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FRANKFURT, 13.04.2023

30 Wundertüten für die Kleiderkammer

Firmandinnen und Firmanden haben in der Frankfurter Pfarrei St. Franziskus Kleidung für wohnungslose Menschen gesammelt. Nun haben die Jugendlichen die Spenden beim Caritas-Tagesaufenthalt für wohnungslose Menschen in der Bärenstraße abgeliefert – und mit eigenen Augen gesehen, wie dringend die Kleidung benötigt wird.

Die bunt bedruckten Tüten und Beutel sind gut gefüllt, aus manchen lugt hier und da ein Stück Stoff oder eine Schuhspitze hervor. „Diese Säcke zu öffnen fühlt sich immer an wie eine Wundertüte aufzumachen“, sagt Franziska Schäfer, Einrichtungsleiterin des Caritas-Tagesaufenthalts für wohnungslose Menschen in der Bärenstraße. Zweimal die Woche für zwei Stunden können wohnungslose Männer sich in der Kleiderkammer im Untergeschoss mit Textilien versorgen. Jeder Gast darf drei Teile auswählen, die Regale sind immer schnell wieder leer, gebraucht wird so gut wie alles.

„Vor allem Jacken, feste Schuhe, Shirts und Hosen aus widerstandsfähigem Material, also keine schicken Stoffhosen“, zählt Franziska Schäfer auf. Auch Unterwäsche wird dringend benötigt, neu oder auch getragen. Daran mangelt es eigentlich immer. „Leider scheuen sich viele Menschen, ihre getragenen Unterhosen zu bringen, auch wenn sie noch gut sind. Aber wir brauchen sie!“, sagt die Einrichtungsleiterin.

Firmteam lädt die Säcke aus

Regelmäßig bringen Menschen zu den Öffnungszeiten des Tagesaufenthalts Beutel mit Kleiderspenden. Diesmal haben Pastoralreferent Clemens Weißenberger und sein Firmanden-Team aus St. Franziskus für die Bärenstraße gesammelt. Insgesamt 30 Tüten sind dank großzügiger Spenden aus der Pfarrei zusammengekommen, die die Regale der Kleiderkammer nun zumindest bis zur nächsten Öffnungszeit füllen werden. Hanna (16), Luka (15), Ivica (17) und David (19) helfen Weißenberger, das bis unters Dach gefüllte Auto auszuladen, und tragen die Beutel die Treppe hinunter bis in die Kleiderkammer.

Für die Jugendlichen ist es spannend, einen Blick hinter die Kulissen des Tagesaufenthalts zu werfen. Im Schnitt kommen 130 Gäste pro Tag in die Einrichtung im Ostend. Manche bleiben nur für eine Mahlzeit, andere den ganzen Tag. Hier können sie duschen, ihr Handy laden, den PC benutzen – oder, ganz oldschool, falls nötig auch ein Fax verschicken. „Uns ist es wichtig, die Menschen auch digital zu unterstützen, weil so vieles heutzutage nur noch online geht“, erklärt Franziska Schäfer, die die interessierten Jugendlichen herumführt.

Günstig, aber nicht kostenlos

Wer die 2013 eröffnete Einrichtung betritt, steht unmittelbar im großen Aufenthaltsraum, in dem Gäste an Tischen sitzen, der Fernseher läuft. Daran anschließend befindet sich die Essensausgabe, in der täglich 250 Essen über den Tresen gehen. Günstig, aber nicht ganz kostenlos: 1 Euro kostet das Frühstück, 1,50 Euro das warme Mittag- oder Abendessen. „Dabei geht es um Selbstwert: Die Gäste zahlen und haben so nicht das Gefühl, auf Almosen angewiesen zu sein“, erklärt Franziska Schäfer. Das Essen, das hier zubereitet wird, nennt sie „kreative Küche“: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schauen morgens ins Kühlhaus, was wir bekommen haben – und dann zaubern sie daraus etwas.“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter holen die Lebensmittel aus Supermärkten, Tankstellen, Firmenkantinen, Tafeln im Stadtgebiet ab – wo immer etwas übrig ist. Nach dem Frankfurt-Marathon wurden kistenweise Bananen gespendet, die von den Läuferinnen und Läufern nicht verbraucht wurden, jetzt gerade gibt es massenhaft Ostersüßigkeiten, die nach den Feiertagen nicht mehr gefragt sind.

In der Kleiderkammer angekommen freut die Firmgruppe aus St. Franziskus sich, dass ihre gesammelten Spenden hier so dringend benötigt werden. Gemeinsam mit den Jugendlichen öffnet Franziska Schäfer die Säcke und Tüten und schaut nach, was sich darin befindet. Dunkle Turnschuhe? Die gehen auf jeden Fall. Ein dicker Pullover? Bestens, der wärmt in den noch immer kalten Frühlingsnächten. Ein taubenblaues Kleid mit Punkten? „Das geben wir weiter an die Frauenkleiderkammer Lisbethtreff in Sachsenhausen.“ Schickere Kleidung wie ein „kleines Schwarzes“ oder einen Anzug reicht das Team der Bärenstraße an den Familienmarkt in Bergen-Enkheim weiter, ebenso wie ein Paar braune Herrenschuhe aus Leder, die zwar schick sind, für das Leben auf der Straße aber nicht geeignet. „Unsere Gäste sind den ganzen Tag auf den Beinen, immer unterwegs, da braucht es gutes, stabiles Schuhwerk“, erklärt Franziska Schäfer den jungen Besucherinnen und Besuchern.

Clemens Weißenberger hat schon oft Kleidung für die Bärenstraße gesammelt, allein mit Firmgruppen waren es in den letzten Jahren 125 Säcke. Für die Jugendlichen ist das ein guter Anlass, sich mit sozialen Fragen auseinanderzusetzen, findet er. So wie für den 19-jährigen David, der – gemeinsam mit seiner Familie – auch eigene Kleidung in die Tüten gepackt hat. Darüber freut sich Franziska Schäfer stellvertretend für ihre männlichen Gäste, denn viele von ihnen sind noch jung und wünschen sich modische Kleidung. Auch wenn das Thema Obdachlosigkeit ihm im Alltag selten begegnet, ist es nicht Davids erste Berührung damit: „Ich habe mal im Projekt ,Stützende Hände‘ mitgeholfen, bei dem rund ums Eschenheimer Tor und im Bahnhofsviertel Essen ausgegeben wird“, erzählt er. Die 16-jährige Hanna hat im Rahmen ihrer Firmvorbereitung freiwillig ein sechstägiges Sozialpraktikum im Familienmarkt gemacht und dort beobachtet, dass Menschen, auch wenn die Waren wenig kosten, genau überlegen müssen, ob sie sich den Kauf leisten können. „Seitdem bin ich noch dankbarer für das, was ich habe und dafür, wie ich lebe“, sagt sie. Nach dem Besuch in der Bärenstraße geht das auch Luka und Ivica so. Und ein bisschen stolz sind sie auch, dass sie mit ihrer Aktion anderen Menschen helfen können.

Der Tagesaufenthalt der Caritas, Bärenstraße 1, nimmt Kleiderspenden ohne Voranmeldung zu den Öffnungszeiten (Montag und Freitag 9.30 bis 15 Uhr, Dienstag bis Donnerstag sowie Samstag von 9.30 bis 18 Uhr) entgegen. Bitte bei der Auswahl der Spendenartikel beachten: In der Kleiderkammer Bärenstraße wird nur Herrenkleidung ausgegeben. Bettwäsche, Decken und Kissen werden nicht benötigt. Auch Geldspenden sind natürlich willkommen. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite.

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