BAD HOMBURG OBERURSEL, 30.05.2022
Mit Spaß und Engagement
Bei einem Abiturdurchschnitt von 1,1 nach Lieblingsfächern zu fragen, erübrigt sich eigentlich, dennoch lag Matthias Kiefer in seinen Schuljahren etwas besonders am Herzen: die Musik und das Spielen im Orchester. Laura Fuchs engagiert sich intensiv für Kinder und Jugendliche, in der Kirche und beim Sport. Die zwei jungen Leute kommen beide aus dem Hochtaunus und haben darüber hinaus noch etwas gemeinsam: Sie gehören in diesem Jahr zu den elf neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten der Stiftung DEY, der Begabtenförderung des Bistums Limburg. Die Stiftung mit Sitz in Limburg geht auf eine Schenkung der Geschwister Joseph und Elisabeth Dey aus dem Jahr 1987 zurück. Sie fördert ideell und materiell Jugendliche, Auszubildende und Studierende aus katholischen Familien mit hoher Begabung.
Eigene Fähigkeiten entdecken
Wenn Laura Fuchs von der Arbeit mit Kindern und jungen Menschen erzählt, ist die Begeisterung unüberhörbar: Das mache ihr einfach „unfassbar Spaß“, sagte die 21-jährige Bad Homburgerin, die von Kindesbeinen an in der Gemeinde Herz Jesu in der Gartenfeldsiedlung eingebunden ist. Mit neun Jahren ist sie Ministrantin geworden, mit 14 in die Ausbildung der künftigen Minis eingestiegen und seit 2020 auch auf Bistumsebene im Ministranten-Arbeitskreis aktiv. Für das Kinderzeltlager sind bei ihr seit 13 Jahren die ersten zehn Tage der Sommerferien geblockt. Erste Leitungsaufgaben hatte sie dort bereits als 15-Jährige. Inzwischen verantwortet sie das Ferienangebot, an dem im Schnitt über 60 Kinder und dazu noch 20 bis 30 Gruppenleiter im jugendlichen Alter teilnehmen, zusammen mit zwei weiteren Mitstreitern komplett, ohne dass weitere Hauptamtliche vor Ort sind. „Trotz Dauerstress in diesen zehn Tagen hat mich das charakterlich weitergebracht“, ist die Studentin überzeugt und fügt schmunzelnd hinzu: „Mich kann seitdem nichts mehr schocken.“ Sie habe nicht nur Flexibilität gelernt - „Pläne sind wichtig, aber genauso wichtig ist es, nicht um jeden Preis an ihnen festzuhalten.“ -, sondern vor allem, „dass man zu mehr fähig ist, als man denkt.“
Die Kirche als schöne Gemeinschaft erlebt
Mit viel Verantwortung ist auch ihr Engagement als Fußballtrainerin verbunden. Sie selbst spielt Fußball, seit sie fünf Jahre alt ist. Ihren Zwillingsbruder und sie hatte ihr Vater dafür angemeldet, der zwei Jahre später früh verstarb. Mit ein Grund dafür, dass sie ein Jahrzehnt „bei den Jungs“ mitspielte, schließlich habe sich ihre ab diesem Zeitpunkt alleinerziehende Mutter nicht zweiteilen können, wie sie pragmatisch feststellt. Später wechselte sie dann doch zum Frauenfußball, ist heute involviert in die Erweiterung der Mädchenabteilung bei der DJK Bad Homburg und spricht mit Begeisterung von „ihren Mädels“, die sie jeweils ein paar Jahre im Sport begleitet und merkt, „wie sie größer werden.“ Auch beruflich möchte die angehende Theologin, die zum Bewerberkreis des Bistums Limburg gehört, mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Für die Kirche als Arbeitgeberin hat sie sich sehr bewusst entschieden. Ihren katholischen Glauben bezeichnet sie als starke Stütze. Als Frau katholische Theologie zu studieren, stoße allerdings auf viel Unverständnis, berichtet sie. Wobei sie manche Kritik teile. „Es gibt auch für mich Punkte, die mich sprachlos machen.“ Zugleich sei ihr die Kirche sehr wichtig und sie habe Gemeinde als wirklich schöne Gemeinschaft und etwas ganz Besonderes erlebt. Diese Erfahrung wolle sie vermitteln und durch das Studium sprachfähiger werden. Einstweilen setzt sich die junge Frau in ihrer derzeitigen Umgebung für andere ein – als Mitglied im AStA der Hochschule Sankt Georgen.
