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JERUSALEM, 11.10.2023

"Die Nerven liegen blank"

Eine Pilgergruppe aus dem Bistum ist zurzeit in Jerusalem. Sie hoffen auf schnelle Ausreise. Diakon Marco Rocco berichtet über die aktuelle Situation.

Es sollte eine Pilgerreise zu den biblischen Orten im Heiligen Land werden. Gemeinsam wollte eine siebenköpfige Pilgergruppe aus dem Bistum Limburg dem Evangelium nachspüren und die Texte der Heiligen Schrift lebendig werden lassen. Doch dann kam alles anders. Seit Samstag wehrt sich Israels Armee gegen den Großangriff der Terrormiliz Hamas. Tausende Menschen sind durch hunderte Bombenangriffe getötet worden. Es herrscht Krieg. Die Gruppe rund um Diakon Marco Rocco aus Montabaur hält sich seit Donnerstag in Jerusalem auf und erlebt die Angriffe hautnah. „Wir sind in Sicherheit und fühlen uns in unserer Unterkunft wohl“, berichtet Rocco in einem Telefongespräch. Die Gruppe fürchte nicht um ihr Leben, die Nerven lägen jedoch blank. „Es ist ein Wechselbad der Gefühle, das wir hier erleben. Wir hören die Detonationen, die mit nichts vergleichbar sind, was ich bislang erlebt habe“, so Rocco. Mehrmals habe die Gruppe Luftalarme erlebt und sei selbst in Luftschutzkeller geflohen. „Menschen haben uns mit in bewachte Keller genommen. Wir haben mit ihnen gesprochen, sogar gelacht. Die nahen Detonationen haben uns dann aber wieder in die Kriegsrealität geholt und alle verstummen lassen“, berichtet der Diakon. 

Krieg gehört zum Alltag der Menschen

Jenseits der Luftalarme, so Rocco, scheint das Leben der Menschen in Jerusalem wie gewohnt weiterzugehen. Die Menschen hielten sich in den Straßen der Stadt auf und gingen ihrem Alltag nach. „Die Menschen sind die kriegerischen Auseinandersetzungen im Land leider gewohnt. Dennoch berichten uns viele, dass sie das Ausmaß der Raketenangriffe so noch nicht erlebt haben“, sagt Rocco. Seine Gruppe traut sich, wenn es möglich ist, auf die Straße und ist in der Altstadt Jerusalems unterwegs. „Wir waren einmal im arabischen Viertel der Stadt unterwegs. Die Menschen in diesem Teil der Stadt haben auf uns Christen sehr aggressiv reagiert und uns teilweise sogar bedroht. Das macht uns Angst und greift die Psyche an“, so Marco Rocco. Halt gebe ihm und den anderen Pilgern in der angespannten Situation der Glaube. „Das Leben ist ein Geschenk. Die Liebe und das Leben werden siegen. Das Böse und der Terror werden nicht gewinnen“, sagt der Theologe. 
 

Enger Kontakt zur Gruppe

Eigentlich sollte die Pilgerreise bis kommenden Samstag dauern. Nun bemüht sich die Gruppe intensiv darum, schnellstmöglich das Land zu verlassen. Die Gruppe steht im Austausch mit der Deutschen Botschaft und erlebe, dass im Hintergrund an der Ausreise der rund viertausend Pilgerinnen und Pilger gearbeitet werde. Auch die Bistumsleitung steht zum einen in einem engen Kontakt zu der Gruppe der Pilgerinnen und Pilger aus der Diözese Limburg. Zum anderen ist sie mit Politikerinnen und Politikern sowie Mitarbeitenden des Auswärtigen Amtes im Gespräch. Es gibt auf vielen Seiten ein großes Bemühen, eine koordinierte Ausreise aus Israel zu realisieren. Wann die Gruppe jedoch nach Deutschland zurückfliegen kann, ist aktuell nicht bekannt. 
 

Attacken der Hamas sind inakzeptabel

Bischof Dr. Georg Bätzing nimmt zurzeit an der Weltsynode in Rom teil und ist den Menschen in Israel im Gebet verbunden. „Die feigen Attacken der Hamas auf Israel sind inakzeptabel. Ich verurteile sie aufs Schärfste“, sagte Bätzing. Einmal mehr sei die hässliche Schraube der Gewalt weitergedreht und eine neue gefährliche Eskalation in Gang gesetzt worden. Der Nahe Osten brauche endlich einen echten Friedensprozess, der die Interessen von Israelis und Palästinensern berücksichtige. 
 

UPDATE: Die Gruppe wird am Donnerstag, 12. Oktober, ausgeflogen. 

Stephan Schnelle

Pressesprecher

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