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LIMBURG, 04.12.2023

Halt sein – Halt geben

Am Freitag, 1. Dezember, haben die Absolventinnen und Absolventen der religionspädagogischen Kurse und des Leitungskurses im Bereich Kita ihre Zertifikate bekommen.

Ein kalter Freitagmorgen in Limburg. Manche ziehen die Mütze noch tiefer ins Gesicht, kuscheln sich fester in den Schal. Aber über den Domberg huschen schon lauter Frauen und Männer, deren fröhliches Lächeln anderen Menschen Lebensfreude und Wärme vermittelt. Es ist ein besonderer Tag, „ein Tag, der Vieles zusammenfasst“, wird Weihbischof Dr. Thomas Löhr später sagen. Denn in einem feierlichen Beauftragungsgottesdienst am Freitag, 1. Dezember 2023, im vollbesetzten Hohen Dom zu Limburg erhielten die Teilnehmenden des Leitungskurses und der religionspädagogischen Kurse für Erzieherinnen und Erzieher ihre Zertifikate und Urkunden. Sozusagen der Lohn „schwarz auf weiß“ für ihre Lernbereitschaft, die Zeit und die Energie, die die Teilnehmenden in ihre Zusatzqualifikation gesteckt haben. Es war ein Tag, an dem sich alle Menschen in diesem Gottesdienst freudestrahlend begegneten.

In ihrer Begrüßung betonte Sabine Müller-Wendt, Leiterin im Referat Fortbildung der Abteilung Kindertageseinrichtungen im Bistum Limburg, die Relevanz der Arbeit in Kindertageseinrichtungen: „Sie tun unglaublich wichtige Arbeit“, denn KiTas seien Orte, an denen Kinder wesentliche Erfahrungen für ihren Lebensweg sammeln.

Es braucht menschliche Nähe

Das griff auch Zelebrant Weihbischof Dr. Thomas Löhr in seiner Predigt auf. „Sie haben den Finger am Puls des Lebens. Die tägliche Begegnung mit den Kindern gibt Ihnen Einblicke in die Zeit, die tiefer reichen als das, was in Vorträgen zu hören und in Büchern oder im Internet zu lesen ist“, wandte er sich an die Anwesenden. Für die tägliche Arbeit im Umgang mit Kindern und Familien ist eine besondere Sensibilität vonnöten, es braucht menschliche Nähe und erfahrbare Zuwendung, gepaart mit professioneller Kompetenz, Kollegialität und Ausstrahlung, hieß es in der Predigt. Unter Umständen schenkten die Erziehenden in den Kindertageseinrichtungen den ihnen anvertrauten Kindern eine Nähe, die diese möglicherweise zu Hause sonst kaum erfahren können, wenn Eltern oder Alleinerziehende den ganzen Tag im Beruf stehen, führte der Weihbischof weiter aus.

„Es geht in Ihrem Dienst aber nicht nur um Gegenwart und Zukunft“, so Löhr, „sondern auch um  Vergangenheit von Kindern. Wenn eine geflüchtete Familie traumatisiert ist. Wenn eine Mutter und ihr Kind allein in Deutschland sind und der Vater in der Ukraine in einem aufgezwungenen Krieg. Was für eine Verantwortung!“. Aber auch die Freude an ihrer Arbeit könne man den Erzieherinnen und Erziehern immer wieder ansehen, legte der Zelebrant in seiner Predigt dar: „Deshalb leben Sie Ihren Dienst als echte Berufung und geben anderen Menschen, großen wie kleinen, dadurch Halt. Sie tun es nicht als Solisten, sondern im Team. Auch mit ehrenamtlichen und freiwilligen Diensten. Sie tun es inklusiv und haben Beeinträchtigungen ebenso im Blick wie das Erlernen der Sprache und – wichtiger denn je – den Kinderschutz. All das trägt zu dem besonderen Profil bei. Dafür kann Ihnen nicht genug gedankt werden“.

Der Weihbischof sprach davon, wie er als junger Priester in der Grundschule dachte, es sei einfacher, Professoren etwas zu erklären, als Kindern. Das habe ihn schließlich zu der Erkenntnis gebracht: Wenn er etwas den Kleinen nicht erklären könne, liege dies nicht an den Kindern, sondern an ihm selbst und daran, dass er noch nicht genug darüber nachgedacht habe.

Weiter reflektierte der Weihbischof, dass es eine zentrale Aufgabe der Erzieherinnen und Erzieher sei, den Kindern Sicherheit aus dem Glauben und Vertrauen in die Zukunft vermitteln. „In Vorgesprächen ist mir deutlich geworden, dass sich hier beide Intentionen treffen: Die Leitungen haben ebenfalls das Anliegen, den Kindern das Leben aus dem Glauben zu deuten. Und der religionspädagogische Dienst seinerseits ist ein Bestandteil von Leitung. Nur beides zusammen kann nach außen ausstrahlen – und tut es auch“, so Löhr.

Nach dem Schlussgebet überreichte Sonja Karl, Abteilungsleiterin Kindertageseinrichtungen, den Absolventinnen und Absolventen des Leitungskurses die entsprechenden Zertifikate. Ralf Stammberger, Bereichsleiter im Leistungsbereich Pastoral und Bildung, übergab seinerseits den Erzieherinnen und Erziehern aus dem religionspädagogischen Kurs ihre Urkunden.

Hintergrund:

Die Kurse „Führen und Leiten“ für Einrichtungsleitungen und stellvertretende Leitungen wurden in Kooperation mit dem Querschnittsbereich Personalmanagement und -einsatz entwickelt. Die religionspädagogischen Qualifikationskurse werden von der Ketteler-La Roche-Schule Oberursel und dem Team für Religionspädagogik im Elementarbereich durchgeführt.

Die Kurse sind zu einem festen Bestandteil der Qualifikationsmaßnahmen im Bistum Limburg geworden. Hier wird ausgehend von den Glaubensüberzeugungen und der Persönlichkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Grundlage dafür geschaffen, dass die Arbeit in den Einrichtungen fachlich kompetent, reflektiert und auskunftsfähig erfolgt.

Allen Absolventinnen und Absolventen dieser Kurse will das Bistum auch einen geistlichen Zuspruch für ihren Auftrag mit auf den Weg geben. So erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kurse „Führen und Leiten“ ein entsprechendes Zertifikat und bischöflichen Auftrag, die religionspädagogischen Fachkräfte eine kirchliche Beauftragung.

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