LIMBURG
Weihnachten 2024: Nähe Gottes in Krisenzeiten
Weltweit gebe es Krisen, Leid und Ungerechtigkeit. Die Geburt Jesu in Armut und Einfachheit sei daher kein Zufall, sondern ein bewusster Ausdruck der Nähe Gottes zu den Menschen.
„Gott will hinein und hinunter, dahin, wo Menschen leben, sich freuen, hoffen, suchen, irren und sündigen, einander lieben und verletzen, leiden und dagegen ankämpfen, wo sie himmelhoch jauchzen, zweifeln und auch verzweifeln. Da will Gott in Jesus Mensch werden“, sagte der Bischof von Limburg und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Die Darstellung des heruntergekommenen Stalls in der Weihnachtskrippe erinnere daran, dass Gott mitten in die Herausforderungen und Sorgen der Menschen komme. „Er hätte eine neue Welt erfinden können mit anderen Voraussetzungen und Lebensgrundlagen. So versuchen es ja auch heute nicht wenige auf ihre Weise, indem sie sich aus anstrengenden Debatten in ihre Blasen und Sonderwelten zurückziehen, wo sie einfache Strategien mit Ihresgleichen hegen und pflegen“, so Bätzing. Parolen, wie die einer „Festung Europa“ oder des „America first“ seien doch nichts anderes als der Versuch, Eigenwelten zu bauen und sich abzugrenzen, sich auszuklinken aus der globalen Verantwortungsgemeinschaft, zu der die Menschen gehörten.
Die Perspektiven, mit denen die Menschen politisch und wirtschaftlich ins kommende Jahr blickten, seien getrübt. „Vieles, was wir noch vor wenigen Monaten einigermaßen sicher glaubten, ist durch den unverhohlenen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die kriegerischen Konflikte im Nahen Osten, ausgelöst durch den grausamen Terror der Hamas an unschuldigen Israelis, aus dem Gleichgewicht geraten“, sagte Bätzing. Politisch rückten nicht wenige der deutschen Nachbar- und Partnerstaaten nach rechts. Die Angst vor einem Krieg in Europa sei die größte Sorge junger Menschen aktuell. Und nach den menschenverachtenden Anschlägen von Solingen und Magdeburg, auch wenn sie offensichtlich ganz unterschiedlich motiviert gewesen seien, mehrten sich die Sorgen, ob man im öffentlichen Raum sicher leben könne. Darauf folge die Angst vor einer verschlechterten wirtschaftlichen Lage und die Folgen des Klimawandels. Vieles deute darauf hin, dass die Zukunft den Menschen kein einfaches Leben bescheren werde.
Die internationalen Institutionen scheinen in eine Krise geraten zu sein, ihre Vermittlungsversuche greifen viel zu selten.
Und nach den menschenverachtenden Anschlägen von Solingen und Magdeburg - auch wenn sie offensichtlich
ganz unterschiedlich motiviert waren – mehren sich die Sorgen, ob wir im öffentlichen Raum sicher leben können.
Umfragen hierzulande zeigen: Die Angst vor einem Krieg in Europa ist aktuell die größte Sorge junger Menschen. Quelle: Bischof Dr. Georg Bätzing
Aufruf zur Solidarität und Würde
Bei allen Herausforderungen, die es zweifelsohne gebe, setze Weihnachten ein Hoffnungszeichen. „Unsere solidarische Verantwortung füreinander ist die gottgegebene Würde eines jeden Menschen. Und wenn Gott selbst den Leiden, den Konflikten und Krisen unter uns so auf den Grund geht, dass er herunterkommt und einsteigt, dann gibt es Aussicht und gute Hoffnung, wieder frei zu werden, Frieden zu finden und im Miteinander zu wachsen“, sagte Bätzing. Er blickte auch auf die aktuelle Situation der Kirche. Auch sie könne Hoffnung aus der Weihnachtsbotschaft ziehen. „Der Weg Gottes ist auch der Weg der Kirche. Hinein und hinunter: Das Prinzip Menschwerdung sucht Anhänger und Nachahmerinnen. Kaum auf der Welt, bringt das Kind in der Krippe schon Menschen zusammen und in Bewegung. So kann es werden“, so der Limburger Bischof. Die Kirche dürfe sich deshalb nicht heraushalten aus schwierigen sozialen Themen und lebensethischen Debatten zum Anfang und Ende des menschlichen Lebens, auch wenn es laute Stimmen gebe, die sagten, die Kirche hätte sich da nicht einzumischen. Hinein und hinunter: Das sei der Weg, vor Dynamiken zu bewahren und sie zum Besseren zu verändern, die den Menschen sonst auf abschüssige Bahnen bringen. Der Weg Gottes sei der Weg der Kirche. „Und für den Fall, dass wir zweifeln, ob es richtig ist, oder dass uns einfach die Traute fehlt, da gibt uns Weihnachten Rückenwind, und die Darstellung der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem einen deutlichen Fingerzeig“, sagte Bätzing.
Die Botschaft von Weihnachten, Gott wird Mensch, sei eine wirkliche Inspiration. Wer diese Botschaft aufnehme und ins Herz hineinlasse, setze sich für ein friedvolles und gerechtes Miteinander ein.
Die Weihnachtspredigt des Bischofs im Wortlaut
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Weihnachtspredigt 2024 von Bischof Dr. Georg Bätzing