Suchwort eingeben

ROM, 15.10.2023

Gewalt und Terror haben keine Zukunft

Bischof Georg Bätzing nimmt zur Zeit an der Weltsynode in Rom teil. Am Sonntag feierte er dort Gottesdienst und verurteilte die Angriffe auf Israel.

Der ungezügelte Hass und der Vernichtungswillen der Hamas, der jegliche Achtung und Würde des Menschen missachtet, führe zu nichts und habe keine Zukunft. Dies hat Bischof Dr. Georg Bätzing in seiner Predigt am Sonntag, 15. Oktober, in der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell` Anima deutlich gemacht. Gewalt und Terror stünden in einem absoluten Widerspruch zum christlichen Glauben und zum prophetischen Bild vom Festmahl für alle Völker auf dem Zion. Dieses Bilde stehe nämlich in gläubiger Erwartung von Frieden, Verständigung, Überwindung von Leid und Tod, Krieg und Trauer durch das gnädige Eingreifen Gottes. „Möge dieses Bild die Menschen im Heiligen Land doch wieder ergreifen und ihre Herzen zum Frieden hin bewegen!“, sagte der Bischof von Limburg und Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz.

Weltsynode transportiert neue Bilder

Bätzing nimmt zurzeit an der Weltsynode in Rom teil. Es ist für ihn die erste internationale synodale Erfahrung und er freut sich über die neue Arbeitsweise der Synode. „Die Weltsynode transportiert völlig neue Bilder“, so der Bischof. Es säßen nicht mehr Kardinäle und Bischöfe dichtgedrängt wie in einem Vorlesungssaal und die Leitung präsentiere vorne auf einem Podest in langer Reihe. Die Synodalen und Experten hätten vielmehr an insgesamt 39 großen, runden Tischen Platz genommen. Frauen, Männer, Ordenschristen, Priester, Bischöfe und Kardinäle seien bunt zusammengesetzt und durchmischt worden. Auch der Papst teile sich mit dem Präsidium einen Tisch. „Ein ganz neues Bild, ja, mehr als das. Die Sitzordnung ermöglicht eine neue Art des Miteinanders, die dem ‚Gespräch im Geist‘ zugutekommt, dem gemeinsamen Hören voneinander und aufeinander, um miteinander Synodalität erfahren zu können“, berichtete Bätzing.

Die meisten der Tische seien gemietet worden, weil der Vatikan selbst nicht über ein solches Mobiliar verfüge. Dies sei verständlich, da solche runden Tische eher selten für Konferenzen, sondern viel mehr bei festlichen Anlässen zum Einsatz kämen. Wahrscheinlich sei es gar nicht lange her, dass sich an den Tischen, an denen jetzt die Synodalen tagen, eine Hochzeitsgesellschaft versammelt habe. „Die Hochzeit, auch sie ist ein starkes Bild, geradezu ein Ur-Bild ganz tief in unserer menschlichen Seele eingeprägt und positiv besetzt. Hochzeit, das ist das Fest schlechthin“, so der Bischof. Das Bild der Hochzeit diene in fast allen Religionen auch als Sinnbild des Kommenden und der Verheißung des guten Ausgangs des menschlichen Lebens.

Die Verheißung Gottes hat immer Bestand

Wer in die Heilige Schrift schaue, erfahre, dass Jesus das Bild des hochzeitlichen Mahles sehr gemocht habe. Er sah darin offensichtlich ein Bild des Reiches Gottes. Der Evangelist Johannes habe seine Jesuserzählung aus gutem Grund mit einer Hochzeitsgeschichte begonnen, denn für ihn sei es das Fest der Fülle und Erfüllung aller Sehnsucht, die mit Jesus angefangen habe. Die Zeit sei erfüllt. Das Reich Gottes sei angebrochen. Matthäus hingegen irritiere mit seiner Erzählung der königlichen Hochzeit. Das verheißungsvolle Bild wende sich schnell in düsterste Szenerien. Am Ende zeige sich die Ganze Erzählung als große Gerichtsankündigung mit zweifelhaftem Ausgang. Die Geschichte, die Matthäus erzähle, werde in den ersten christlichen Generationen bis gegen Ende des 1. Jahrhunderts weiter erzählt und gedeutet. Mit ihr sei ein Gesamtbild der Heilsgeschichte transportiert worden. In der Einladung zur königlichen Hochzeit wurde die große Einladung Gottes an sein Volk gesehen, die das Volk brüsk ablehnte und sich schier gottlos verhielt. Alle Völker waren hier eingeschlossen.

Heute stehe jedoch fest, dass Gottes Verheißung immer bestand hatte und nie zurückgenommen worden sei. „Die Kirche hat lange Zeit und mühsame Anwege gebraucht, um dies zu begreifen und es im Zweiten Vatikanischen Konzil und danach unmissverständlich zu formulieren“, so Bätzing. Christen müssten die Allegorie des Matthäus bis zum Ende lesen und entdecken, dass der Evangelist sich im Letzten auch strikt gegen ein verhängnisvolles Sicherheitsdenken im Raum der Kirche wende. „Keine Heilsgarantie – auch nicht für die Kirche! Korrekte Riten und formalistisches Denken und Handeln haben schon dem Sturm prophetischer Worte im Alten Testament nicht standgehalten“, sagte der Bischof. Das erwartete hochzeitliche Kleid meine eine persönliche Lebensführung vor allem auch der kirchlichen Amtsträger, die wahrhaftig und authentisch sein müsse. Nur das verleihe dem Amt der Kirche heute Glaubwürdigkeit. Nicht das Amt schütze die Person, nur die persönliche Glaubwürdigkeit verleihe dem amtlichen Auftreten noch Wirksamkeit und Akzeptanz.

Menschlichkeit ist wichtigster Maßstab

Aus welchem „Stoff“ das Hochzeitsgewand gewebt ist, das mache Matthäus in der Erzählung vom großen Weltgericht deutlich. Wenn der Menschensohn komme, dann sei Menschlichkeit der neue Maßstab. „Darüber haben wir in der Synodenaula in der vergangenen Woche viel Bedenkenswertes gehört. Wer die Füße nicht bewegt und die Hände nicht rührt angesichts des Hilferufes so vieler Verwundeter und Ausgegrenzter auch innerhalb der Kirche, wer sich nicht bewegt angesichts des Schreis der geschundenen Erde, des gemeinsamen Hauses, dem muss die äußerste Finsternis nicht als Strafe zugemessen werden, der zieh sich selbst das Gericht zu“, so Bätzing.

Der Horizont des Glaubens sei weiter als die königliche Hochzeitserzählung des Matthäus. Dieser Horizont sei die große Freiheit, die den Menschen verheißen ist. Es sei der Horizont der bedingungslosen Liebe und der grenzenlosen Hoffnung.

Stephan Schnelle

Pressesprecher

Zum Anfang der Seite springen