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MAIN-TAUNUS, 20.09.2023

Gemeinsame Sache für die Umwelt

Seit 1. Januar 2023 sind Schwester Nathalie Korf CJ und Thomas Schmidt jeweils zur Hälfte als Referentin und Referent für Schöpfungsverträgliche Pastoral und Nachhaltigkeit im Main-Taunus zuständig. Im Interview berichten sie von ihrer Arbeit.

Seit 1. Januar 2023 sind Schwester Nathalie Korf CJ und Thomas Schmidt jeweils zur Hälfte als Referentin und Referent für Schöpfungsverträgliche Pastoral und Nachhaltigkeit im Main-Taunus zuständig. Im Interview berichten sie von ihrer Arbeit und erzählen, wie die Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus ihre Arbeit inspiriert.

Was sind Ihre Aufgaben als Referentin und Referent für Schöpfungsverträgliche Pastoral?

Thomas Schmidt: Das Wort 'Schöpfungsverträglich' mag ungewöhnlich klingen, doch es enthält eine bedeutende Anforderung an unsere Arbeit innerhalb der Kirche. Diese Anforderung erstreckt sich gleichermaßen auf unsere Pfarreien und Gemeinden sowie auf die verschiedenen Institutionen und Organisationen innerhalb der Kirche. Sie stellt die Frage, ob das, was wir tun, und die Art und Weise, wie wir es tun, im Einklang mit dem Auftrag zur Bewahrung, Pflege und dem nachhaltigen Umgang mit der Erde steht. Deshalb versuchen wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu analysieren, wie unsere gesamte pastorale Arbeit diesen Auftrag berücksichtigt. Dabei handelt es sich nicht um eine isolierte Sonderdisziplin innerhalb der Pastoral, sondern vielmehr um den Versuch sicherzustellen, dass alles, was wir tun und wer wir sind, dem Schöpfungsauftrag entspricht.

Schwester Nathalie: Es geht uns um einen umfassenden Blick. Wenn man beispielsweise in den Bereich Nachhaltigkeit schaut, gibt es Gruppen, die sich für den Klimaschutz oder gegen das Artensterben einsetzen. Es gibt also viele Spezialgebiete. Wir möchten versuchen, die verschiedenen Blickwinkel durch Kooperationen in Netzwerken miteinander zu verbinden.

Wie gestaltet sich die Herausforderung, Vertrauen und Beziehungen, besonders in außerkirchlichen Bereichen, aufzubauen? Und wie gehen Sie mit möglichen Vorbehalten oder Bedenken seitens der Partnerinnen und Partner um?

Schwester Nathalie: Unser Ansatz ist nicht, mit erhobenem Zeigefinger zu verkünden: „Wir in der Kirche haben dieses wichtige Thema erkannt und wissen, wie es angegangen werden sollte.“ Dies ist eine Sorge, die oft aufkommt, wenn wir mit anderen in Kontakt treten. Wir möchten vielmehr Bündnispartner sein. Das heißt, wir möchten auf Augenhöhe mit den Leuten zusammenarbeiten. Wir erkennen außerdem, dass wir viel von anderen Akteurinnen und Akteuren, insbesondere aus nicht-kirchlichen Bereichen, lernen können, da sie oft eine tiefere Expertise im Thema Nachhaltigkeit haben. Sobald dieses Verständnis und das Vertrauen wachsen, erweist sich die Zusammenarbeit als äußerst fruchtbar.

Thomas Schmidt: All das braucht natürlich Zeit. Es handelt sich um eine umfangreiche Beziehungsarbeit, bei der wir die anderen kennenlernen und sie uns. Es ist eine schrittweise Vorgehensweise, die jedoch äußerst lohnenswert ist. Wir hoffen, dass wir im kommenden Jahr gemeinsame Veranstaltungen mit nicht-kirchlichen Einrichtungen, wie beispielsweise der Volkshochschule, durchführen können. Langfristig wäre es wunderbar, wenn ein Netzwerk entstehen würde. Dennoch möchten wir klarstellen: Wir sind nicht diejenigen, die die Richtung vorgeben, sondern wir nehmen aktiv an einem Prozess teil und sind Bündnispartner.

