Marienstatt/Limburg, 17.06.2024
Erst Musiker, dann Mönch
Er ist aus Kolumbien nach Deutschland gekommen, um Berufsmusiker zu werden. Dann entschied er sich für ein Leben als Ordensbruder und Priester – und das im Westerwald. Zisterzienserbruder Augustinus Hernández wird am Sonntag, 23. Juni 2024, in der Abtei Marienstatt von Bischof Georg Bätzing zum Priester geweiht.
„Es sind viele Faktoren, Ereignisse und Menschen, die mich langsam nach Marienstatt geführt haben“, erzählt Hernández. Der 34-Jährige stammt aus Kolumbien und kam mit 19 Jahren nach Deutschland, um Musik zu studieren. „Das Erreichen des Erwachsenenalters in einer unbekannten Kultur löste in jenem Jahr eine tiefe Erforschung meiner Identität aus“, erinnert sich der Bruder. „Die Gewissheit, dass die Richtung meines Lebens in meiner eigenen Hand lag, war so klar wie nie zuvor. Die Fragen, wer ich eigentlich bin und wohin ich gehe, drängten sich unerwartet auf.“ Zum ersten Mal lebte er nicht bei seinen Eltern und der Alltag lag komplett in seiner Verantwortung.
Liebe zur Musik – Liebe zu Gott
Zunächst lebte er in Berlin und stellte sich dort – in einem sehr säkularen Umfeld, wie er selbst sagt – Fragen zu Gott. „Wie sieht meine Beziehung mit Gott aus? Soll ich am Sonntag in die Kirche gehen? Warum?“, sagt er. „Ich habe keine Sekunde an der Existenz Gottes gezweifelt, aber jene Fragen waren wichtig, vielleicht notwendig in dieser Phase meines Lebens.“ So habe er seinen Glauben wiederentdeckt. Sechs Jahre lang studierte Hernández in Saarbrücken Orchestermusik und Musikerziehung mit dem Schwerpunkt Violine an der Hochschule für Musik. In der Gemeinde, die er während seiner Studienzeit als geistliche Heimat wählte, begegnete er einer für ihn unbekannten Tradition der Kirche. Das „Kloster am Rande der Stadt“, eine Mischung aus Pfarrei und Kloster, brachte ihn dem monastischen Leben näher. „Ich verliebte mich dort in den gregorianischen Choral, in die Psalmen und in die lateinische Sprache, die die Liturgie so feierlich bekleidet“, erzählt Bruder Augustinus. Auf dem Weltjugendtag in Madrid 2011 erlebte er, dass die Kirche auch jung und lebendig ist. „Und in den Tagen danach habe ich mich zum ersten Mal gefragt, ob der Herr mich vielleicht zum Priester berufen möchte. Der Glaube war damals in meinem Leben schon sehr wichtig, aber ans Priestertum oder Mönchtum hatte ich bis dahin noch nie gedacht.“
Einige Monate vor seinem Abschluss an der Musikhochschule in Saarbrücken überlegte er, wie es weitergehen könne. „Ich fasste den Plan, ein Masterstudium in Kammermusik in Wien anzustreben. Nach zwei Tagen in Wien, an denen ich Gespräche mit den Professoren führte und die Universität besichtigte, wusste ich mit absoluter Sicherheit, dass ich weder Gott noch mich selbst anlügen konnte. Ich wollte nicht dort sein, ich sah mich nur in einem Kloster, ich sehnte mich nach einer Form des geweihten Lebens in einer monastischen Gemeinschaft. Diese Gewissheit kam mir möglicherweise als Verrücktheit vor; sie mag auch heute noch Verrücktheit sein, doch was wäre geistliches Leben ohne Verrücktheit?“, sagt Hernández.
Der Weg nach Marienstatt
Der Kontakt zu seinem, wie Hernández sagt, geistlichen Vater führte den 34-Jährigen schließlich nach Marienstatt. „Mein geistlicher Vater fuhr einmal im Monat nach Marienstatt zur Beichte. Als ich ihm von meinen Gefühlen und Gedanken erzählte, riet er mir, mit dem Konvent von Marienstatt Kontakt aufzunehmen und das Kloster womöglich für ein paar Tage zu besuchen“, beschreibt er den ersten Kontakt mit der Abtei. Einen Monat später verbrachte er zehn Tage im Konvent. Er erlebte das Kloster als einen Ort der Ruhe und des Friedens. Die Würde und Feierlichkeit der schlichten Liturgie der Zisterzienser begeisterten ihn, die Gartenarbeit, die für ihn völlig fremd war, faszinierte den Bruder und das Schweigen der Klausur wirkte nicht bedrückend, sondern einladend auf ihn. „Ein Gespräch mit dem Abt am Ende des Aufenthalts gab mir wichtige Richtlinien für die kommende Zeit: Weiterhin studieren, die Erfahrungen dieser Tage ins Gebet einschließen und den Herrn weiterhin fragen, was er von mir wolle“, erinnert sich Bruder Augustinus.
