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Frankfurt, 05.12.2025

Krippe ohne Ochs und Esel (noch)

Vor der Kirche St. Ignatius im Frankfurter Westend steht eine Krippe, die durch die Adventszeit hindurch wächst und sich verändert. Jeden Sonntag sind Menschen eingeladen, daran mitzugestalten und ihre eigenen Gedanken, Ideen und Sorgen einfließen zu lassen.

Unter dem Zeltdach stehen ein leerer Stuhl und ein Holztisch auf dem nackten Korkboden, weitere Plastikstühle lehnen zusammengeklappt daneben an einer Holzsäule. Hinter dem Zelt erheben sich die Wolkenkratzer der Skyline, gebaut aus weißem Karton. Und davor ziehen sich Fußabdrücke durch den Sand, auf denen mit buntem Filzstift Namen stehen.

Die Krippe von St. Ignatius ist in diesem Jahr etwas ganz Besonderes. Statt Jesuskind, Maria und Josef, Ochs und Esel gibt es Impulse, die Gestaltung hinter der Glasscheibe verändert sich und wächst auf dem Weg durch den Advent. „Die Krippe entsteht schrittweise“, erklärt Pater Christoph Soyer, Priester in der zur Dompfarrei gehörenden Westend-Gemeinde St. Ignatius im Gärtnerweg 60. „Sie reagiert auf das, was Menschen mitbringen. Und sie stellt sich selbst zur Verfügung – als Ort, an dem Nähe erfahrbar wird, ohne aufdringlich zu sein. Niemand muss!“

An allen vier Adventssonntag gibt es einen Impuls, der einlädt, mit Jesus ins Gespräch zu kommen und mit der Krippe in Kontakt zu treten. Das Thema der Krippe lautet: „Mitten im Alltag zum Geburtstag Jesu eingeladen sein“. Im jeweiligen Gottesdienst am Adventssonntag wird gemeinsam zu einer Frage rund um diese Geburtstagsfeier gesprochen und gedacht. Am ersten Advent zum Beispiel zur Frage: „Wen nehme ich mit zur Geburtstagsfeier?“ Kinder und Erwachsene notierten die Namen von jenen Menschen auf „Fußabdrücke“, die sie zur Geburtstagsfeier von Jesus mitnehmen wollen, auch im Vorraum und draußen neben der Krippe konnte man Namen aufschreiben. Die aus Holz ausgefrästen Fußabdrücke wurden anschließend in die Krippe gelegt.

Antwort mit Nähe

Die Impulse der kommenden drei Adventssonntage werden noch nicht verraten, aber natürlich geht es auch um das Schwere, Schmerzende, das wir zur Krippe bringen, manchmal ohne, dass wir es in Worte fassen können. Der als verletzliches Menschenkind geborene Jesus antwortet mit Nähe, sieht an und berührt.

Die besondere Krippe steht bewusst nicht in der Kirche, sondern draußen, sichtbar und zugänglich, aber doch zurückhaltend am Rand, erklärt Nikolaus Meyer, der das Projekt gemeinsam mit Pater Soyer realisiert hat. Sie unterbricht nicht den Weg, aber sie wartet auf Menschen, die sich ihr nähern und sich mit ihren Fragen, Möglichkeiten, Einladungen auseinandersetzen möchten. Die beiden haben den Unterbau, auf dem der mit Plexi-Glasscheiben geschützte Schaukasten ruht, aus Holzpalletten gezimmert, wie so vieles, was in den Sommern der vergangenen Jahre im Kirchgarten entstanden ist. Diese Art von grobem Material spricht an: „Das ist Holz, das transportiert; nicht dekorativ, sondern zweckhaft“, sagt Christoph Soyer.

Das passt zur Idee der sich wandelnden Krippe, denn auch sie soll nicht beeindrucken, sondern berühren, nicht gefallen, sondern Fragen stellen. Ganz besonders sind Kinder eingeladen und jene, die nur selten an der Kirche vorbeikommen und die vielleicht gar nicht viel erwarten, aber etwas vorfinden, das sie zum Nachdenken bringt.

Die Krippe

Eine Krippe, die in aller Regel die Geburt Jesu im Stall darstellt, gibt es nicht nur in fast allen Kirchen, sondern auch in vielen Privathaushalten. Meist wird die Krippe zu Beginn des Advents aufgebaut, um sich möglichst lang in Vorfreude auf Weihnachten daran freuen zu können. Offiziell gilt seit der Liturgiereform von 1970 der Sonntag nach dem Dreikönigstag (6. Januar) als Ende der Weihnachtszeit. Dennoch bleiben in vielen Kirchen die Krippen bis Anfang Februar stehen. Der Grund ist, dass das Fest Mariä Lichtmess am 2. Januar vor 1970 offiziell das Ende der Weihnachtszeit markierte. Viele Kirchen sind bei dieser Tradition geblieben. 

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