sagte der Bischof. Er habe deutlich gemacht, dass es Strukturen in der Kirche brauche, um diese Verbrechen angemessen zu bearbeiten. Bei seinen vielen Auslandsreisen habe Benedikt als erster Papst zudem Betroffene zum Gespräch eingeladen, um sie zu hören, um ihre Situation und ihre Forderungen an die Kirche wahrzunehmen. „Dieses Handeln Benedikts war aus meiner Sicht ein echter Umbruch, im Sinne dessen, dass nicht die Institution Kirche, sondern die Betroffenen in den Mittelpunkt gestellt werden“, so Bätzing.
Benedikt XVI. habe sich auch anlässlich des Münchner Missbrauchsgutachtens zu Wort gemeldet und die Betroffenen um Verzeihung gebeten. Mit Blick auf dieses Gutachten seien aber auch Fragen offengeblieben. Fragen, die nicht mehr geklärt werden könnten und die nun mit Benedikt in die Ewigkeit gegangen seien.
Eng mit Jesus Christus verbunden
„Papst Benedikt war ein tiefgläubiger Mensch. Er war mit Jesus Christus verbunden. Der Herr war sein Leben. Er hat den Menschen deutlich gemacht, dass ein Leben ohne Gott nicht wirklich reich ist und dass es der Glaube an ihn ist, der die Vernunft weitet und die Herzen öffnet“, so der Bischof.
Der Tod Benedikts sei ein bedeutsamer Tag für die Kirche in Deutschland. Viele hätten in den vergangenen Tagen für ihren Landsmann gebetet. „Ich glaube, er konnte seinen letzten Weg gut gehen. Heute sind wir traurig, aber auch dankbar für das Wirken eines großen Mannes der Kirche. Einer von uns ist gestorben. Die gläubige Solidarität sagt mir, wir wollen für ihn eintreten bei Gott. Er gehört zu uns. Er war ein großes Geschenk für uns. Für dieses Geschenk wollen wir Gott danken und ihn bitten, dass Benedikt nun seine Heimat in der Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes findet“, sagte Bätzing.
Kondolenzbuch im Limburger Dom
Es sei gut, dass nun weltweit und an vielen Orten im Bistum Limburg für den Verstorbenen gebetet werde. Im Limburger Dom hatte es bereits um 12 Uhr eine Gebetszeit für den emeritierten Papst gegeben. Dort trugen sich auch Bischof Bätzing, Weihbischof Dr. Thomas Löhr, der im Juni 2009 von Benedikt XVI. zum Weihbischof in Limburg ernannt worden war, Domdekan Dr. Wolfgang Pax und Generalvikar Wolfgang Rösch in das Kondolenzbuch für den Verstorbenen ein. Ab sofort haben alle Gläubigen die Möglichkeit, sich im Limburger Dom in dieses Buch einzutragen und für den Verstorbenen zu beten.
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