OBERURSEL / LIMBURG, 14.04.2023
Ein Netzwerk mit gemeinsamen Werten
Frederike Tabea Wolf ist 23 Jahre alt, studiert im zweiten Master Semester an der Technischen Universität in München Ernährungswissenschaften und ist in diesem Jahr erneut Stipendiatin der Stiftung DEY, der Begabtenförderung des Bistums Limburg. Im Interview erzählt sie, was ihr die Beheimatung in der katholischen Kirche bedeutet und warum sie sich weiterhin engagiert.
Woher rührt Ihre Verbundenheit mit der Kirche?
Wolf: Das hängt natürlich mit meiner Familie zusammen und mit der Pfarrei, in der ich groß geworden bin. Eine wichtige Rolle spielte später auch die St. Angela-Schule, wo ich Abitur gemacht habe. Aufgewachsen bin ich in Oberursel-Weißkirchen. Von klein auf war ich in der Gemeinde St. Crutzen integriert. Nach der Erstkommunion bin ich ganz klassisch zum Messdienen gekommen. Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich mich danach zur Teamleiterin habe ausbilden lassen. Während meiner gesamten Schulzeit habe ich bei verschiedenen Aktionen mitgewirkt, vom Sternsingen bis zur örtlichen Musikgruppe. Heute nutze ich dafür die Semesterferien. Kurz nach dem Abitur bin ich zum Team des Straßenkreuzers dazu gestoßen. Nicht zuletzt hat mich die Barista-Schulung gereizt, die ich absolvieren musste.
Was ist denn für Ihr Engagement ausschlaggebend?
Wolf: Für mich ist die größte Motivation dahinter die Freundesgruppe. Meine Freunde waren immer mit dabei, wir haben alles zusammen erlebt und haben dadurch zusammengehalten, obwohl wir auf verschiedene weiterführende Schulen gegangen sind. Die Verbindung ist nicht abgerissen. Noch heute sehen wir uns, weil wir weiterhin bei allerlei Projekten mitwirken. Inzwischen sind einige von uns auch Teil der Dey Stiftung.
Wie sind Sie denn dazu gekommen?
Wolf: Meine Schwester ist schon über die Stiftung gefördert worden, aber ich kenne, wie gesagt, schon einige andere Stipendiaten in der Gemeinde. Man kann wirklich sagen, dass sich das hier bei uns schon herum gesprochen hat, dass es diese Möglichkeit gibt.
Warum haben Sie sich beworben?
Wolf: Über die finanzielle Unterstützung hinaus hat es mich vor allem gereizt, in dieses Netzwerk einzutauchen. Mit Studierenden aus ganz unterschiedlichen Fachgebieten zusammen zu kommen, mit denen ich ansonsten in der Universität gar keinen Kontakt und keine Berührungspunkte hätte. Auch dass es verschiedene Altersgruppen sind, gefällt mir gut. Dazu kommt das interessante Programm der Jahrestreffen, wo ich schon zweimal mit dabei war. Beim letzten Mal war ein Koch als Referent eingeladen und es ging unter anderem um das Thema Slow Food. Klar, dass das bei meinem Studiengang für mich besonders passend war.
Wie ist denn der Kontakt untereinander?
Wolf: Der ist ausgesprochen gut. Bei allen ist eine große Offenheit und ein Interesse am Austausch zu spüren. Dass wir alle geprägt sind von gemeinsamen Werten, von unserem Engagement in der katholischen Kirche, das verbindet uns. Meine Erfahrung ist, dass sich schnell intensive Gespräche entwickeln und dass man das Gefühl hat, als würden wir uns bereits länger kennen. Der Kreis hat schon ein bisschen was von einer Familie, in der man sich wohlfühlt.
Wie ist das denn in Ihrem sonstigen Umfeld?
Wolf: Wenn ich gegenüber meinen Kommilitonen die kirchliche Stiftung und meine Zugehörigkeit erwähne, führt das zu einem kurzen Schockmoment in den Gesichtern. Damit rechnet irgendwie keiner, vielleicht gerade bei meinem Studiengang nicht. Ansonsten war beim Bachelor-Studium in Gießen die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) sehr präsent und es war leicht, ein Teil von ihr zu sein und die Angebote zu nutzen. Mein Master-Studium ist aber in Freising angesiedelt. Die KHG in München bietet sicher auch einiges an, aber eben nicht hier vor Ort. Es ist daher etwas aufwändiger, sich dafür eigens auf den Weg zu machen. Ich habe allerdings trotzdem vor, mich da mal umzuschauen.
Die Kirche darf sich nicht abschotten und darauf hoffen, dass die Menschen schon kommen werden.
Wie reagieren Sie denn auf Kritik an der Kirche?
Wolf: Ich versuche, von meinen eigenen positiven Erfahrungen, die ich in meiner Gemeinde gemacht habe, zu abstrahieren. Es ist ja richtig, dass sich sehr viel ändern muss, dass sich die Kirche weiter entwickeln muss, wenn sie noch gehört werden will.
Inwiefern?
Wolf: Für mich liegt der Fokus dabei auf der lokalen Ebene, weil dort konkret etwas umgesetzt werden kann. Es wird seltener werden, dass Menschen so klassisch katholisch aufwachsen wie meine Freunde und ich. Dieses Bild von Kirche wird daher an Bedeutung verlieren. Umso wichtiger ist es, dass wir von uns aus in Kontakt treten und Menschen mitten in ihrem Alltag das Gefühl vermitteln, dass sie herzlich willkommen sind und Teil der Gemeinschaft sein können. Die Kirche darf sich nicht abschotten und darauf hoffen, dass die Menschen schon kommen werden. Projekte wie der Straßenkreuzer sind deswegen so sinnvoll. Darüber hinaus kann ich nur sagen, dass es von großer Bedeutung ist, dass die Pfarrei St. Ursula so breit aufgestellt ist. Dass es so viele Projekte gibt, macht es auch Jugendlichen und jungen Erwachsenen leicht, irgendwo anzudocken.
Wie geht es bei Ihnen weiter?
Wolf: Derzeit bin ich noch im Master Studiengang Nutrition and Biomedicine, der an der Technischen Universität München in Freising gelehrt wird. Das kommende Sommersemester werde ich im Rahmen eines Auslandssemesters in Kopenhagen verbringen. Ich freue mich darauf, mal wieder außerhalb Deutschlands unterwegs zu sein und zu leben. Schon während der Schulzeit war ich für ein Halbjahr in Dublin. Das war eine sehr interessante Erfahrung. Meine katholische Gastfamilie war sehr fromm, jeden Abend gab es einen Gottesdienst. Nach meinem Abitur war ich für ein Jahr als Au-pair in Kanada und habe sechs Monate alte Zwillinge in einer kanadischen Gastfamilie in der Nähe von Vancouver betreut. Mein Masterstudium werde ich voraussichtlich im Oktober 2024 abschließen. Was danach kommt, ist noch offen.
Die Stiftung DEY fördert ideell und materiell Kinder, Jugendliche, Auszubildende und Studierende aus katholischen Familien, die eine hohe Begabung besitzen. Sie will damit zur Heranbildung qualifizierten katholischen Nachwuchses in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft beitragen. Insgesamt unterstützt die Stiftung DEY derzeit 37 Stipendiaten, 25 Frauen und zwölf Männer. Im Förderjahr 2023 werden insgesamt 31.850 Euro an Stipendien ausgezahlt.
Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.stiftung-dey.de.