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Wiesbaden, 11.07.2024

Wiesbadener feiern ihre „Boni“

175 Jahre St. Bonifatiuskirche werden in der Landeshauptstadt mit einem Jubiläumsjahr begangen. Geplant sind Konzerte, eine Ausstellung, Kirchenführungen und eine Pilgerfahrt.

Zufälle gibt´s! Als am 19. Juni 1849 die St. Bonifatiuskirche von Bischof Peter Joseph Blum geweiht wurde, war sie noch eine Baustelle – weder die Fassade noch die Türme waren fertiggestellt. 175 Jahre später, im Jubiläumsjahr, sind Fassade und Türme wegen Sanierungsarbeiten wieder eingerüstet. All das hält die Wiesbadener Katholikinnen und Katholiken aber nicht davon ab ihre „Boni“, wie das Gotteshaus in der hessischen Landeshauptstadt liebevoll genannt wird, ein Jahr lang mit vielen Veranstaltungen, Konzerten und einer Pfarreiwallfahrt zu feiern.

St. Bonifatius ist die größte und älteste katholische Kirche im Zentrum Wiesbadens. Zwischen Fußgängerzone, Luisenplatz und zwei großen Bushaltestellen spürt man hier den Puls der Stadt. Neben der Kirche erklingt fröhlicher Kinderlärm aus der Kita, im Roncalli-Haus werden die Angebote der Fachstellen und der Caritas stark frequentiert, das Zentrale Pfarrbüro direkt an der Luisenstraße ist täglich geöffnet. Und auch in der Kirche, die tagsüber bis zur Abendmesse geöffnet hat, ist Leben zu spüren. Viele Passantinnen und Passanten schauen kurz herein für ein Gebet in Stille, für das Entzünden einer Kerze oder um das Beichtangebot der Pallottiner zu nutzen. Samstags steht die City-Pastoral bereit, und begrüßt die Menschen, die in die Stadt strömen, bietet Gespräche und kleine Auszeiten an. Mittwochs bekocht die Kochgruppe der Boni die Obdachlosen. Das Essen gibt dann die Teestube aus.

Katholisches Zentrum in Wiesbaden

„St. Bonifatius ist ein Ort des Glaubens und des Lebens“, freut sich Stadtpfarrer Klaus Nebel über die ganze Vielfalt vor Ort und die stark frequentierte Kirche. Den Herausforderungen, die die Lage mit sich bringe, stelle man sich mit den Angeboten der City-Pastoral, so Nebel, der seit neun Jahren die Pfarrei leitet. Um die Zukunft seiner Pfarrei ist ihm nicht bang. Ob vor 175 Jahren, im Heute oder in 175 Jahren, die Fragen, die sich die Menschen stellten - nach dem Sinn des Lebens und was sie trage -, seien immer dieselben. Deshalb ist St. Bonifatius für Nebel ein zukunftweisender Ort. Auch wenn sich vieles in der Gesellschaft verschiebe, werde die Stadtkirche ein wichtiges Zentrum für den katholischen Glauben in Wiesbaden bleiben, ist er sich sicher.

Kirchenführung und Ausstellung

Mit einem Pontifikalamt mit Weihbischof Dr. Thomas Löhr wurde am 16. Juni das Jubiläumsjahr in der voll besetzten Kirche feierlich eröffnet. Im September nimmt die Pfarrei an der Nacht der Kirchen teil, am Tag des offenen Denkmals führen Kunsthistorikerin Dr. Simone Husemann und Küster Roland Marx durch Schatzkammer und Kirche und mit der Mauritiusvesper wird das Stadtfest eröffnet. Es folgen zahlreiche Konzerte, etwa am 13. Oktober das Chorkonzert „Te Deum“ mit dem Chor von St. Bonifatius, dem Audax Saxophonquartett und mit Mitgliedern des Hessischen Staatsorchesters. Im neuen Jahr sind unter anderem mit „Lux aeterna“ eine Lichtinszenierung mit Musik und Texten, eine Ausstellung zu 175 Jahre St. Bonifatius und eine Beteiligung an der Kurzen Nacht der Galerien geplant. Enden wird das Jubiläumsjahr mit dem Fronleichnamsfest und einer Pfarreiwallfahrt nach Fulda zur Grabstätte des Heiligen Bonifatius. Zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit dem Bus werden sich die Gemeindemitglieder auf den Weg machen zur Gedenkstätte ihres Schutzpatrons.

Engagiert vorbereitet hat das Jubiläumsjahr ein Organisationsteam bestehend aus Haupt- und Ehrenamtlichen und der Kirchenmusik unter der Leitung der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Dr. Claudia Scheidt. Zu finden ist das Programm unter www.bonifatius-wiesbaden.de.

Übrigens: Bei den Sanierungsarbeiten liege man gut im Zeitplan, so der Stadtpfarrer. Laufe alles nach Plan, seien bei den letzten Veranstaltungen des Jubiläumsjahres zumindest die Gerüste an der Fassade und den Türmen verschwunden.

Die St. Bonifatiuskirche

Nachdem die ursprünglich am Luisenplatz im neoklassizistischen Stil erbaute Kirche wegen Baumängel kurz vor der Weihe in sich zusammengestürzte, erhielt Architekt Philipp Hoffmann den Auftrag zum Bau der St. Bonifatiuskirche. Hoffmann hatte in Wiesbaden einen Namen, hatte er doch die Russisch-Orthodoxe Kirche auf dem Neroberg und die Synagoge auf dem Michelsberg errichtet. Am 5. Juni 1845 wurde der Grundstein für eine Kirche gelegt, in der Hoffmann gotische Bauformen mit dem antiken Rundbogen verband. Am 19. Juni 1849 wurde St. Bonifatius geweiht.

Die aktuelle Sanierung ist die größte Baumaßnahme seit Errichtung der Kirche, so Pfarrer Klaus Nebel. Ursprünglich sollte die Kirche nur von Innen renoviert werden, eine gründliche Prüfung des Kirchenbaus ergab jedoch eine umfangreiche Schadensbilanz. Fast jeder Stein werde umgedreht, ebenso werden im Zuge der Sanierung alle Fenster ausgebaut und gereinigt, gibt der Pfarrer zur Auskunft. Danach folgt erst der Innenraum. Vor acht Jahren habe die Pfarrei mit Unterstützung des Bistums mit den Planungen begonnen, sagt der Pfarrer, der noch mit vier weiteren Sanierungsjahren rechnet. Die Gesamtkosten schätzt er auf einen zweistelligen Millionenbetrag.

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