Limburg, 15.12.2025
Ein sichtbares Zeichen für queere Menschen
„Wir stehen ein für die Wertschätzung von Verschiedenheit, verleihen dem Anliegen Stimme nach innen und außen und vernetzen Initiativen und Gruppen queerer Menschen im Bistum“, erklärt Gorges-Braunwarth. „Queere Menschen mit ihren Familien und Zugehörigen sind immer schon Teil unserer Kirche. Zugleich haben viele queere Menschen Ausgrenzung und Verletzung durch die katholische Sexuallehre erfahren. Gerade vor diesem Hintergrund ist es wichtig, um die besondere Lebenssituationen und Vulnerabilität der Gruppen zu wissen und sensibilisierte Ansprechpersonen benennen zu können“, sagt Gorges-Braunwarth.
Würdigung aller Partnerschaften
Bereits 2020 hatte sich der Diözesansynodalrat dafür ausgesprochen, dass das Bistum Limburg alle Partnerschaften würdigt, in denen Menschen in gegenseitiger Treue füreinander Fürsorge und Verantwortung übernehmen. Im Oktober 2021 wurden dann Susanne Gorges-Braunwarth und Holger Dörnemann zu LSBTIQ-Beauftragten im Bistum Limburg ernannt. Im Dezember 2025 dann Uwe Michler.
„Die Akzeptanz queerer Menschen in der katholischen Kirche ist noch immer nicht selbstverständlich. Deshalb braucht es auch ein sichtbares Zeichen sowohl nach innen als auch nach außen“, sagt Michler. „Nach innen, um deutlich zu machen, dass gerade im Bereich der Sexualmoral und ihrem Verhältnis zu LSBTIQ unsere Kirche immer noch Lernen darf – das betrifft auch ihre Lehre, die dringend weiterentwickelt werden müsste. Und nach außen, um sichtbar zu machen, dass wir als Kirche auch ein Player sein wollen, der sich für Vielfalt und die Rechte von queeren Menschen in unserer Gesellschaft einsetzt.“ Michler betont, dass es ihm ein wichtiges Anliegen sei, dass sich queere Menschen in der katholischen Kirche zuhause fühlen.
Grundlagenwissen und Handlungsfelder in der Pastoral
Ganz konkret gibt es ein Netzwerk von Gruppen und Initiativen queerer Menschen in der Kirche sowie spezifischer Beratungsstellen, mit denen die Ansprechpersonen im Austausch stehen. In diesem Kreis werden aktuelle Entwicklungen und Themen identifiziert und gemeinsam über geeignete Maßnahmen nachgedacht. In Kooperation mit dem Bistum Mainz und dem Pastoraltheologischen Institut haben die Beauftragten ein Fortbildungsmodul entwickelt, das Grundlagenwissen zu queeren Lebenswirklichkeiten vermittelt und für Handlungsfelder in Pastoral sensibilisiert. Zudem machen sie durch exemplarische Veranstaltungen wie Ausstellungen und Lesungen auf das Thema aufmerksam und verbinden damit Begegnung mit queeren Menschen.
Die Vielfalt sexueller Identitäten und ein angemessener Umgang damit sei gesellschaftlich und kirchlich Gegenstand intensiv und zuweilen polarisierend geführter Debatten, sagt Gorges-Braunwarth. „Persönlich bin ich empört über die steigende gruppenspezifische Menschenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft, die in zunehmendem Maß auch queere Personen betrifft. Nachfolge Jesu bedeutet für mich, an der Seite der Ausgegrenzten und Vulnerablen zu stehen“, so Gorges-Braunwarth.