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Höhr-Grenzhausen, 16.10.2023

Kann Glaube politische Berge versetzen?

Christine Lieberknecht sprach am Sonntag, 1. Oktober, im Rahmen des philosophischen Festivals DENKBARES in der Grenzauer Kapelle über „Das Wunder der Freiheit".

Thüringens Ministerpräsidentin a. D. Christine Lieberknecht hat am Sonntag, 1. Oktober, in der Grenzauer Kapelle eine politische Predigt zum Thema „Das Wunder der Freiheit“ gehalten. Die Veranstaltung war Teil des philosophischen Festivals DENKBARES, das in jedem Jahr ein besonderes Motto hat, zu dem eine Person des öffentlichen Lebens spricht. In diesem Jahr stand das Verhältnis von Politik und Religion als Leitperspektive über dem Festival. Organisiert wird DENKBARES von Martin W. Ramb, dem Beauftragten des Bistums Limburg für den Kultursommer Rheinland-Pfalz, und Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski von der Universität Erfurt. Lieberknecht zitierte die Worte der Philosophin Hannah Arendt, wonach der Sinn von Politik Freiheit sei. Darüber hinaus sprach die ehemalige Ministerpräsidentin über den Gedanken der Freiheit, die für sie durch den Glauben an Jesus Christus vermittelt wird.

Die Rolle des Glaubens in Geschichte und moderner Gesellschaft

Die Geschichte überliefere die glücklichen Umstände, die den Fall der Mauer in Deutschland und Europa ermöglichten, so Lieberknecht. Sie betonte, dass ohne die Erfüllung der prophetischen Weissagungen von Schwertern, die zu Pflugscharen werden, die Friedliche Revolution in der DDR kaum möglich gewesen wäre. Dass sich aus den Kirchen heraus eine Revolution ohne Blutvergießen entwickeln konnte, sei der christlichen Botschaft zu verdanken: Keine Angst zu haben und in Demut zu beten. Lieberknecht, die während der Wende ihr Pfarramt aufgab, um in die Politik zu wechseln, sprach von einem Wunder der Geschichte, dass Deutschland nach dem Fall der Mauer innerhalb von elf Monaten wiedervereinigt werden konnte. Die Militärblöcke hätten sich friedlich geeinigt und die Menschen in die Freiheit entlassen. „Was gäben wir heute darum, wenn es doch so geblieben wäre!“, so die ehemalige Ministerpräsidentin. Heute erschüttere der Krieg in Europa die Gesellschaft in ihren Grundfesten. „Wir hatten wirklich geglaubt, das wäre nach allen Lehren aus unserer europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts nicht noch einmal möglich“, erklärte Lieberknecht.

Demokratische Diskussionskultur auf Augenhöhe

Die Zustimmung zur Demokratie nehme trotz ihrer allgemeinen Akzeptanz als Staatsform ab, so die ehemalige Ministerpräsidentin. Daher forderte sie in ihrer Predigt eine Erneuerung der demokratischen Streitkultur und einen fairen Austausch auf Augenhöhe als Grundlage einer humanistischen Kultur. Sie schloss mit den Worten von Papst Benedikt XVI., der den Politikern „hörende Herzen" wünschte, und erinnerte an die Worte des Politikers Gregor Gysi über den befreienden Gehalt religiöser Ideen, der nicht verloren gehen dürfe.

Die gesamte Grenzauer Predigt von Christine Lieberknecht ist als YouTube-Video verfügbar. Pia Marei Hauser begleitete die III. Grenzauer Predigt auf der Querflöte.

Die Grenzauer Predigt wurde 2021 ins Leben gerufen und ist neben den Tischreden Bestandteil des Festivals DENKBARES. Dabei spricht eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens über das jeweilige Motto des Festivals. DENKBARES existiert als Veranstaltungsformat seit 2015 und ist Teil des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Im Vordergrund stehen Themen und Autoren aus den Bereichen Philosophie, Theologie und Literatur. Neben den Begegnungen mit ausgewählten Autoren ist auch das Zusammenführen verschiedener Generationen und der Dialog von besonderer Bedeutung: Denkbares will junge Erwachsene, Studierende und Schüler ansprechen.

Ministerpräsidentin a. D. Christine Lieberknecht war von 2009 bis 2014 Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen und Landesvorsitzende der CDU Thüringen.

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