Welche Maßnahmen und Programme haben Sie bisher durchgeführt?

Schwester Nathalie: Wir waren in Gemeindegottesdiensten, haben zu dem Thema gepredigt und in der Fastenzeit beispielsweise das Buch „Der Zukunft eine Zukunft geben“ in einem Lesekreis gelesen. Außerdem haben wir einen Filmabend gemacht und viele engagierte Leute kennengelernt. Die Schöpfungszeit jetzt im September ist dann unser erster großer Aufschlag, den wir in den vergangenen Monaten entwickelt haben.

Thomas Schmidt: Darüber hinaus sind wir Ansprechpersonen für die Pfarreien und Gemeinden im Main-Taunus, unter anderem in Bezug auf das Thema Solarenergie und Photovoltaik. Das Bistum hat dafür die Türen geöffnet und wir setzen uns nachdrücklich für die Förderung dieses Bereichs ein. Wir hoffen, dass einige Pfarreien diesen Weg einschlagen und dadurch andere ermutigt werden. Unsere Hoffnung ist, dass in absehbarer Zeit alle Pfarreien über Photovoltaikanlagen verfügen.

Was war Ihre Motivation, sich für die Stelle „Schöpfungsverantwortliche Pastoral“ zu bewerben?“

Schwester Nathalie: Ich bin schon seit Jahren bei der Initiative foodsharing aktiv und habe in der Pfarrei Heilig Geist den Sachausschuss „Nachhaltigkeit“ geleitet. Dabei hat mich das beeindruckende Engagement der Gemeindemitglieder begeistert. Für mich war aber auch die Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus sehr wichtig, weil ich erkannt habe, dass der Einsatz für sozial Benachteiligte und der Einsatz für Klimagerechtigkeit zusammengehören.

Thomas Schmidt: Ich gehöre zur Bewegung der Arbeiterpriester, bin also nach meiner Weihe seit 1989 immer im Betrieb tätig gewesen und habe mich dort um soziale und betriebliche Fragen gekümmert. In diesen Kontexten, insbesondere im Niedriglohnsektor, standen soziale Belange im Vordergrund. Als Papst Franziskus seine Enzyklika veröffentlichte, betonte er die Notwendigkeit, auf die Klagen der Armen und die Klagen der Schöpfung gleichermaßen zu hören. Das bedeutet, die soziale und ökologische Dimension miteinander zu verknüpfen. Diese Verbindung ist aus meiner Sicht heute zwingend, sind es doch die Armen, die vor allen anderen die negativen Folgen des Klimawandels zu tragen haben. Ich bin der Meinung, dass diese Verbindung richtungsweisend ist und dass die Kirche diese Verbindung wirklich zu einem wesentlichen Bestandteil ihrer Identität machen sollte.

Hintergrund: Enzyklika „Laudato Si“

Die Enzyklika „Laudato Si: Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ ist ein bedeutendes Dokument, das von Papst Franziskus am 24. Mai 2015 veröffentlicht wurde. Darin ruft Franziskus dazu auf, die Umweltkrise ernst zu nehmen und betont die Verantwortung der Menschheit, die Schöpfung zu bewahren und zu schützen. Er verknüpft dabei ökologische Fragen mit sozialen Fragen und betont, dass die Armen der Welt am stärksten von Umweltzerstörung und Klimawandel betroffen sind. Die Enzyklika fordert eine umfassende ökologische Umkehr und ruft dazu auf, die Umweltauswirkungen unseres Lebensstils zu überdenken. Sie betont die Bedeutung von Nachhaltigkeit, erneuerbaren Energien und dem Schutz der Artenvielfalt.

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