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LIMBURG, 09.11.2023

Pflege innovativ gestalten

Beim Pflegefachtag des Caritasverbandes für die Diözese Limburg tauschten sich am Dienstag, 31. Oktober 2023, die Teilnehmenden über Projekte und die Gewinnung von Fachkräften aus.

Menschen aus dem Ausland in Deutschland eine Ausbildung in der Pflege zu ermöglichen oder internationale Fachkräfte zu rekrutieren, ist für Träger und Einrichtungen im Sozialwesen mit hohem Aufwand verbunden. Dass sich der Einsatz langfristig dennoch auszahlt, wurde beim Pflegefachtag des Caritasverbandes für die Diözese Limburg am Dienstag, 31. Oktober 2023, deutlich. Die Teilnehmenden tauschten sich über Projekte und die Gewinnung von Fachkräften aus. „Wir müssen jetzt die Weichen stellen, um einen Notstand in der Pflege zu verhindern“, sagte Stefanie Krones, Direktorin des Caritasverbands Westerwald-Rhein-Lahn (CV WW-RL). „Wir sind überzeugt: Es lohnt sich!“

Ausbildung neu denken

Der CV WW-RL bildet derzeit an sieben Standorten 38 internationale Auszubildende aus. „Die Azubis wohnen gemeinsam, lernen gemeinsam und leben gemeinsam und wir begleiten sie dabei“, erklärte die Caritasdirektorin. Dabei übernehme der Verband eine ganzheitliche Verantwortung. „Das ist nicht Ausbildung, wie wir Ausbildung kennen“, so Krones. Damit die Integration gelingen könne, brauche es nicht nur freundliche Arbeitgeber und gute Kolleginnen und Kollegen, sondern auch eine breite Unterstützung aus der Gesellschaft. Empathie und die Bereitschaft, den Auszubildenden und deren Kultur auf Augenhöhe zu begegnen, seien wichtig. 

Vorteile ergeben sich auf beiden Seiten: Die international anerkannte Ausbildung in Deutschland ermögliche den Ausgebildeten langfristig wirtschaftliche Sicherheit, betonte Krones. Träger und Einrichtungen haben die Chance, Fachkräfte auszubilden und an sich zu binden. Das Ziel des CV WW-RL sei, mindestens 50 Prozent der Auszubildenden in der Region zu halten.

Projekt kommt „Revolution in der ambulanten Pflege“ gleich

Zudem stand das Modellprojekt „Pflege ganz aktiv – Neue Wege in der ambulanten Pflege“ im Mittelpunkt. Das Projekt basiert auf dem niederländischen Buurtzorg-Modell, das pflegebedürftigen Menschen ein selbstbestimmtes Leben zuhause ermöglichen will. Die ambulanten Teams orientieren sich stark an den Bedürfnissen der Klienten. Die Abrechnung erfolgt nicht nach einem Leistungskatalog, sondern nach Zeit.

Dies komme einer „Revolution in der ambulanten Pflege“ in Deutschland gleich, betonte Claudia Brockers, Abteilungsleitung ambulante Dienste im CV WW-RL. „Wir sind nicht mehr auf die Maßnahmen und Leistungen festgelegt. Für die Patientinnen und Patienten bedeutet das mehr Autonomie und Selbstbestimmtheit“, sagte Brockers. Zugleich nehme das Modell die Expertise der Fachkräfte ernst. „Wir schicken Fachkräfte, die genau wissen, was in bestimmten Situationen zu tun ist. Und dieses Wissen können sie jetzt anwenden.“

Die Sozialstation Westerburg-Rennerod hat mit „Pflege ganz aktiv“ gute Erfahrungen gemacht: Nahezu alle Klientinnen und Klienten entscheiden sich dort mittlerweile für das flexiblere Zeitmodell, erzählt Martina Hein, Pflegedienstleitende der Sozialstation. Durch das selbstbestimmtere Arbeiten wachse auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.

Caritas will alternative Wege aufzeigen

In seiner Begrüßung ging Caritasdirektor Dr. Karl Weber auf den hohen Veränderungsdruck in der Pflege ein. So zwinge der Arbeitskräftemangel, neue Konzepte zu entwickeln. Zudem seien Mitarbeitende mit neuen ethischen Fragestellungen, etwa zum assistierten Suizid, konfrontiert. „Wir möchten alternative Wege aufzeigen, um die uns anvertrauten Menschen zu versorgen.“ Der Fachtag mache dabei deutlich, dass Pflege nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land innovativ gestaltet werden könne.

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