DILLENBURG, 11.03.2024
Kirche in neuem Licht
„Applaus, Applaus, für deine Worte. Mein Herz geht auf, wenn du lachst“ – während das Lied von den Sportfreunden Stiller in der Herz Jesu Kirche in Dillenburg zu hören ist, tauchen Scheinwerfer den Altarraum in rot-oranges Licht. Die Kirche einmal ganz anders erleben – das ist ab sofort in der Lichter- und Meditationskirche am Wilhelmsplatz möglich. Am Freitag, 8. März 2024, wurde sie feierlich eröffnet. „Wir wollen eine gastfreundliche und offene Kirche für alle Menschen sein. Ein Ort, der gut tut“, sagte Pastoralreferentin Bettina Tönnesen-Hoffmann bei der Eröffnung zu den mehr als 60 Besucherinnen und Besuchern.
Die Lichterkirche funktioniert so: Über ein Bedienpult im hinteren Teil der Kirche können Musikstücke, Texte, Gebete oder Meditationen abgespielt werden. Die Auswahl ist vielfältig. Bei Musik reicht sie beispielsweise von klassischen Kirchenliedern über Taizé-Gesänge, Chöre und Bands aus der Region bis hin zu den Toten Hosen oder Queen. Während die Lieder, Meditationen oder Gebete erklingen, wird der Altarraum in ein vordefiniertes Licht getaucht. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, individuelle Farbkombinationen einzustellen und so eine ganz persönliche Atmosphäre zu schaffen. Grünes, rotes, blaues, gelbes Licht oder sogar eine Kombination daraus, wie beispielsweise ein Regenbogen, sind möglich.
„Ein bisschen wie Kirchenkino“
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Die Lichterkirche bietet jedoch nicht nur geistliche Inhalte, sondern ermöglicht es auch, den Kirchenraum besser kennenzulernen. Wer mehr über die Herz Jesu Kirche erfahren möchte, kann sich eine Kirchenraumführung auf Deutsch und Niederländisch anhören. „Dillenburg ist Ziel für viele niederländische Touristinnen und Touristen“, erklärt Tönnesen-Hoffmann. Nicht nur deshalb hat die Lichter- und Meditationskirche in Dillenburg eine sehr gute Lage am Wilhelmsplatz. Hier verlaufen überregionale Wander- und Radwege direkt an der Kirche vorbei. Und sie liegt in der Laufnähe von vier Schulen. „Die Lichterkirche soll nicht nur als Ort der persönlichen Andacht, sondern auch als kulturelles Zentrum und Ort der Gemeinschaft fungieren“, sagt Tönnesen-Hoffmann.
Bei den Besucherinnen und Besuchern kommt die Idee gut an. „Was mir besonders gut gefällt, ist dieses Wechselspiel der Farben. Das ist so ein bisschen Kirchenkino, was ich hier erlebe“, sagt Ralf Arnd Blecker, Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Dillenburg. „Die vielfältigen Möglichkeiten finde ich fantastisch. Es wird an alle Zielgruppen gedacht. Von moderner bis klassischer Musik, perfekt abgestimmt auf die jeweiligen Lichtfarben“, fügt Klaus Kordesch hinzu. Auch für Kinder und Familien gibt es Angebote, von Bibelgeschichten bis zu Kinderliedern. „Besonders beliebt ist bei Kindern vor allem der Bibel-Rap“, berichtet Tönnesen-Hoffmann.
Von der Orgeljukebox zur Lichterkirche
Ursprünglich war die Idee, eine Art „Orgeljukebox in der Kirche zu installieren. „Bei der Suche nach Möglichkeiten bin ich auf eine Kollegin aus dem Sauerland gestoßen, die dort seit einigen Jahren sehr gute Erfahrungen mit einer Lichter- und Meditationskirche macht“, erzählt Tönnesen-Hoffmann. Aufgrund ihrer dynamischen Stelle ist es ihre Aufgabe, Projekte zu initiieren, die über das hinausgehen, was in einer Pfarrei klassischerweise passiert – wie zum Beispiel die Lichter- und Meditationskirche. Die Umsetzung führte zu einem evangelischen Pfarrer, der das Konzept der Lichterkirche entwickelte und die exklusive Software und das Bedienpult vertreibt. Obwohl die meisten Lichterkirchen in Deutschland einen evangelischen Hintergrund haben, ist die Umsetzung dieses Konzepts auch in katholischen Gemeinden möglich.
Geliefert wurde die Meditationskirche mit vorgefertigten Inhalten. Inzwischen hat das Dillenburger Pastoralteam jedoch über 100 Dateien ausgetauscht oder ergänzt. Neue Texte, Gebete und Impulse wurden eingesprochen. „Wir sind sehr froh darüber, dass sich bei der Gestaltung viele ehren- und hauptamtlich Tätige mit ihren Perspektiven und Ideen eingebracht haben. Es war zu spüren: Da weht ein guter Geist“, so Tönnesen-Hoffmann.
Die Lichterkirche kann zu den regulären Öffnungszeiten täglich von 9 bis 17 Uhr besucht werden. Zukünftig sind Kooperationen mit Schulen, Chören, Musikgruppen und der Lebenshilfe geplant. „Zudem leben in unserer Region viele Menschen mit einer Migrationsgeschichte – auch deren Musik soll vorkommen“, sagt Tönnesen-Hoffmann. Christinnen und Christen verschiedener Herkunftsländer könnten beispielsweise auch das Vaterunser in ihrer Muttersprache einsprechen.
Hintergrund Finanzierung
Finanziert wird das Projekt durch Fördermittel des Regionalmanagements der Region Lahn-Dill-Bergland sowie durch Zuschüsse aus dem Innovationsfonds des Bistums Limburg und dem Budget der „dynamischen Stelle“. Die Planung und Umsetzung des Projekts dauerte knapp ein Jahr und umfasste die Beschaffung der erforderlichen Ausstattung sowie die Schulung des Personals für die Nutzung der Lichterkirche.