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FRANKFURT, 03.11.2023

"Unsere Hoffnung ist ein Sprung ins Licht"

Menschen aus zehn muttersprachlichen Gemeinden und der Äthiopisch orthodoxen Gemeinde haben in Frankfurt der Toten gedacht, an deren Gräber sie nicht gehen können. Dabei spielten - natürlich - auch die Kriege eine große Rolle.

Menschen aus zehn muttersprachlichen Gemeinden und der Äthiopisch orthodoxen Gemeinde haben am Abend des 2. November, Allerseelen, gemeinsam in Liebfrauen der Toten gedacht, an deren Gräber sie nicht gehen können. Sie verlasen Erinnerungstexte, zündeten dazu eine Kerze an. "Immer wieder wurde dabei an die Opfer erinnert, die in den Kriegen ihr Leben verloren haben und täglich weiter verlieren", berichtet Dr. Brigitta Sassin,Referentin für Gemeinden anderer Muttersprache und christlich-islamischen Dialog, die den bewegenden Gottesdienst jedes Jahr organisiert.

So wurden die Namen von zwei philippinischen Pflegekräften genannt, sie starben beim Massaker am 7. Oktober durch die Hamas, weil die beiden ihre alten Patienten nicht verlassen wollten. Auch die Kleinen Schwestern Jesu, eine Ordensgemeinschaft, die in Bornheim lebt, kennt die Situation im Nahen Osten sehr gut, weil dort schon lange Schwestern leben. Mit persönlichen Worten konnten sie den Schmerz über die Gewalt vor Gott bringen. Die Kapuziner erinnerten an die namenlosen Obdachlosen, die auf den Straßen Frankfurts sterben, und brachten sie ins gemeinsame Gebet. Die Kriegsopfer in der Ukraine, die Toten, die beim Wirbelsturm in Mexiko vor einer Woche ihr Leben verloren und die Opfer des Genozids, der im Norden von Äthiopien wütet, wurden gemeinsam der Barmherzigkeit Gottes anvertraut. Mit einer Kerzenprozession fand die Liturgie an der Marienstatue ihren Schluss.

Beitrag aus der Maronitischen Gemeinde (Arabischsprachige Katholiken)

Gütiger Gott, wir kommen heute in Demut und Mitgefühl zusammen, um für die Verstorbenen im Nahen Osten zu beten. In dieser Stunde des Gebets, anlässlich von Allerseelen, entzünden wir eine Kerze für die Toten der Welt. Wir beten für die Seelen derjenigen, die in Konflikten, Kriegen und Unruhen im Nahen Osten ihr Leben verloren haben. Lass dein Licht auf sie scheinen und gewähre ihnen Frieden und Erlösung in deinem Reich. Wir beten auch für die Familien und Angehörigen der Verstorbenen, die Schmerz und Trauer in ihren Herzen tragen. Gib ihnen Trost und Stärke in diesen schweren Zeiten. Möge unsere Gebetsstunde dazu beitragen, die Herzen der Menschen zu öffnen und die Notwendigkeit des Friedens und der Versöhnung im Nahen Osten zu betonen. Lass die Kerze, die wir heute entzündet haben, ein Symbol für Hoffnung und Einheit sein.

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Beitrag der Kleinen Schwestern Jesu

Guter Gott! Du weißt um all die vielen Opfer der Gewalt zwischen Israel und Palästina. Seit Jahrzehnten bemühen sich Menschen auf beiden Seiten um eine gerechte, sichere Möglichkeit damit beide Völker in einem eigenen Staat in Frieden mit den Nachbarn leben können. Weil so viele verschiedene Interessen das verhindern wollen, hat sich die Situation immer weiter verschärft. Heute stehen wir sprachlos vor den Grausamkeiten, die von beiden Seiten verübt und erlitten werden. Wenn wir jetzt für all die Toten beten und die vielen, die noch in Gefahr sind, Gott, dann aber auch für uns, dass wir jede Gelegenheit wahrnehmen, um ein Klima des Dialoges zu bereiten, dass Frieden und Versöhnung für alle Menschen möglich macht.

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Beitrag der spanischsprachigen Gemeinde

Am 14. Oktober traf der Hurrikan Otis mit einer Geschwindigkeit von 270-300 km/h auf die mexikanische Küste. Der Wirbelsturm traf die Stadt Acapulco, mit 780.000 Einwohnern ähnlich groß wie Frankfurt. Wegen ihrer schönen Strände ist die Region ein beliebtes Touristenziel. Bei dem Wirbelsturm kamen 45 Menschen ums Leben, weitere werden vermisst. Die Stadt wurde verwüstet. 80 % der Wohnungen sind zerstört, Strom und Wasser fielen aus, die Lebensmittel sind knapp geworden. Aus Not sind Supermärkte überfallen worden. Wir bitten für die Opfer und ihre Familien. Lasst uns auch beten für die Überlebenden, die vor dem Nichts stehen, und für alle, die ihnen helfen.

