Frankfurt/Limburg/Rüdesheim, 08.02.2024
Wunschzettel für Bildungsangebote in Leichter Sprache
„Ja, das geht nicht mehr weg“, das Internet, scherzt Sebastian Jähnke. Er ist Pädagoge und Experte für inklusive Bildungsangebote. Deshalb brauche es Bildungsangebote, die die digitale Teilhabe aller fördern, so Jähnke, der am Montag, 5. Februar, einen Workshop der Katholischen Erwachsenenbildung Hessen e.V. (KEB Hessen) zum Thema „Gesellschaft der Zukunft“ moderiert hat. Bei dem Workshop in Limburg wurden zukünftige Themen für Bildungsangebote in Leichter Sprache gesucht – und zwar gemeinsam mit Menschen mit Assistenzbedarf aus Einrichtungen der Lebenshilfe Limburg Diez e.V. und des Sankt Vincenzstiftes Aulhausen (Rüdesheim). Als wesentliche Zukunftsthemen kristallisierten sich Digitalisierung und Internetnutzung heraus. Die insgesamt 13 Teilnehmenden konnten dabei „Wunschzettel“ für Angebote und Lernmaterialien in Leichter Sprache schreiben.
„Digitale Teilhabe ist soziale Teilhabe und zukünftig zwingende Voraussetzung für echte Selbstbestimmung“, erklärt Anne Badmann, Referentin für Bildungsangebote in Leichter Sprache bei der KEB Hessen. „Dabei ist der souveräne Umgang mit dem Digitalen ein Ziel künftiger Angebote.“ Wichtig ist Badmann bei ihren Angeboten die Beteiligung der Zielgruppe. Deshalb gibt es jedes Jahr einen Themenfindungsworkshop. Dabei geht es um die tatsächlichen und aktuellen Bedarfe der Zielgruppe. Unterstützt wird sie dabei in diesem Jahr von Ruben Rhensius. Er ist Referent für Leichte Sprache und barrierefreie Kommunikation beim Caritasverband für die Diözese Limburg e.V.
Was tun bei Mobbing und Hatespeech?
Die jungen Erwachsenen haben zunächst gesammelt, was ihnen zum Thema einfällt. An einigen Stellen merkten sie dabei, dass Vorteile des Internets und des Smartphones gleichzeitig Nachteile sein können, beispielsweise „immer erreichbar“ oder „Fotos sind gespeichert“. Und während die einen schon recht sicher in der Benutzung des Smartphones sind, wünschten sich andere einen Grundlagen-Kurs für Smartphone oder Laptop. Neben vielen Ideen zu Grundlagen und Sicherheit im Internet gab es auch ganz konkrete Ideen. So konnte sich ein junger Mann auch ein Kursangebot vorstellen, wie man einen Computer auseinanderbaut und den Lüfter austauscht. Andere wünschten sich Betriebsanleitungen fürs Smartphone in Leichter Sprache. Und wieder andere wünschten sich Bildungsangebote, die sich mit Mobbing und Hatespeech auseinandersetzen und wie man sich konkret dagegen wehren kann. „In den Werkstätten hat mittlerweile fast jeder ein Smartphone. Damit einher gehen natürlich auch viele Fragen. Auch wenn die Leistungsnehmerinnen und -nehmer zum Teil besser mit dem Smartphone umgehen als wir“, sagt Bildungsbegleiterin Manuela Muno vom St. Vincenzstift, „gibt es doch auch manchmal einen unbedarften Umgang, beispielsweise mit Daten.“ In der Wunschliste der Teilnehmenden sieht Muno auf Anhieb viele relevante Themen wie Sicherheit oder Persönlichkeitsrechte im Internet.
Für Anne Badmann und Ruben Rhensius heißt es jetzt: alle Wunschzettel auswerten und ein „Bildungspaket“ in Leichter Sprache schnüren, das dann für möglichst viele Einrichtungen wie Wohngruppen und Werkstätten attraktiv ist. Am liebsten wäre ihnen dabei ein Angebot, das sich an Menschen mit Assistenzbedarf und Fachkräfte aus den Einrichtungen gleichzeitig richtet. Dazu Anne Badmann: „Ich habe aus zahlreichen Gesprächen den Eindruck, dass viele Fachkräfte sich gerne selbst im digitalen Bereich weiterbilden würden, um den von ihnen betreuten Menschen Hilfestellung bei Fragen rund um Smartphone, Tablet und Internet geben zu können.“
Projekt Elli: Einfach lernen – lebenslang und inklusiv
Der Workshop und die Bildungsangebote in Leichter Sprache gehören zum Projekt Elli (Einfach lernen – lebenslang und inklusiv), das vom hessischen Kultusministerium gefördert wird.
Auf den Internetseiten www.leichte-sprache.online und auf www.keb-hessen.de gibt es weitere Informationen zu diesem und weiteren Projekten der KEB Hessen.