WIESBADEN-NAUROD, 26.09.2023
Baustelle Kirche
Die Herausforderungen sind groß. Die Themen komplex. Die Zeit drängt: Am Montag, 25. September, hat die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod begonnen. Bis Donnerstag, 28. September, werden die 65 deutschen Bischöfe im Bistum Limburg zu Gast sein und beraten.
„Für mich als Bischof von Limburg ist es eine große Freude, Gastgeber der Bischofskonferenz zu sein. Viele strengen sich an, dass unsere Beratungen hier gut klappen. Ihnen danke ich von Herzen“, sagte Bätzing bei der Auftaktpressekonferenz. Es sei 35 Jahre her, dass die deutschen Bischöfe im – damals noch – neuen Wilhelm-Kempf-Haus im Bistum Limburg zu Gast gewesen seien. Seitdem habe sich viel in der Kirche und in der Diözese getan.
Kirche braucht Erneuerung
Am Montagabend feierten die Bischöfe den Eröffnungsgottesdienst in der St. Bonifatius-Kirche in Wiesbaden. „Baustellen wohin man sieht. Und das im konkreten wie im übertragenen Sinn“, sagte Bätzing in seiner Predigt. Das Gotteshaus ist zurzeit eine Großbaustelle und von außen eingerüstet. „Ein wenig symbolträchtig ist es schon, dass die nächste Instandsetzungsmaßnahme gerade in unsere Zeit fällt, in der viele den Eindruck haben, auch die Kirche insgesamt befinde sich in der Phase grundlegender Umbrüche und bedürfe angesichts massiver Krisenphänomene einer ernsthaften Instandsetzung und Erneuerung, um als Werkzeug dem Dienst am Reich Gottes wieder besser gerecht zu werden“, so der Bischof. In wenigen Tagen trete in Rom die Weltsynode in eine weitere Phase und dabei gehe es auch um die Frage, auf welche Weise sich die katholische Kirche zeitgemäß auf den Weg der Erneuerung begeben könne. „Die Bonifatiuskirche in Wiesbaden ist gerade kein schön herausgeputzter Raum. Fast schon düster kommt sie einem vor, durch den Gebrauch und die Ablagerungen aus Jahrzehnten trübe geworden. Die veralteten Leuchtmittel können kaum noch etwas ausrichten“, so Bätzing. Aber es sei der Wille der Menschen, die Tag für Tag zum Gottesdienst oder zum stillen Gebet kommen, und der Verantwortlichen der Kirchengemeinden sowie des Bistums, diesen Zustand zu verändern und dem Gotteshaus seine würdige Gestalt zurückzugeben. So wie die Pfarrkirche St. Bonifatius eine Erneuerung dringend brauche, brauche es auch eine Erneuerung der Kirche im Allgemeinen. Daran werde man bei der Herbst-Vollversammlung arbeiten.
Reflexion des Synodalen Weges
Ein wichtiger Tagesordnungspunkt der Herbst-Vollversammlung ist die Reflexion des Synodalen Weges und die Weiterarbeit an den Beschlüssen und Texten, die mehrheitlich verabschiedet wurden. „Wir treffen uns als Bischofskonferenz zum ersten Mal nach der fünften Synodalversammlung, mit der der synodale Weg erstmal geendet ist“, so Bätzing. Seitdem sei viel passiert. Unter anderem seien alle Beschlüsse veröffentlicht und in andere Sprachen übersetzt worden. Es habe Gespräche in Rom gegeben und die Weichen für die Weiterarbeit seien gestellt worden. Im November tage zum ersten Mal der Synodale Ausschuss.
Wie bei jeder Vollversammlung stellen sich die Bischöfe auch dem Thema der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche. „Uns hat die schwierige Situation im Bistum Essen um Kardinal Hengsbach sehr getroffen“, sagte Bischof. Im Ruhrbistum gibt es Erkenntnisse, dass der Gründerbischof selbst Missbrauchstäter gewesen sei. „Die Erkenntnisse sind nicht schön. Alles muss auf den Tisch. Nur so kommen Betroffene zu ihrem Recht“, stellte Bätzing klar.
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Keine Alternative für Deutschland
Eine klare Positionierung will der Bischof von Limburg und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz von der Herbst-Vollversammlung mit Blick auf den Umgang mit populistischen und extremistischen Positionen im politischen Spektrum. „Ich bin sehr überzeugt davon, dass die Positionen der AfD und die Position der katholischen Kirche unvereinbar sind", sagte Bätzing. Die Partei sei keine „Alternative für Deutschland", sondern wolle ein „alternatives Deutschland", so Bätzing. Er bezeichnete Teile von AfD-Personal und Positionen als fremdenfeindlich und extremistisch. „Davon können wir uns als katholische Kirche nur distanzieren." Es sei Aufgabe der Kirche, sich für ein demokratisches und weltoffenes Deutschland einzusetzen. „Wir wollen, das ist völlig klar, ein demokratisches, europäisches, weltoffenes Deutschland, das den Problemen ins Auge sieht, die wir haben", sagte der Bischof.
Türen und Herzen öffnen
Die Bischöfe werden sich auch mit internationalen Krisen und mit der Situation der Menschen in den Konflikt- und Kriegsgebieten befassen. „Wir können uns als Christinnen und Christen nicht an den Krieg gewöhnen. Wir müssen unsere Netzwerke aktivieren und alles tun, um auf Frieden hinzuwirken“, so Bätzing. Ebenso dürfe den Menschen in Deutschland die Situation und die Not von Menschen auf der Flucht nicht gleichgültig sein. „Wir sind als Kirche aktiv. Die Willkommenskultur hat sich nicht erledigt. Wir müssen die Menschen sehen, die aus ihrer Not heraus an unsere Türen klopfen. Wir müssen als Christinnen und Christen unsere Türen und unsere Herzen öffnen“, sagte Bätzing.