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WIESBADEN, 28.09.2023

Ohrwurmpotential für Bischofskonferenz

In der Pfarrei St. Birgid in Wiesbaden feierte die Deutsche Bischofskonferenz mit vielen Gläubigen einen bewegenden Festgottesdienst.

 

„Wir machen uns auf den Weg, auf den Weg“ schallte es am Donnerstagmorgen, 28. September, durch die Pfarrkirche St. Birgid in Wiesbaden-Bierstadt. Zahlreiche Gläubige aus Wiesbaden und dem ganzen Bistum sowie die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz sangen und klatschten am letzten Tag der Herbst-Vollversammlung kräftig mit als die Jungendband BON der Pfarrei das bekannte Neue Geistliche Lied anstimmte. Sie ließen sich mitreißen und begeistern und nahmen diesen Spirit mit in den Tag. Dass es in der Pfarrei lebendig zugeht, zeigten auch das Engagement der insgesamt 47 Ministrantinnen und Ministranten, der vielen Helferinnen und Helfer und das Team rund um Glaubensmopped KARL (Katholisch, Aktiv, Respektvoll, Lebendig).

Daran, dass sich die zwölf Apostel auf den Weg machten, um das Evangelium, die frohe Botschaft, zu verkünden, erinnerte dann auch Erzbischof Dr. Heiner Koch (Berlin) in seiner Predigt. Auf die Verkündigung der Apostel habe König Herodes reagiert. „Und wie er reagiert, das würde ich mir auch von vielen unserer Zeitgenossen wünschen: Er fragt nach, wer dieser Jesus sei. Er weiß nicht, was er von ihm und von den Dingen, die über ihn erzählt werden, halten soll und beginnt zu überlegen. Er hat den Wunsch, Jesus einmal zu sehen und ihn zu erleben. Bei aller Ambivalenz: Welches Interesse bei Herodes!“, sagte Koch. Die Haltung des Herodes sei sehr nahe bei der vieler Menschen heute, wenn für ihn später in der Schilderung der Leidensgeschichte Jesu offensichtlich auf keinen Fall in Frage kommt, dass Jesus der Erlöser der Welt und Heiland aller Menschen sein könne. „Haben wir als Kirche den Mut, Jesus mit diesem seinem Anspruch heute zu verkündigen, oder scheuen wir aus Angst vor Ablehnung davor zurück?“, fragte der Berliner Erzbischof. 
 

Wofür stehen wir?

Das derzeitige Erscheinungsbild der Kirche lasse einen vorsichtiger werden in Forderungen und Erwartungen. Das Dauerthema der Skandale und das Bewusstsein eines oftmals nicht sehr überzeugenden Lebens, halte zurück, mit großen Ansprüchen aufzutreten, auch mit den Ansprüchen Jesu. Neu sei dieses Phänomen aber nicht. Spätestens seit den 1960er-Jahren hätten die Menschen begonnen, in einer mächtigen Welle der Individualisierung und Pluralisierung sich von den großen Systemen der Weltdeutung abzuwenden. Man lege selbst fest, was man wann und wie lange und in welcher Intensivität glaube und lasse sich von niemanden eine Vorschrift machen. Man wolle sich nicht verbindlich an eine Gemeinschaft oder Institution binden mit ihren Inhalten, weder an eine Partei noch an eine Gewerkschaft oder eine Kirche. Man bleibe frei und wähle selbst aus, erst recht was und wem man glaube. 
 

Alles meinem Gott zu ehren

Angesichts dieses Phänomens und Kultur müsse die Kirche wieder deutlicher machen, wie Gott in der Welt und im Leben aller Menschen wirke. Koch schaute auf den Propheten Haggai, der dafür sorgte, dass der Tempel in Jerusalem nach dem babylonischen Exil wieder aufgebaut wurde. Der Tempel sei für ihn Ort des Wohnens Gottes mitten unter seinem Volk und damit Ort der Begegnung der Menschen mit Gott gewesen. Er sei der Ort, an dem Menschen leibhaftig und zeichenhaft erfahren konnten, dass Gott sie nicht alleine lasse. Ohne diesen Gott würden sie ihre Identität, ihre Mitte und ihr Leben verlieren. Nach Haggais Überzeugung sei es deshalb das Wichtigste und die Kernaufgabe für das Volk, dass es Gott die Ehre gebe. Haggai habe erlebt und erlitten, dass das Volk zu seiner Zeit, die Fähigkeit Gott zu ehren, vor lauter Geschäftigkeit verloren habe. „Davon können wir als Kirche ja zweifelsohne auch heute ein Lied singen in all unseren Geschäftigkeiten im pastoralen, im sozialen, im kulturellen Bereich, in der Sorge um den Frieden und die Gerechtigkeit, im Engagement für die Menschen. In all dem stehen wir doch zweifelsohne in der Gefahr, bei aller sinnvollen Aktivität oft Schritt für Schritt Gott zu vergessen, zu vergessen, dass wir in allem von seiner Gnade abhängen und dass wir unsere Kraft auch für die Menschen nur behalten werden, wenn wir alles zu seiner, zu Gottes Ehre tun“, so Heiner Koch. Gott in allem zu ehren müsse der Mittelpunkt des geistlichen und des ganzheitlichen Lebens sein und wieder werden. Wenn dies erreicht ist, werde der Mensch aufblühen und Kraft finden, Krisenzeiten zu überstehen. 
 

Stephan Schnelle

Pressesprecher

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