RÜDESHEIM, 15.03.2023
Im Dienst der Gemeinschaft
Das Bistum trauert um Pfarrer Wilhelm Schickel. Der Priester im Ruhestand ist im Alter von 90 Jahren in Rüdesheim verstorben.
Wilhelm Schickel wurde am 24. Dezember 1932 in Essen geboren. Dort wuchs er auf und musste als Kind die Schrecken des Krieges, der Bombardierung und den Tod von Verwandten und Bekannten erleiden. Im Herbst 1942 wurde der Schulbetrieb eingestellt, am 30. April 1943 wurde seine Familie evakuiert und kam nach Niederselters, wo er mit seiner Mutter, seinen Geschwistern und dem kranken Großvater bis Juli 1951 in sehr beengten Verhältnissen lebte; sein Vater war nach Russland eingezogen worden. An der städtischen Oberschule für Jungen in Limburg erlangte er im März 1953 das Zeugnis der Reife. Die Kriegserfahrungen waren für ihn prägend und ließen in ihm – wie er später schrieb – den Entschluss reifen, sich „in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen, Not zu wenden in opferbereiter Tat, Christus in die Welt zu tragen.“ Nach dem Studium der Philosophie und der Theologie in Sankt Georgen in Frankfurt – unterbrochen durch zwei Studiensemester an der Universität München – weihte Bischof Dr. Wilhelm Kempf ihn am 8. Dezember 1958 im Limburger Dom zum Priester.
Sein Neupriesterpraktikum leistete er im Januar und Februar 1959 in der Pfarrei Herz Jesu in Frankfurt-Eckenheim. Es folgten Kaplansstellen in Schönberg (April 1959 bis April 1961), Bad Homburg (April 1961 bis August 1962) und Geisenheim (August 1962 bis März 1969). Im Rahmen seiner längeren Tätigkeit im Rheingau wirkte er auch als Religionslehrer am Gymnasium der Ursulinen sowie als Studentenseelsorger an der Fachhochschule Geisenheim. In diesen Aufgaben konnte er seinen ausgeprägten Sinn für Literatur, Kunst und Musik gut einbringen. Im März 1969 übernahm er als Pfarrverwalter, ab April dann als Pfarrer die Pfarrei Bad Schwalbach. Den dortigen pastoralen Herausforderungen stellte er sich mit hohem Verantwortungsbewusstsein, gepaart mit Arbeitsdisziplin und Bescheidenheit in seiner persönlichen Lebensführung. Mit Augenmaß und Geduld setzte er die Auf- und Umbrüche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in die pastorale Praxis um.
Jede Möglichkeit nahm er wahr, um das Wort Gottes für seine Gemeindemitglieder und für die Kurgäste konkret und lebendig werden zu lassen. Im Rahmen von Gemeindefahrten, die er unter anderem nach Israel, Irland und Rom unternahm, wusste er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit seinem Wissen und seinen Anregungen zu begeistern und geistlich zu bereichern. Kurgäste fanden in ihm einen seelsorglichen Gesprächspartner. Zusammen mit den evangelischen Kirchengemeinden trug er Sorge für ein regelmäßiges Kurprogramm mit theologischen Themen. Ein besonderes Anliegen war ihm die Ökumene; immer wieder suchte er die Zusammenarbeit mit den evangelischen Gemeinden und der Baptistengemeinde. Als Dekan des Dekanates Bad Schwalbach sorgte er für den regelmäßigen Austausch unter den Seelsorgenden.
Im Jahr 1977 ernannte ihn der Bischof erstmals zum Bezirksdekan des Bezirks Untertaunus; zwei weitere Amtszeiten sollten bis 1992 folgen. Pfarrer Schickel leistete in dieser Funktion Aufbauarbeiten für die synodalen Gremien und das Bezirksamt und förderte das Miteinander aller Beteiligten. Ein wichtiges Instrument war ihm dafür die Einführung von jährlich stattfindenden Pastoraltagen im Bezirk.
Zum 31. August 2000 trat Pfarrer Schickel in den Ruhestand und zog nach Geisenheim. In Oestrich und Hallgarten war er als Subsidiar eingesetzt und gehörte seit Dezember 2001 zum Kreis der Priester im Bistum, die mit der Zelebration der Messfeier nach dem Missale Romanum 1962 beauftragt waren. Später verlegte er seinen Wohnsitz nach Aulhausen, wo er im St. Vincent-Stift weiterhin seelsorgerisch tätig war.
Am 8. Dezember 2018 konnte er sein diamantenes Priesterjubiläum in seiner ehemaligen Pfarrei Bad Schwalbach feiern. Mit nachlassender Gesundheit zog Pfarrer Schickel in das Marienheim in Geisenheim.
Das Requiem für den Verstorbenen wird am Montag, 20. März 2023, um 14 Uhr in der Kirche St. Michael in Jossgrund-Oberndorf (Martinussstraße 1) gefeiert, am Wohnort seines jüngeren Bruders. An-schließend erfolgt die Beisetzung auf dem unmittelbar angrenzenden Friedhof. Die Priester und Diakone sind eingeladen, in Chorkleidung teilzunehmen. Um 13:30 Uhr wird zuvor in der Kirche der Rosenkranz gebetet.