So verlief fast ein Jahr und Hernández habe gespürt, dass er in Marienstatt leben wolle. Und er kam zurück. „Ich hatte keine außergewöhnliche Erscheinung, kein Licht vom Himmel, keine laute Stimme in Träumen. Und doch hatte Gott seinen Willen deutlich kundgetan in der einfachen Feststellung, am richtigen Ort glücklich zu sein“, sagt er. Nach etwa einem Monat in der Abtei musste er zum Ablegen der Prüfungen an der Universität nach Saarbrücken zurückfahren, obwohl er das Kloster eigentlich nicht verlassen wollte. Die Entscheidung war gefällt. Hernández wollte Bruder in Marienstatt werden. Am 18. August 2016 trat er in das Kloster ein, ein halbes Jahr später bekam er den Habit des Zisterzienserordens und den Ordensnamen Augustinus. Es folgten zeitliche und ewige Profess. Seit 2019 studierte er Theologie an der Vinzenz Pallotti University Schönstatt/Vallendar mit Schwerpunkt Kirchenrecht.
Mit Social Media Eindrücke teilen
Für die Zukunft hat sich der Zisterzienserbruder vorgenommen, mit Hilfe von Social Media Eindrücke aus dem Alltagsleben der Mönche sichtbar zu machen. „Ich war lange Zeit skeptisch, ob diese ‚neue Welt‘ mit unserer Spiritualität zu vereinbaren ist“, erklärt er. „Immer, wenn wir gefragt werden, wie wir uns ‚attraktiver‘ machen können, denke ich, dass die monastische Lebensform wie sie ist schon faszinierend ist. So kam die Idee, einige Eindrücke unseres Alltags mit der Welt zu teilen, ohne unser zurückgezogenes Leben in der Klausur zu verlassen oder zu vernachlässigen.“ Es sei ein neuer Weg, den er mit der Unterstützung seiner Mitbrüder und anderer helfender Hände gehen wolle.
Auf die Frage, warum er gerade in der heutigen Zeit, die von Krisen in der Kirche geprägt ist, Priester werden möchte, antwortet er: „Es kommt mir nicht zu, zu beurteilen, ob diese Zeiten besser oder schlechter sind als andere. Es ist die Zeit, in der ich nun lebe, in der ich dem Herrn und der Kirche dienen will. Ich glaube außerdem, dass wir in einigen Teilen der Erde eher eine Krise des Glaubens erleben. Es gab schon verheerende Zeiten in der Geschichte der Kirche. Aber ich bin zuversichtlich, dass die Kirche alle Schwierigkeiten überwinden kann, wenn sie ihrem Herrn treu bleibt.“
Priesterweihe, Primizsegen und Feier
Am Sonntag, 23. Juni 2024, wird Bischof Georg Bätzing Bruder Augustinus in der Abteikirche zum Priester weihen. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr. Auf diese Liturgie mit Freunden, Familie und Gläubigen der Pfarrei freut sich der Zisterzienserbruder schon besonders, aber auch auf den Dienst als Priester „als besondere Prägung meines Mönchseins, um für Gott und die Menschen da zu sein“. Um 15.30 Uhr gibt es dann noch eine Vesper mit anschließendem Primizsegen, zudem wird Hernández am Montag, 24. Juni, um 10 Uhr die Primizmesse feiern. Auch da haben die Gläubigen die Möglichkeit, den Primizsegen zu empfangen.
Am Sonntag, 30. Juni, veranstaltet die Pfarrgemeinde und der Ortsausschuss Marienstatt ein Fest zur Weihe des Neupriesters. Um 10 Uhr beginnt ein feierlicher Gottesdienst in der Abteikirche, danach sind die Besucherinnen und Besucher in den Abteihof, bei schlechtem Wetter ins Pfarrheim, eingeladen, um dem Neupriester zu gratulieren. Um 16.45 Uhr wird dann eine Vesper gefeiert. In der Zwischenzeit gibt es ein Begleitprogramm, unter anderem mit Führungen durch die Klosterbibliothek.
Predigt zur Priesterweihe
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