WIESBADEN, 31.10.2022
Als Wunder Sammlerin auf Facebook

Stephanie Hanich, Pastoralreferentin der Wiesbadener Pfarrei St. Bonifatius, hat im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit vor gut einem Jahr einen inzwischen sehr erfolgreichen Facebook-Account eingerichtet. Im Interview erzählt sie, wie das Wunder sammeln im Alltag funktioniert.
Ein Jahr alt und schon fast 5000 Follower: Sie bloggen unter dem Namen „Wunder Sammlerin“ auf Facebook und treffen damit offenbar einen Nerv. Wie ist es dazu gekommen?
Hanich: Ich habe an einem Workshop teilgenommen, so hat es angefangen. Es ging um die Frage, wie neue Medien für spirituelle Angebote genutzt werden könnten. Daraus ist die Idee für dieses Profil entstanden. „Ich finde, es wird mal wieder Zeit für ein Wunder.“, habe ich mir gedacht und dem Projekt diesen Namen gegeben. Eigentlich sollte das erst mal ein Testballon sein, mit dem ich erkunden wollte, ob sich damit auch eher kirchenferne Menschen für Glaubensthemen ansprechen lassen könnten. Das große Interesse hat mich wirklich überrascht.
Wie läuft das denn mit dem Blog und um welche Themen geht es?
Hanich: Immer am Wochenende poste ich einen Text, einen Impuls, mit dazu passenden Fotos, die ich in der Regel auch selbst geschossen habe. Die Themen liegen quasi vor der Haustür, in meinem eigenen Leben. Ich entdecke tatsächlich Wunder beim Spazierengehen, beim Einkaufen auf dem Wochenmarkt, beim Besuch meiner Eltern, im Freibad oder im Café. Manchmal berichte ich auch von dem, was mir Freunde erzählt haben, das reicht von der Rettung einer kleinen Biene bis hin zu bewältigten Hindernissen beim Pilgern auf dem Jakobsweg. Wen ich damit ansprechen will, habe ich im Untertitel meines Auftritts beschrieben: Alle, die Gott, Glauben, Sinn und das MEHR im eigenen Leben entdecken wollen. Die Spiritualität im eigenen Alltag aufzuspüren, das ist mein Herzensanliegen. Gott suchen und finden in allen Dingen. So wie der spirituelle Auftrag, den Ignatius von Loyola seinem Jesuitenorden mitgab.
Wer folgt Ihnen denn so?
Hanich: Nach über einem Jahr als Wunder Sammlerin kommen die Abonnenten längst nicht mehr nur aus Wiesbaden oder dem Bistum Limburg. Meine Follower sind in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz zu finden. Sie gehören unterschiedlichen christlichen Konfessionen an, sind unterschiedlich alt. Auch wenn der Großteil der Interessierten wohl schon katholisch ist, ist die entstandene kleine Community eine sehr bunte Gemeinschaft an Sinnsuchern.
Ihre Beiträge werden viel geliked, gibt es darüber hinaus Kontakt?
Hanich: Ja, es gibt viele Menschen, die über die Messenger-Funktion bei Facebook das Gespräch mit mir als Seelsorgern suchen. Dabei geht es durchweg um ganz verschiedene Fragen rund um den Glauben. Häufig wenden sich auf diesem Wege auch Leute an mich, die eher kirchenkritisch sind, vielleicht sogar ausgetreten, und auf diesem Wege einen neuen Zugang zu Gott suchen. Mit Followern aus der Nähe von Wiesbaden sind dadurch sogar schon persönliche Treffen und Begegnungen entstanden.
Was hat sich durch den Blog für Sie persönlich geändert?
Hanich: Ich habe das Gefühl, seit der Erstellung meines Facebook-Blogs mit offeneren Augen durch mein Leben zu gehen. Ich bin aufmerksamer und dankbarer dafür, welche großen und kleinen Überraschungen das Leben tagtäglich bereit hält. Immer dann, wenn ich im Alltag dieses MEHR entdecken und spüren kann, ist das für mich auch eine Begegnung mit Gott. Ihn nicht nur in Kirchengebäuden, Gemeindestrukturen und theologischen Worten zu suchen und zu finden, ist nicht nur für meine Follower, sondern auch für mich und meine eigene Spiritualität eine Bereicherung. Es hilft mir dabei, weiter zu denken und offen dafür zu bleiben, den Menschen von heute neue Zugänge zu Gott zu ermöglichen.
Wie geht es weiter?
Hanich: Den Blog führe ich natürlich weiter, das ist jetzt keine Frage mehr. Parallel gibt es mittlerweile auf der Homepage von St. Bonifatius die Möglichkeit, meine wöchentlichen Impulse auch ohne Account zu verfolgen. Sie finden sich unter meinen Kontaktdaten. Schließlich sind nicht alle Menschen auf den sozialen Netzwerken unterwegs. Ansonsten freue mich über jeden, der sich bei Facebook mit mir zusammen auf das Abenteuer einlässt, die kleinen und großen Wunder Gottes im Alltag zu entdecken.