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Beitrag der Äthiopisch orthodoxen Gemeinde

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heilige Geistes. Amen. Unsere Äthiopisch-orthodoxe Gemeinde feiert Gottesdienst in Frauenfrieden. Wir kommen aus Tigray, im Norden von Äthiopien. Dort herrscht ein schrecklicher Bürgerkrieg.   Wegen der furchtbaren Gewalt leiden viele Menschen dort ständig unter Angst, psychischen Traumata und Depressionen. Viele Frauen sind Opfer von Vergewaltigern. Sie können kein tägliches Leben mehr führen, nicht mal Laufen.

Äthiopische Soldaten und Soldaten aus dem Nachbarland Eritrea vergewaltigen herzlos Kinder ab drei Jahren, Mädchen, Jungs, Mütter und Männer. Sie übertragen HIV oder andere Krankheiten. Viele Opfer sind davon betroffen und gestorben. Insgesamt kann man dies einen Völkermord oder eine ethnische Säuberung nennen.

Seit zwei Jahren gibt es keinen direkten Kontakt mehr - es gibt kein Internet. Die Nachrichten kommen auf Umwegen. Es gibt keine funktionierende Bank, es ist sehr schwer Geld zu unseren Verwandten und Freunden zu schicken. Die Krankenhäuser wurden zerstört, es gibt keine Behandlung und keine Medikamente mehr. Ärzte, Doktoren und Professoren wurden auf der Straße getötet, damit sie keine Behandlungen mehr durchführen können.

Viele historische Museen, Kirchen und Klöster wurden bombardiert und sind abgebrannt, ebenso sind viele Heilige Bücher verbrannt  worden. Nonnen und Mönche wurden vergewaltigt und getötet, damit sie keine Bücher mehr schreiben können und es keine christliche Nachfolge mehr gibt. Das ist nicht erfunden - das ist wahr!

Das Ziel der Gegner ist, dass das Bundesland Tigray und seine Geschichte gnadenlos vernichtet und dem Erdboden gleich gemacht wird, damit es nie wieder genannt und gesucht wird. Solch eine schreckliche Tat wie in Tigray wurde noch nie in der ganzen Welt gemacht.

Alles, was ein Mensch braucht, wurde vernichtet. Pflanzen und Gemüse wurden abgeerntet, die Felder verbrannt, damit die Menschen keine Nahrung bekommen. Alles Getreide wurde mit Sand vermischt, damit sie kein Essen haben. Unsere traditionellen Backöfen wurden zerstört, damit keiner mehr backen kann.

Alle christlichen Brüder und Schwestern mögen für uns und für die ganze Welt beten. Unser Volk ist seit zwei Jahren in der Dunkelheit und kämpft um die Freiheit. 

Der allmächtige Gott stärke uns durch sein Wort, er tröste uns durch seinen Geist und berge uns in seinen Armen, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist,  Amen, Oh Herr gib allen Verstorbenen die ewige Ruhe - und das ewige Licht leuchtet ihnen.

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Beitrag der Philippischen Gemeinde

Im Leben verlieren wir viele Dinge, aber im Tod verlieren wir anscheinend alles. Nichts scheint stärker zu sein als der Tod. Aber eigentlich gibt es das doch. Gott ist stärker als der Tod. Jesus ist stärker als der Tod. Paulus sagt im 1. Korintherbrief, wenn Jesus nicht wirklich von den Toten auferstanden ist, haben wir keine Hoffnung, wir sind versteinert, wir sind Lügner, und alles andere in unserem Glauben ist sinnlos und wertlos. Viele der heidnischen Mythen handeln davon, wie man den Tod besiegen kann. Das ist ein schöner Traum. Aber in Christus wurde dieser Mythos zu einer Tatsache, unsere Hoffnung wurde Wirklichkeit. Unsere Hoffnung ist jetzt nicht mehr nur ein Wunsch, ein Traum, sie ist eine Tatsache. Und der Glaube ist kein Sprung in die Dunkelheit. Er ist ein Sprung ins Licht.

Wir beten für die zwei Philippiner, die im Israel-Hamas-Krieg ums Leben gekommen sind. Sie starben, weil sie sich weigerten, ihre älteren Patienten im Stich zu lassen.

Namen der zwei Filipinos, die in Israel gestorben sind: Angeline Aguirre und Vincent Castelvi.

Weitere Informationen: Etwa 30.000 Philippiner leben und arbeiten in Israel. Das ist mehr als die Zahl der Philippiner in Deutschland. Viele Filipinos arbeiten in Israel als Pflegekräfte, die sich um ältere, kranke und körperlich behinderte Menschen kümmern. Am letzten 7. Oktober, als die palästinensische islamistische militante Gruppe Hamas eine Reihe von koordinierten Angriffen auf angrenzende Gebiete Israels verübte, starben viele Menschen, darunter auch zwei Filipinos, die sich um ältere Patienten in ihren Häusern kümmern. Berichten zufolge hatte eine von ihnen, Angeline Aguirre, die Chance zu fliehen, aber sie wollte ihre älteren Patienten nicht im Stich lassen. Sie wurden zusammen mit ihren Patienten getötet. Es gab ein bewegendes Interview mit der israelischen Botschafterin auf den Philippinen. Sie dankte den Filipinos in Israel für ihre Loyalität und ihren Dienst an den alten und kranken Menschen, um die sie sich kümmern.

 

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