Ein realistisches Selbstbild entwerfen

Die Katholische Kirche feiert an diesem Tag das Fest „Erwählung Mariens“. Gleichzeitig war der Gottesdienst das Sechswochenamt für den im Oktober verstorbenen Altbischof Franz Kamphaus. Der emeritierte Würzburger Weihbischof Ulrich Boom konzelebrierte im Gottesdienst.

„Niemand lebt, ohne ein Bild von sich selbst zu haben, eine Idee oder einen Entwurf davon, wie er oder sie in dieser Welt steht, zu sich selbst und zu den anderen“, sagte Bischof Bätzing in seiner Predigt. Dazu gehöre das Wissen um persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten, Vorlieben, Gefühle und Verhalten. Es sei eine lebenslange Herausforderung, ein realistisches Bild von sich selbst zu entwerfen. „Man kann zu gering von sich denken und traut sich nichts zu; das birgt die Gefahr, zu verkümmern und Lebensfreude einzubüßen. Das gegenteilige Extrem bilden die, die mit geschwellter Brust und anmaßender Selbstüberschätzung die Welt zu erobern meinen. Aber ‚Stolz ist die Maske der eigenen Fehler’“, so Bätzing. Der Limburger Bischof nahm Bezug auf den Talmud, eines der bedeutsamsten Schriftstücke des Judentums, und warnte vor Größenwahn oder übersteigerter Eigenliebe. 

Die beste Eigenschaft eines Menschen sei ein gutes Herz. Gott habe Maria, als er sie erwählte, ein gutes Herz geschenkt. Der neunte Dezember sei der Tag, dies zu feiern. „Gott hat es gut gemacht, als er Maria erwählte; und auch mit uns hat er nur Gutes vor; denn er ist die Güte selbst. Heute ist ein passender Tag, über unser eigenes Selbstbild nachzudenken – und darüber, wem wir gestatten, dieses Bild mitzuprägen und darauf Einfluss zu nehmen“, sagte Bätzing. 

Am Schluss des Gottesdienstes sprach Bischof Georg Bätzing ein Gebet an der Bischofsgruft.