FRANKFURT, 27.05.2023
Windstoß, Tröster und Finger Gottes
Rotgoldene Feuerzungen hängen im Mittelschiff des Frankfurter Bartholomäusdoms. Die Lesung ist auf Englisch und Chinesisch, das Sanctus erklingt auf Syromalayam, das Gloria auf Spanisch. Es ist Pfingsten und traditionell feiern die Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache den Gottesdienst der Sprachen und Nationen. Am Samstag, 27. Mai, stand Bischof Georg Bätzing diesem Gottesdienst vor. Insgesamt 21 Gemeinden wirkten an der Feier mit.
„Mit Freude haben wir uns vorbereitet. Wir sind Menschen aus fast allen Ländern der Welt. Wir sind alle getauft und feiern heute unseren Glauben und unsere Dankbarkeit“, sagte Brigitta Sassin, Referentin für Muttersprachliche Gemeinden und christlich-islamischen Dialog in Frankfurt, zur Begrüßung.
Drei Bilder des Heiligen Geistes
In seiner Predigt sprach Bischof Georg Bätzing von drei Bildern, mit denen Gottes Geist in der Bibel dargestellt wird. Als Windstoß, als Tröster und als Finger Gottes. „Der Heilige Geist ist wie Wind, wie ein Luftzug, wie Duft, manchmal wie ein Sturm, manchmal auch wie ein Feuersturm“, sagte der Bischof. Man merke die Kraft, die dahinterstecke, vor allem in der hebräischen Übersetzung, im Wort „Ruach“. „Möge der Windstoß Gottes dazwischenfahren, dort, wo so viel Gewalt herrscht, wo kein Friede mehr ist, wo die Waffen nicht schweigen, sondern Menschen Tag für Tag den Tod bringen statt das Leben. Möge doch die Lebenskraft Gottes – seine Ruach – dazwischen fahren und den Machthabern die Waffen aus der Hand reißen, dass Menschen wieder leben können, dass sie atmen können, dass sie eine Perspektive haben für ihr Leben und nicht flüchten müssen, wie mancher von Ihnen es musste“, sagte Bätzing.
Gottes Geist sei ein Tröster, so spreche Jesus davon. „Er rechnet damit, dass wir Trost brauchen. Weil es vielleicht so etwas wie Heimweh in unserer Seele gibt“, so der Bischof. Es brauche Mut, wenn Schweres auf der Seele laste. „Ja, Sie leben in Deutschland vielleicht seit Jahren und Jahrzehnten und doch ist Ihre Heimat anderswo“, sagte Bätzing. Es sei aber auch ein Bild für alle Menschen – mit einem Fuß stünden die Menschen in dieser Welt, mit dem Herzen seien sie jedoch bereits in der Welt Gottes.
Achten auf die Fingerzeige Gottes
Pfingsten sei immer auch das Fest, um auf die Fingerzeige Gottes zu achten. Diese seien oft verborgen und nur in kleinen Zeichen sichtbar. „Ich wünsche mir zu Pfingsten, dass wir nach den Fingerzeigen Gottes suchen, die er uns in unserer Zeit schenkt, die wir entdecken müssen, die die Menschen unserer Zeit bewegen und näher zu Gott bringen. Es gibt diese Zeichen“, ist sich Bätzing sicher. Zudem sprach er den Synodalen Weg in Deutschland an. „Ich weiß, den Weg, den wir gehen als Synodaler Weg, der fällt vielen von Ihnen schwer, weil er nicht in die Kultur passt, aus der Sie stammen und in der Sie leben. Aber ich sage Ihnen, liebe Schwestern und Brüder, wir alle hier in diesem Land, aber auch Sie in Ihren Heimatländern müssen nach den Fingerzeigen Gottes in dieser Zeit suchen.“ Denn Gott wolle nicht in der Vergangenheit oder einer Zukunft leben, er zeige sich den Menschen heute.
Missbrauch in der Kirche und der Synodale Weg
Er rief dazu auf, nach Gott zu suchen. Die Kirche müsse mutiger und freier werden, sie dürfe Frauen ein größeres Recht geben, dass diese mitgestalten und mitwirken können, auch an den Entscheidungen. „Ja, wir haben in diesem Land, in Deutschland, festgestellt, dass es Missbrauch gibt in der Kirche. Missbrauch der Macht, gerade und oft von uns Klerikern ausgeübt“, sagte Bätzing. Dieser führe dazu, dass den Gläubigen der Weg zum Glauben erschwert werde. „Und es gibt – noch schlimmer – den Missbrauch an Kindern und jungen Menschen, der verübt worden ist und ein Verbrechen darstellt. Und liebe Schwestern und Brüder, wenn Sie ehrlich sind, diesen Missbrauch von Macht gibt es nicht nur hier in Deutschland, es gibt ihn auch in den Kirchen Ihrer Heimatländer“, so der Bischof. Dies habe er gemerkt, als er bei der Synode in Prag auf Menschen aus Europa getroffen habe. Alle hätten davon gesprochen, dass diese Barrieren überwunden werden müssten und Menschen inkludiert statt ausgeschlossen werden müssten. Dies seien die Fingerzeige Gottes.
„Dort, wo wir sind, müssen wir die Fingerzeige Gottes suchen, um dem Willen Jesu besser zu entsprechen“, sagte Bätzing. „Gehen wir in der Kraft des Heiligen Geistes daran, uns aufzurichten, uns stark zu machen und miteinander zu verbinden und dieser Kirche ein schöneres, ein lebendigeres, ein menschliches Gesicht zu geben, mit offenen Türen, die für alle offen und einladend sind.“
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