LIMBURG, 26.07.2022
Georgsplakette für Ingeborg Schillai
Ingeborg Schillai ist mit der Georgsplakette des Bistums Limburg ausgezeichnet worden. Bischof Dr. Georg Bätzing verlieh der 72-Jährigen aus Taunusstein am Montag, 25. Juli, die höchste Auszeichnung der Diözese für langjähriges, kontinuierliches und herausragendes ehrenamtliches Engagement. Er würdigte damit die Verdienste der ehemaligen Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung. Schillai hatte dieses Amt insgesamt zehn Jahre von Mai 2012 bis Mai 2022 inne.
In seiner Laudatio blickte der Bischof auf die drei bewegten Amtszeiten Schillais zurück. „Es waren zehn sehr intensive und spannende Jahre“, so Bätzing. Drei Mal sei die pensionierte Religionslehrerin an die Spitze der gewählten Vertretung der Katholikinnen und Katholiken im Bistum Limburg gewählt worden. Damit verbunden seien viele Sitzungen der Diözesanversammlungen, des Präsidiums, des Diözesansynodalrates und des Vorstandes verbunden gewesen. Hinzu sei die Arbeit in zahlreichen Hauptausschüssen und anderen Gremien wie, etwa dem Diözesankirchensteuerrat, gekommen. Sie habe an zahlreichen überdiözesanen Treffen, am bundesweiten Gesprächsprozess der Bischofskonferenz, an vielen Katholikentagen und an Sitzungen der Synode der Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) teilgenommen. „Wer auf die Jahreszahlen Ihrer Wahl 2012, 2016 und 2020 schaut, kommt direkt ins Nachdenken“, so der Bischof.
Vertrauenskrise, Missbrauch und Corona
Durch die Vertrauenskrise im Jahr 2012 zwischen Bischof und den Gläubigen sowie den Ehren- und Hauptamtlichen sei die Situation im Bistum angespannt gewesen. Schillai wurde hier als Präsidentin stark gefordert, sagte Bätzing. „Sie haben diese schweren Jahre gemeistert. Ganz so, wie Sie sind. Ganz authentisch. Klar, freundlich, entschieden. So wurden Sie auch weit über die Grenzen des Bistums hinweg wahrgenommen. Ich habe das damals als Generalvikar im Nachbarbistum Trier aufmerksam verfolgt. Sie haben sich immer schützend vor die Menschen im Bistum gestellt“, so Bätzing. Die Situation eskalierte in den Jahren 2013 weiter, bis 2014 ein Aufbruch mit dem Apostolischen Administrator begann. Damit verbunden sei die große Aufgabe gewesen, den Machtmissbrauch aufzuarbeiten und eine Grundlage dafür zu schaffen, dass Vertrauen neu aufgebaut werden kann.
Die Chemie stimmte
Im Juli 2016, unmittelbar nach der Ernennung Bätzings zum Bischof von Limburg, habe es dann eine Begegnung mit den Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern der Synodalen Gremien gegeben. „Damals lernten wir uns kennen. Bei diesem Treffen habe ich gleich gespürt, dass die Chemie zwischen uns beiden stimmte und wir gut miteinander klar kommen werden. Ich wusste, dass wir die Dinge gemeinsam stemmen werden, die zu stemmen sind, wenn eine neue Amtszeit beginnt. Viele Hoffnungen und Erwartungen lagen auf mir und ich wusste, dass ich diese nicht ansatzweise alleine erfüllen kann. Schön, dass Sie mich hier so stark unterstützt haben“, so Bätzing.
50 Jahre Synodalordnung
Grund zu feiern gab es während der Amtszeit von Ingeborg Schillai auch. Im November 2018 feierte das Bistum Limburg den 50. Geburtstag der Synodalordnung. „Dieses Jubiläum hat uns gut getan und gezeigt, welche gute Tradition wir hier im Bistum Limburg über Jahrzehnte gepflegt, gelebt und weiterentwickelt haben. Für mich war dieses Jubiläum eine Sternstunde. Wir haben zurückgeschaut und einen Ausblick gewagt. Das war wunderbar“, sagte Bätzing. Er sei sehr davon überzeugt, dass die gemeinsame, strukturierte Synodalität auf allen Ebenen des Bistums Zukunft habe. Dies sei auch im Transformationsprozess, in dem sich das Bistum gerade befinde, ganz klar im Blick. Der Bischof möchte seine versprochene Selbstbindung einlösen und sich an die Beratung und Entscheidung der synodalen Gremien binden. Dass er dies gut könne, sei ein Verdienst von Ingeborg Schillai.
Im Herbst 2018 hat die Veröffentlichung der sogenannten MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch von Klerikern in der katholischen Kirche auch das Bistum Limburg tief erschüttert und bestürzt. „Damals sind wir zusammengekommen und haben uns intensiv mit der Studie befasst. Uns war allen klar, dass wir nun zusammenstehen müssen und die Aufgaben, die uns diese Studie aufgibt, gemeinsam bearbeiten müssen. Noch bevor bundesweit der Synodale Weg begonnen hatte, hatten wir im Bistum Limburg Verantwortung und die gemeinsame Auftraggeberschaft für ein umfassendes MHG-Folgeprojekt übernommen. Sie können stolz darauf sein, dass die mehr als 60 Maßnahmen umgesetzt und eine Kulturveränderung bringen werden“, so der Bischof.
Klare ökumenische Zeichen
Die dritte Amtszeit Schillais, die 2020 begann, war direkt von der Corona-Pandemie geprägt. „Plötzlich war alles anders. Stimmungen und Atmosphären änderten sich. Persönliche Begegnungen konnte es nicht geben. Dennoch haben wir viel gearbeitet und viel erreicht. Sie haben jedoch gespürt, dass es Zeit ist, Ihr Amt in andere Hände zu geben“, sagte Bätzing. In die Zeit der Pandemie fiel auch die gemeinsame Gastgeberschaft für den dritten Ökumenischen Kirchentag. „Die Vorbereitung dieses Glaubensfestes glich manchmal einer Achterbahnfahrt“, erinnerte Bätzing. Dennoch habe man sich entschieden, den ÖKT dezentral und digital stattfinden zu lassen. „Wir haben damit ein wichtiges Zeichen gesetzt, das weiterlebt und trägt“, so der Bischof.
Dass die Ökumene für Schillai ein Herzensanliegen ist, war in der Zeit ihrer Präsidentinnenschaft durchgängig erlebbar. „Wir haben eine gute Gemeinsamkeit gelebt und die Chemie zwischen uns beiden hat gestimmt“, lobte Dr. Ulrich Oelschläger. Er war über viele Jahre Präses der EKHN-Synode und damit das Gegenüber Schillais. In seinem Grußwort erinnerte er an viele schöne Begegnungen, an gemeinsame Predigten, an ökumenische Gottesdienste und gemeinsame Jubiläen. Hinter dieses gemeinsame ökumenische Miteinander könne man nicht mehr zurück.
Amt war keine Last
Die Verleihung der Georgsplakette kam für Schillai überraschend. „Damit habe ich nicht gerechnet. Vielen Dank“, sagte Ingeborg Schillai. Es seien wirklich zehn bewegende Jahre gewesen. „Es war oft ein sehr erfüllendes Ehrenamt. Es war mir eine Ehre und keine Last. Ich bin sehr dankbar für das, was wir im guten Miteinander erreicht haben und ich wünsche mir, dass Synodalität im Bistum Limburg weiter ganz oben steht“, so Schillai.