LIMBURG, 24.05.2022
Im Dienst für die Menschen
Der eine hat bereits mehrere Jahrzehnte im Berufsleben gestanden und stammt aus der Region, der andere studierte schon bald nach dem Abitur katholische Theologie und kam erst vor wenigen Jahren ins Bistum Limburg. Mehr als ein Vierteljahrhundert trennen Markus Dillmann und Tomasz Kruszewski voneinander. Und auch ihre Berufungswege sind sehr unterschiedlich. Doch beide eint der Wunsch Priester zu werden und als Seelsorger für Menschen da zu sein. Am Samstag vor Pfingsten, 4. Juni, weiht Bischof Dr. Georg Bätzing die beiden Männer im Limburger Dom.
Vom Entscheider zum Moderator
„Ich will ein einfacher und bescheidener Seelsorger sein“, sagt Markus Dillmann. Der Elzer wurde am 3. Mai 1967 geboren und hat lange im Berufsleben und im Ehrenamt die Richtung vorgegeben. Als Geschäftsführer und Prokurist verschiedener Firmen war er in verschiedenen Leitungspositionen tätig. Daneben war Dillmann Bataillonskommandeur der Reserve der Bundeswehr und im Reservistenverband tätig.
„Ich verstehe mich in der Kirche nicht als der Leithammel.“ Das sei im Beruf ganz anders gewesen, so Dillmann. „Da stand ich an der Spitze und habe den Takt angegeben.“ Für die Menschen da sein, ihnen zuhören und beistehen – das wünscht sich der 55-Jährige, der vor einem halben Jahr am 20. November 2021 zum Diakon geweiht wurde. „Ich genieße es aktuell richtig, mich noch zu den Gläubigen stellen zu können und Gespräche zu führen.“ Er wolle als Priester für die ganze Pfarrei da sein. Dazu gehörten auch die Gruppen, die am kirchlichen Rand stünden. Während des Praktikums habe er erfahren, wie wichtig eine gute Moderation der verschiedenen Interessen und Gruppen sei.
Weltliche Stellung und Status hat keine Bedeutung
Was aber bewegte Dillmann dazu Priester zu werden? Bei der Sterbebegleitung seiner schwerkranken Mutter sei er ins Nachdenken gekommen und manche seiner Überzeugung ins Wanken geraten. Hatte er zuvor nur noch wenig Kontakt mit der Kirche, findet er zu Glaube und Kirche zurück: „Ich habe wieder angefangen zu beten und zur Beichte zu gehen. Und mir wurde bewusst, dass mir weltliche Stellung und Status nichts mehr bedeuten.“ 2016 beginnt er sein Studium im Priesterseminar St. Lambert in Lantershofen, wo Spätberufene auf den priesterlichen Dienst vorbereitet werden und Philosophie und Theologie studieren können. Danach folgt für ihn ein Praktikum in der Pfarrei St. Peter und Paul in Hofheim/Kriftel, wo er auch im Schuldienst arbeitet.
„Ich wünsche mir einen Pfarrhaushalt, wo die Tür immer offen steht“, sagt Dillmann. Als Priester wolle er einen herzlichen und offenen Kommunikationsstil pflegen. Gerade mit Blick auf die großen Veränderungen, vor der die Kirche steht, sieht sich Dillmann als Teamplayer. „Das ist, glaube ich, für die Kirche in der jetzigen Situation wichtiger denn je.“
Der Weihespruch von Markus Dillmann lautet „Alles meinem Gott zu ehren“ und bezieht sich auf ein bekanntes Lied im Gotteslob (GL 455).
Neupriester mit musikalischem Talent
Für Tomasz Kruszewski ist Musik eine große Leidenschaft. Klavier, Gitarre und Bass beherrscht der 28-Jährige mit polnischen Wurzeln, der bereits in verschiedenen Bands und Gruppen musiziert hat. Aktuell spielt er in der Band Creatorsound mit Musikern aus dem Westerwald Rockmusik mit christlicher Botschaft. „Musik ist für mich Ausdruck von Emotionen.“ Glaube und Musik hätten viel miteinander zu tun und könnten sich gegenseitig bereichern. „Ich wehre mich dagegen, dass Gottesdienst zu einer Vorlesestunde wird. Denn auch ich nicke da ein“, sagt Kruszewski. Die Musik müsse aber immer auch zum Anlass und den Zuhörern passen.
Kruszewski wurde am 15. Januar 1994 in Reinbek bei Hamburg geboren. Seine Eltern waren einige Jahre zuvor aus Polen nach Hamburg ausgewandert. Nach dem Abitur 2013 beginnt für ihn eine Zeit der Suche. Parallel zum Studium der Philosophie und Mediävistik schaut er sich die Priesterausbildung im Erzbistum Hamburg an und besucht verschiedene Ordensgemeinschaften. „Ich habe tolle Gemeinschaften kennengelernt“, erinnert sich Kruszewski an diese Zeit. Das Leben in den Orden sei aber dann doch nicht so gewesen, wie er es sich vorgestellt habe. Den Glauben zu verkündigen und gleichzeitig Kontakte zu den Menschen zu knüpfen, ist für den jungen Mann wichtig. Im Orden sei das schwieriger zu vereinbaren. „In einer Pfarrei gibt es Menschen jeder Couleur.“
Im Bistum viele Freunde gefunden
2014 kommt er nach Sankt Georgen, um dort Theologie und Philosophie zu studieren. Das „Freijahr“, ein Studienjahr, während dem Theologen an einer anderen Universität studieren, verbringt Kruszewski 2016/2017 im polnischen Krakau. 2017 fällt er die Entscheidung, ins Bistum Limburg zu wechseln. „Ich brauche ein Netzwerk von Menschen, die mich als Priester verstehen und tragen. Hier habe ich viele Menschen kennengelernt, die das tun.“ Alleine zu bleiben, heiße nicht, einsam zu sein. Im Bistum habe er viele Menschen kennengelernt, die seinen Weg kennen und unterstützen. In der Diaspora im Norden sei das anders.
2019 schließt der Theologe sein Studium ab, danach folgten ein Pastoralpraktikum in der Pfarrei Liebfrauen in Westerburg und St. Jakobus in Frankfurt am Main, um das Bistum Limburg besser kennenzulernen. Im November 2021 wird er schließlich zum Diakon geweiht. Als Priester wolle er viel Wert auf seine Verkündigung legen und sich für Vielfalt im kirchlichen Leben stark machen. Es gebe so viele verschiedene Lebenswelten, katholische Gruppen und Formen von Spiritualität. Alles solle in einer Pfarrei Platz haben.
Der Weihespruch von Tomasz Kruszewski lautet „… du wirst dem Herrn vorangehen, seine Wege zu bereiten, um Seinem Volk die Erkenntnis des Heils zu geben zur Vergebung ihrer Sünden…“ nach Lk 1, 76b-77.