Montabaur/Horressen, 05.12.2024
Lichterglanz und Krippenkunst
Die Krippen sind an den unterschiedlichsten Orten zu entdecken: in einem Computer, einer Badewanne, einem Weinfass, an Bäumen, in Vorgärten oder Schaufenstern. Der Weg schlängelt sich durch Montabaur und Horressen und führt Besucherinnen und Besucher auch in die Natur. Ein besonderes Highlight stellt die schwimmende Krippe am ehemaligen Strandbadcafé in Montabaur dar. „Für diese Krippe haben wir einen Schwimmponton gebaut mit einer wasserfesten Holzplatte darauf“, erklärt Jörg Klinger, der gemeinsam mit Kurt Heibel, Karlheinz Philipps und Gudrun Schneckenbühl das Krippen-Team bildet. „Die Mauern sind aus Styropor gefertigt, damit das Konstrukt leichter wird. Die Figuren stammen aus dem Ahrtal, sie wurden nach der Flut gerettet und mühsam restauriert“, berichtet Klinger.
In Gedenken an Max Schneckenbühl
Dieses Jahr hat der Krippenweg eine besondere Bedeutung, denn er findet erstmals ohne Max Schneckenbühl statt, dem Initiator und Ideengeber des Projekts. Max Schneckenbühl, der im Jahr 2019 den Krippenweg ins Leben rief, verstarb in diesem Jahr. „Mein Mann war seit vielen Jahren leidenschaftlicher Krippensammler“, berichtet Gudrun Schneckenbühl. „Angefangen hat alles Ende der 80er Jahre, als wir an der Hauptschule Nentershausen unterrichteten. Bei einem Schulfest im Winter bat er die Schülerinnen und Schüler, etwas Weihnachtliches von zu Hause mitzubringen. So kamen die ersten Krippen zusammen, von den Eltern und Großeltern der Kinder“, berichtet Schneckenbühl. Das sei der Startpunkt gewesen. Max Schneckenbühl habe über die Jahre hinweg viele Krippen gesammelt, auch auf Reisen.
Eine seiner Lieblingskrippen sei die Wurzelkrippe in der Kreuzkapelle Montabaur gewesen. Die mehr als 200 Wurzeln auf 84 Paletten bilden das Konstrukt der Krippe und sind so ineinander geschachtelt, dass keine Schrauben oder Nägel benötigt werden. Dass der Krippenweg weiter fortbesteht, sei im Sinne ihres Mannes, sagt Gudrun Schneckenbühl. Um seinen Einsatz zu würdigen, stellten seine Freunde und seine Frau in diesem Jahr die „Max-Krippe“ auf. Die farbenfrohen Figuren konnte Max Schneckenbühl noch kurz vor seinem Tod organisieren – eine Spende aus Willich.
Krippen werden ins Licht gerückt
Ein großer Teil der Krippen stammt aus Max Schneckenbühls Bestand, viele sind aus Materialien wie Holz, Keramik oder Beton gefertigt. „Inzwischen bauen wir aber auch selbst Krippen oder erhalten gespendete Exemplare, die wir restaurieren und nach und nach ausstellen“, erklärt Karlheinz Philipps. Für die große Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort ist das Team sehr dankbar. „Wir können das alles natürlich nicht allein stemmen. Vor allem beim Aufbau, der zwei Wochen dauert, sind wir auf viele helfende Hände angewiesen“, betont Philipps.
Unterstützung kommt auch von der Stadt Montabaur, die Werbemaßnahmen und Beleuchtung der Krippen finanziert. „Alle Außenkrippen werden batteriebetrieben beleuchtet und sind mit Timern ausgestattet. In der Stadt sorgen Zeitschaltuhren sowie spezielle LED-Lichterketten für eine stimmungsvolle Beleuchtung“, erläutert Kurt Heibel. Jede Krippe wird individuell beleuchtet, wie die Krippe im Weinfass zum Beispiel. Dort hängt die Beleuchtung an der Decke des Weinfasses, sodass sie wie ein Sternenhimmel wirkt. „An der Beleuchtung wird oft rumgespielt, das müssen wir dann wieder auf den neuesten Stand bringen. Wir fahren regelmäßig den Krippenweg ab und kontrollieren. Oder die Besucherinnen und Besucher rufen an und sagen: Hier ist irgendwas kaputt oder es fehlt was“, so Heibel.
Leider bleibt der Krippenweg nicht immer vor Vandalismus verschont, berichtet das Krippenteam. „Gerade am ersten Wochenende wurden bereits drei Krippen zerstört“, bedauert Karlheinz Philipps. „Wir tun unser Bestes, um diese zu ersetzen, und appellieren an die Besucherinnen und Besucher, sorgsam mit den Krippen umzugehen. Der Krippenweg ist eine Bereicherung für alle – wenn etwas zerstört wird, geht die Freude daran verloren“, so Philipps.
Kreative Krippen aus den Kitas
Jedes Jahr erfindet das Team den Krippenweg neu: Die Krippen wechseln ihre Standorte, neue Darstellungen kommen hinzu, wie in diesem Jahr das Westerwald-Dorf in einem Schaufenster in Montabaur. Dort sind alte Miniatur-Fachwerkhäuser zu sehen, die Max Schneckenbühl Ende der 70er Jahre mit seinen Schülerinnen und Schülern in der Schule gebaut hatte.
Zum ersten Mal beteiligen sich in diesem Jahr auch Kitas aus der Region am Krippenweg. Mit viel Kreativität haben die Kinder ihre eigenen Krippen gestaltet: von Lego-Duplo-Krippen über Figuren aus Ton bis hin zu einer Naturkrippe, die mitten in einen Bach gesetzt wurde. „Der Krippenweg ist etwas ganz Besonderes“, sagt Jörg Klinger. „Gerade in der dunklen Jahreszeit spenden die Lichter der Krippen ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Ein Spaziergang entlang des Weges tut einfach gut und schenkt Kraft.“