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LIMBURG, 04.06.2022

Priester sind Übersetzer

Durch Handauflegung und Gebet hat Bischof Georg Markus Dillmann und Tomasz Kruszewski am Samstag, 4. Juni, im Hohen Dom zu Limburg zu Priestern geweiht.

Priester sind Übersetzer, die helfen, dass Gott im Leben der Menschen ankommt. Dies sagte Bischof Dr. Georg Bätzing am Samstag, 4. Juni, im Hohen Dom zu Limburg. Durch Handauflegung und Gebet weihte er Markus Dillmann (55) und Tomasz Kruszewski (28) zu Priestern. 

„Es ist die geniale Idee Gottes, dass er sich Mittel und Mittler sucht, mit deren Hilfe er in unserem Leben aufscheinen will, wirken will, uns seine helfende und heilende Nähe spüren lassen will“, so Bätzing. In der Kirche nenne man dies die sakramentale Struktur des Glaubens. Gott selbst verbürge sich dafür, dass er im Leben ankommt und wirkt, wenn das Wort der Heiligen Schrift verkündet, in der Katechese die Weite des Glaubens erschlossen und in Gemeinschaft erfahren werde. 

Sich an den Fragen und Nöten orientieren, nicht am eigenen Ego

Helferinnen und Helfer für Gott, um das Leben der Menschen zu berühren, seien alle Getauften und Gefirmten. Es gebe aber auch solche wie Markus Dillmann und Tomasz Kruszewski, die im Sakrament der Priesterweihe selber die Gnade Gottes so spürbar und verwandelnd erfahren dürften, dass diese die beiden zu Übersetzern der Gnade Gottes erwählt habe. Wer diese Grundstruktur des Glaubens einmal begriffen habe, der sei zutiefst beschämt, wenn er entdecke, dass gerade die, die zu Vermittlern der Nähe Gottes berufen sind, genau das Gegenteil bewirken können, wenn sie die Vermittlung blockierten. „Wenn sie ihr Ego in den Mittelpunkt stellen und den Auftrag des Dienens darin ersticken. Wenn sie klerikal mehr um das eigene Standing bemüht sind als an den Fragen und Nöten der Menschen interessiert. Wenn sie gar ihre geistliche Autorität missbrauchen und Menschen, die ihnen unterwegs im Glauben anvertraut sind, zu eigenem Nutzen verzwecken“, sagte der Bischof. Was Missbrauch durch Priester in seinen verschiedenen Facetten angerichtet habe und anrichten könne, das sei in der Kirche erst in den vergangenen Jahren und durch die zaghaften, mittlerweile lauter werdenden Stimmen der Betroffenen bewusst geworden. Missbrauch zerstöre ganze Biografien. Er lassen den Glauben im Herzen von Menschen ersterben, sodass kaum noch spürbar sei, dass Gott sie liebevoll tragen und fördern wolle. 

Ohne persönliche Entschiedenheit ist Christsein nicht möglich

Bischof Georg Bätzing dankte den beiden Männern für ihre Bereitschaft, sich in einer herausfordernden Zeit in den Dienst zu stellen. „Sie tun es bewusst unter den Vorzeichen von Bescheidenheit, Selbstrelativierung und großem Gottvertrauen“, so Bätzing. Wichtig für den Glauben sei es, eine Antwort auf die Frage gefunden zu haben, wer Jesus für einen persönlich sei und welchen Platz er im eigenen Leben, Denken und Handeln einnehme. Ohne Entschiedenheit gerade in diesen Fragen könne heute und in Zukunft niemand wirklich Christ oder Christin sein. „Priester sind Übersetzer. Auch, damit der Ernst dieser aufgerufenen Entscheidungssituation bei den Menschen ankommen kann. Wesentlich für unseren Auftrag ist es, dass wir die große Münze der Botschaft vom Reich Gottes in die kleinen Cent-Stücke unseres Lebens übersetzen“, sagte der Bischof. 

Er gab den Neupriestern drei Leitgedanken für ihr Leben und ihren Dienst mit, die ihm selbst helfen, sich den Herausforderungen der Kirchenstunde zu stellen, die Veränderung verlange. Der erste Leitgedanke ist die Orientierung an Jesus Christus. Es gehe darum, ihm zu folgen, so wie er selbst von Gott empfangen und angenommen wurde und sich auf Gott hin ausgesteckt habe. Leitgedanke zwei sei das Gespräch mit Gott im Gebet. „Nur betende Menschen können Übersetzer der Gnade und Liebe Gottes sein, das ist eine erprobte geistliche Weisheit; wer im Beten stockt, bei dem stellen sich bald Blockaden und Hindernisse im Dienst ein“, erklärte Bätzing. Drittens müssten Priester bereit sein, sich zu verändern und zu wachsen auf die Wahrheit Gottes hin. In jedem Problem, in jeder Krise, in jedem Konflikt und in jedem schönen wie negativen Erleben könne ein Anruf Gottes stecken, sich zu verändern. Es sei häufig noch mehr möglich, als man ahne: mehr an Glaube, Hoffnung und Liebe. 

Die beiden Neupriester

Der Neupriester Markus Dillmann stammt aus Elz. Er war Geschäftsführer und Prokurist verschiedener Firmen und engagierte sich als Bataillonskommandeur der Reserve der Bundeswehr sowie im Reservistenverband. Es gab eine Zeit in seinem Leben, da hatte er nur wenig Kontakt mit der Kirche. In der Begleitung seiner schwerkranken Mutter ist er dann ins Nachdenken gekommen und hat im Gebet und in der Beichte neue Kraft gefunden. Im Jahr 2016 begann er sein Studium im Priesterseminar St. Lambert in Lantershofen. Als Priester will er kein „Leithammel“, sein, sondern für die Menschen da sein, ihnen zuhören und beistehen.

Eine große Leidenschaft von Tomasz Kruszewski ist die Musik. Er kann Klavier, Gitarre und Bass spielen und wirkt in verschiedenen Bands und Gruppen mit. Der Neupriester stammt aus Reinbek bei Hamburg. Seine Eltern waren einige Jahre zuvor aus Polen nach Deutschland gekommen. Nach dem Abitur 2013 begann für ihn eine Zeit der Suche. Er studierte Philosophie und Mediävistik und lernte die Priesterausbildung im Erzbistum Hamburg kennen. In dieser Zeit besuchte er auch verschiedene Ordensgemeinschaften. Ein Jahr später entschloss er sich, in Sankt Georgen in Frankfurt Theologie und Philosophie zu studieren. 2017 wechselte er ins Bistum Limburg. „Ich brauche ein Netzwerk von Menschen, die mich als Priester verstehen und tragen. Hier habe ich viele Menschen kennengelernt, die das tun“, sagt Kruszewski. Als Priester will er viel Wert auf seine Verkündigung legen und sich für Vielfalt im kirchlichen Leben stark machen. Es gebe so viele verschiedene Lebenswelten, katholische Gruppen und Formen von Spiritualität. All dies solle in einer Pfarrei Platz haben.  

Die Predigt des Bischofs im Wortlaut

Stephan Schnelle

Pressesprecher

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