LIMBURG, 22.02.2024
Von Palmen, Tänzen und Mangos
Im Rahmen einer Jugendbegegnungsreise hat eine Gruppe von 16 jungen Erwachsenen des Bistums Limburg von Freitag, 2. Februar 2024, bis Donnerstag, 15. Februar, die Philippinen besucht. In der Partnerdiözese Alaminos trafen sie philippinische junge Erwachsene. Von ihren Erfahrungen und Erlebnissen berichtet die jüngste Teilnehmerin der deutschen Gruppe, Selina Schneider, die an der Hochschule in St. Georgen Theologie studiert.
Als bunt gemischte Reisegruppe, die sich untereinander wenig bis überhaupt nicht kannte, starteten wir vom Frankfurter Flughafen unsere Reise ans andere Ende der Welt. Viele waren noch nie so weit von zu Hause weg. Für eine Teilnehmerin war es sogar der erste Flug. Nach der langen Anreise und dem Kennenlernen der philippinischen Gruppe verbrachten wir die ersten Tage gemeinsam in der Hauptstadt Manila.
Präsentationen und Workshops waren Ausgangspunkt für Diskussionsrunden zu Themen wie Politik, Ökologie und Klima, Bildung und Religion. In diesem Forum erfuhren wir z.B. voneinander, welche Auswirkungen der Klimawandel bereits auf unsere Länder hat und wie die Menschen vor Ort damit umgehen. Das Erlernen von Tänzen und Animationen lockerte das Nachdenken durch humorvolle Stimmung auf.
Fahnenspalier, Trommeln, Musik
Unsere Ankunft im Partnerbistum Alaminos gestaltete sich traditionell philippinisch: Fahnenspalier, Trommeln, Musik und eine Muschelkette für jeden von uns. Eine so große Willkommenszeremonie war für uns anfangs ziemlich ungewohnt und ließ uns leicht verwundert zurück. Viele mit der Partnerschaft verbundene Menschen hatten den Weg auf sich genommen, um uns zu begrüßen und den Abend mit uns zu verbringen. In den folgenden Tagen tauchten wir in die philippinische Kultur und Lebensweise ein. Kulinarisch kamen wir vom Frühstück an in den Genuss, Reis in allen möglichen Variationen zu sämtlichen Mahlzeiten zu verzehren. Dazu werden auf den Philippinen häufig Fleisch- und Fischgerichte, Gemüse und Mangos serviert. Nicht so leicht verdauten wir unsere Rolle als deutsche Aushängeschilder und Vertreter der Partnerschaft. An die tiefe Dankbarkeit der Menschen mussten wir uns erst einmal gewöhnen. Jene hob uns zeitweise auf ein Podest, das uns nicht nur aufgrund des Ansehens unangenehm war. Als junge Erwachsene, größtenteils im Studium, hatten wir im Vorfeld noch keinen persönlichen Beitrag zur Partnerschaft geleistet. Rückblickend war es ein Lernprozess, die Stellung anzunehmen, einzuordnen und damit umzugehen.
Die Partnerschaft zwischen dem Bistum Limburg und der Diözese Alaminos besteht seit 1987 und beinhaltet unter anderem Gemeindepartnerschaften, Projekte und gegenseitige Freiwilligendienste in der Partnerdiözese. Mit einem Schulstipendium werden nicht nur die einzelnen Kinder unterstützt, sondern konkret ganze Familien. Durch die Übernahme der Kosten für Transport und Internet können die Jugendlichen einen Schulabschluss machen und sich danach für ihre Eltern, Geschwister und Verwandten einbringen. Dieses Bewusstsein entwickelten wir während unseres Besuchs in den Partnergemeinden.
Zentrale Rolle der Familien
Eindrücklich bleibt mir der Nachmittag in Erinnerung, als wir verschiedene Scholars (so nennt man die Stipendiaten) zu Hause besuchten. Für viele war es vermutlich das erste und einzige Mal, dass jene Menschen aus Deutschland zu Besuch kamen, denen sie das Stipendium verdanken. Entsprechend herzlich wurden wir empfangen. Obwohl ihre Häuser häufig nur aus einem Zimmer im Erdgeschoss und wenigen Zimmern im Obergeschoss bestehen, machten sie einen glücklichen und zufriedenen Eindruck. Hier wurde uns im täglichen Miteinander auch die zentrale Rolle der Familie im philippinischen Leben bewusst. Anders als in Deutschland werden die ältesten Mitglieder versorgt und bis ins hohe Alter zu Hause gepflegt. Dabei spielt es keine Rolle, wie klein oder groß die finanziellen Mittel sind.
Trotz all der Unterschiede von Sprache, Landschaft und Kultur begegnete uns ein verbindendes Element: unser Glaube. Glaube ist auf den Philippinen keine Privatsache und wird trotz ähnlicher Schwierigkeiten wie in Deutschland (z.B. Bedeutungsverlust und Priestermangel) optimistisch und mutmachend gelebt. Das Kennenlernen neuer Frömmigkeitsfomen und Denkweisen ließ uns einen Eindruck von Weltkirche gewinnen. Es wurde deutlich: Weltkirche erlebt man, wenn das Verbindende größer wird als das Trennende; wenn man in der Millionenstadt Manila nachts ein beleuchtetes Kreuz auf den Dächern der Stadt entdeckt; wenn der Gottesdienst auf einer Inselkapelle am türkisblauen Meer unter Palmen gefeiert wird; wenn am Lagerfeuer tausende Kilometer entfernt von der Heimat persönliche Glaubenszeugnisse geteilt werden.
Direkter Austausch und Kontakt ist wichtig
Die Reise hat deutlich gemacht, wie wichtig der direkte Kontakt und der Austausch untereinander sind. Niemals könnte diese Art von Eindrücken, Begegnungen und gewachsenen Freundschaften durch digitale Angebote vermittelt werden. In Gesprächen mit den verschiedensten Persönlichkeiten wurde unsere Aufgabe deutlich: einander zuzuhören, voneinander lernen und in allen Unterschieden stets das Gemeinsame und Verbindende suchen.
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