Vorfreude auf das erste Kennenlernen
Ihre Erwartungen an die Dey Stiftung, im kleinen Kreis von Gleichgesinnten gute persönliche Kontakte zu knüpfen, ähneln denen des zweiten Stipendiaten im Hochtaunus, Matthias Kiefer. „Ich bin gespannt auf die Gruppe und freue mich auf das erste Kennenlernen“, sagt der 19-Jährige. Er ist ebenfalls im katholischen Milieu groß geworden und seit zehn Jahren in seiner Gemeinde St. Crutzen in Oberursel in der Messdienerarbeit engagiert. Gerne begleitet er als Teamer die regelmäßigen Fahrten ins Jugendbildungsheim in Kirchähr. Um die 100 jungen Leute belegten dann alle Zimmer des Karlsheims und zu den Höhepunkten zähle die Teilnahme aller an der lange zuvor vorbereiteten großen Rallye durch das Gelände. Auch der gemeinsame Gottesdienst „wird von uns selbst gestaltet“, erzählt Kiefer.
Zeit und Liebe investiert
Für ihn ist der Glaube ein Rückzugsort und er versteht sich ausdrücklich als „Teil von Kirche“. Sie sei vor Ort sein vertrautes Umfeld, in dem er sich sicher fühle. Während er selbst viel „Zeit und Liebe“ investiert habe, komme auch von den eigenen Freunden viel Kritik. Manche wollten austreten. Für kirchliches Engagement „werde einem ein Stempel aufgedrückt“, ist sein Gefühl. Dass die Kirche Fehler gemacht habe, sehe er, vor allem mit dem Missbrauch und mit dessen Vertuschung. Dennoch habe sich inzwischen gerade in der Jugendarbeit vieles verändert durch höhere Anforderungen an ehrenamtliche Mitarbeiter, durch Schulungen und Präventivkonzepte.
Wie Menschen miteinander agieren
Beruflich will sich der Oberurseler, der im zweiten Semester Psychologie in Frankfurt studiert, möglichst viele Türen offenhalten. „Mit dem Fach kann ich später in einer eigenen Praxis, in Unternehmen, Kliniken oder an der Universität arbeiten.“ Wie Menschen miteinander agierten, habe ihn schon immer interessiert, außerdem lerne man viel über sich selbst. Die von ihm geliebte Musik zum Beruf zu machen, war keine Option: „Damit können nur die Besten Geld verdienen“, weiß er. Eine große Rolle in seinem Leben soll sie trotzdem weiterhin spielen: Im Umkreis der Universität ist er bereits auf der Suche nach einem neuen musikalischen Betätigungsfeld. Auf dem Oberurseler Gymnasium war Kiefer in allen Orchestern, die für ihn infrage kamen. Zwei Jahre hat er im sinfonischen Blasorchester MGO der Musikschule mitgespielt, außerdem in einem Ensemble der Frankfurter Bläserschule, wo er zuletzt als Ältester den nachrückenden Jungen Platz gemacht hat. Was ihn zu seinem Engagement in Kirche und Musik motiviert, bringt er kurz und knapp auf den Punkt: „Mit Spaß an der Sache Gemeinschaft voranbringen.“
Die Stiftung DEY unterstützt im Jahr 2022 insgesamt 24 Stipendiatinnen und 12 Stipendiaten. Zur Förderung gehören monatliche Stipendien und Büchergeldzahlungen ebenso wie Zuschüsse für den Musikunterricht und den Instrumentenkauf. Dafür stellt die Begabtenförderung des Bistums in diesem Jahr insgesamt mehr als 38.000 Euro bereit. Neben der finanziellen Unterstützung legt die Stiftung DEY Wert auf eine ideelle Förderung in Form einer Jahrestagung und einer Sommerakademie, die die Stipendiatinnen und Stipendiaten in diesem Jahr zum Thema Ökologie ins belgische Gent führen wird. Weitere Informationen gibt es hier.