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LIMBURG, 27.02.2022

Ein Verbrecher schindet sein Nachbarland

Es herrscht Krieg mitten in Europa. Bundesweit wird um Frieden für die Ukraine gebetet. In Limburg gestaltete Bischof Dr. Georg Bätzing das Friedensgebet.

Die Glocken des Limburger Doms läuteten am Sonntag um 18 Uhr vier Minuten länger als gewohnt. Für jeden Tag des Krieges in der Ukraine, eine Minute. Im Dom ist es still. Viele Christinnen und Christen sind an diesem Abend auf den Domberg gekommen, um für den Frieden in der Ukraine zu beten. Sie sind der bundesweiten Einladung der christlichen Kirchen gefolgt. Im Limburger Dom gestaltete Bischof Dr. Georg Bätzing das Friedensgebet. 
„Es ist der vierte Tag eines Krieges in dem ein Verbrecher sein Nachbarland schindet“, sagte Bischof Bätzing. Hunderte Menschen seien bereits gestorben. Hundertausende auf der Flucht. Ein ganzes Land sei in Bewegung. Es herrsche Unsicherheit und Trauer. Ganz Europa sei bestürzt. „Das so etwas noch mal möglich sein würde. Niemand hätte das gedacht. Aber wir müssen mit dieser Wirklichkeit umgehen“, so der Bischof. Er dankte allen, die in diesen Tagen um Frieden beten. In Zeiten der Not sei es wichtig, zum Gebet zusammenzukommen und Gott zu bitten, einzugreifen. Er soll die Hände der Machthaber so binden, dass sie die Waffen niederlegen. Er soll eingreifen, damit Menschen atmen und in Freiheit leben können. Gott möge sich erheben, den Menschen helfen und sie befreien. 

Im Zentrum des Friedensgebetes im Limburger Dom stand der Text „Es ist Krieg. Ein ratloser Psalm“ des Trierer Priesters Stephan Wahl, der zurzeit im Heiligen Land wirkt und arbeitet. Wahl beschreibt darin, wie er entsetzt und fassungslos die Nachrichten vom russischen Angriff auf die Ukraine wahrnimmt und realisiert, dass mitten in Europa ein Krieg ausgebrochen ist. Der Wahn eines Mächtigen und seine Lügen trieben Soldaten an, Schaden über unschuldige Menschen zu bringen. Hilflosigkeit und Wut breite sich angesichts der Meldungen aus und man bete zu Gott, dass er den Kriegstreibern in die Parade fahre.  Und man bete zu Gott, um Mut für das Volk, damit Verbrecher entlarvt werden und der Friede eine Chance haben könne.  

Das Gebet um Frieden in der Ukraine wird bundesweit weitergehen. Vielerorts gibt es besondere Gebetszeiten und Gebetsinitiativen. Im Limburger Dom wird täglich, um 12 Uhr, um Frieden in der Ukraine gebetet. 

Aufgeschreckt bin ich, Ewiger, reibe mir zitternd die Augen,
ein Traum muss es sein, ein schrecklicher, ein Alptraum.

Entsetzt höre ich die Nachrichten, kann es nicht fassen,
Soldaten marschieren, kämpfen und sterben. Es ist Krieg.

Der Wahn eines Mächtigen treibt sie zu schändlichem Tun,
mit Lügen hat er sie aufgehetzt, mit dem Gift seiner Hassreden.

In den Kampf wirft er sie, missbraucht ihre Jugend, missbraucht ihre Kraft,
erobern sollen sie, töten sollen sie, sein Befehl ist eiskalt.

Seine Nachbarn hat er zu Feinden erklärt, ein Zerrbild gemalt,
in den dunkelsten Farben seiner wirren Machtphantasien.

Angst und Schrecken verbreiten sich, blankes Entsetzen,
wieviele Verletzte wird es geben, wieviel Tote?

Wann wird die gefrässige Gier des Tyrannen gesättigt sein,
wann der Blutstrom versiegen, wann die Waffen schweigen?

Hilflos starre ich auf die Bilder und Meldungen, 
meine Fäuste voll Wut, in meinen Augen regnet es.

Fahr den Kriegstreibern in die Parade, Ewiger. Allen!
Leg ihnen das Handwerk, lass sie straucheln und fallen.

Wecke den Mut und den Widerstand der Rückgrat-Starken,
lass das Volk sich erheben und die Verbrecher entlarven.

Nicht entmutigen lassen sollen sich alle, die an den Frieden glauben,
die unverdrossen ihre Stimme erheben, gegen Verführer immun sind.

Sei unter denen, die nicht schweigen, die nicht wegschauen,
die nicht achselzuckend sagen, was kann ich schon bewirken.

Höre unser Beten, unser Schreien, es töne in Deinen Ohren,
unsere Angst um die Welt unserer Kinder und Kindeskinder.

Sie hast Du uns in die Hände gegeben, Deine Welt ist die unsrige,
In die Hände fallen soll sie nicht den Machthungrigen ohne Gewissen.

Nie werde ich verstehen, warum Du dem allen nur zusiehst,
Deine Hand nicht eingreift und die Tyrannen zerschmettert.


jetzt aber will ich nicht aufgeben, zu tun, was ich tun kann,

damit wir jetzt und auch künftig den Namen verdienen, 
den wir so selbstverständlich als unseren eigenen tragen,

und ehrlich und glaubwürdig und unverhärtet berührbar,
als menschlicher Mensch unter menschlichen Menschen leben. 

Lasst uns beten zum Gott und Vater aller Menschen, der allein die Welt zum Frieden führen kann:

V: Für die Menschen in der Ukraine, die unter Krieg und Gewalt leiden: um Hoffnung und Kraft in ihrer Bedrängnis.
V: Für die christlichen Kirchen in der Ukraine: um den Geist der Zuversicht, damit sie den Menschen aus der Kraft des Evangelium beistehen.

Ruf V/A GL 837: Unser Beten steige auf zu dir...

V: Für alle, die unter den Völkern Einfluss haben und Macht ausüben: um den Geist der Friedfertigkeit und Versöhnung und um Ehrfurcht vor dem Leben und dem Gewissen jedes Menschen.
V: Für alle, die die Folgen von Unfrieden und Hass am eigenen Leib verspüren. Für die, die im Unrecht des Krieges nun bereits ihr Leben verloren haben. Für alle, die ihre Heimat verlassen und flüchten aus Angst und Verzweiflung: Sieh an die Not, Herr unser Gott, und rette uns. 

Ruf V/A GL 837: Unser Beten steige auf zu dir …

V: Für alle, die in ihren Familien Streit und Zwietracht erleben: um die Gnade, das Geschenk des Friedens von Gott anzunehmen und es weiterzugeben.
V: Für uns selber, die wir allein hilflos sind gegenüber der Bedrohung unserer Welt: um den Beistand des Geistes Gottes, um Hellhörigkeit für seinen Anruf und um die Kraft zum Frieden mit allen Menschen.
Ruf V/A GL 837: Unser Beten steige auf zu dir …

Denn du, o Gott, trägst das All durch dein machtvolles Wort. Auf dich und die Kraft deines Geistes setzen wir unser ganzes Vertrauen. Dir sei Lob und Dank durch Christus, unseren Herrn, jetzt und in Ewigkeit.
A: Amen

Stephan Schnelle

Pressesprecher

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